Gelsenkirchen. Ein Besuch auf der „Techno-Classica“: Auch dieser Ersatzteile-Händler aus Gelsenkirchen ist bei der Oldtimer-Messe in Essen mit am Start.

Im Sudan wurde Eberhard Karasch schon mal von einem bewaffneten Militärposten angehalten und kontrolliert. Auf Haiti musste er ein Gebäude betreten, das als einsturzgefährdet galt. Aber was nimmt man nicht alles an Risiken in Kauf, um an begehrte Original-Ersatzteile von Mercedes-Benz zu kommen?!? Mit solchen handelt der in Ückendorf ansässige Betrieb „Werner Karasch & Co GmbH“ bereits seit runden 50 Jahren. Und einen Bruchteil seiner 150.000 Teile stellt der Händler noch bis Sonntag auf der „Techno-Classica“ in Essen aus.

Die Gründung der Firma erfolgte vor runden 50 Jahren

Die 32. Auflage der Oldtimer-Messe „Techno-Classica“ läuft noch bis einschließlich Sonntag, 27. März.
Die 32. Auflage der Oldtimer-Messe „Techno-Classica“ läuft noch bis einschließlich Sonntag, 27. März. © Unbekannt | Thomas Richter

„Wir sind regelmäßig hier auf der Messe mit einem Stand vertreten. Für uns ist das eine wichtige Form der Kontaktpflege mit unseren Kunden“, erzählt Eberhard Karasch. Der 43-Jährige half schon im Kindesalter im elterlichen Betrieb aus, den sein Vater Werner 1972 gegründet hatte. Nach dem Abschluss einer kaufmännischen Ausbildung übernahm er zahlreiche Aufgaben. Inzwischen ist der Sohn des Gründers nun Geschäftsführer der „Werner Karasch & Co GmbH“ mit Sitz an der Leither Straße.

„Wir haben eine internationale Kundschaft, nur rund ein Drittel kommt aus Deutschland“, erzählt der Händler. Die meisten Teilekäufer würden aus Asien stammen – genauer gesagt: aus Japan, Malaysia und Singapur. „Aber ich habe auch Stammkunden in Burkina Faso oder Ghana. Es gibt kaum ein Land auf der Welt, wohin wir noch nichts geliefert haben.“

Eine betagte Autoantenne von Mercedes-Benz für 150 Euro

Sein Vater hätte den Betrieb gegründet, weil dieser damals eine Marktlücke erkannt hätte und aus seinem Hobby unbedingt einen Beruf machen wollte. Und diese Leidenschaft für den Erhalt guter, schöner Dinge, sie brenne auch in ihm lichterloh, gibt Karasch zu.

Der nächste Kunde kommt an den Stand und fragt nach einer besonders betagten Autoantenne. Dieses Ersatzteil, so erzählt es der Händler, habe er einst in Rumänien aufgetrieben. Dann packt er es zur besseren Ansicht kurz aus dem Originalkarton aus. Und der Preis? „150 Euro, bitte!“ Der Kunde zückt die Brieftasche. Und zahlt anstandslos die geforderte Summe.

Der Preis der Ersatzteile richtet sich stets nach dem Wert des Fahrzeugs

Sind denn alle Ersatzteile für Mercedes-Benz eher kostspielig? „Grundsätzlich war früher alles billiger. Aber unsere Ersatzteil-Preise stehen immer im Einklang mit dem Wert des Fahrzeugs, zu dem sie gehören“, erklärt der Händler. Das bedeutet: Er hat für die ganz besonders raren PS-Schätzchen auch schon Ersatzteile für fünf- oder gar sechsstellige Euro-Beträge verkauft.

Lange in Listen nach dem richtigen Preis für seine rund 150.000 Artikel zu stöbern, das braucht er übrigens nicht. „Rund die Hälfte habe ich im Kopf. Ich weiß auch meistens sofort, ob wir ein gesuchtes Ersatzteil im Bestand haben oder nicht“, erzählt der bekennende Mercedes-Fan, der auch selbst ein Fahrzeug dieses Fabrikats fährt. Aber das gehöre einfach für ihn dazu: „Um diesen Beruf auszuüben, muss man schon ein bisschen Autonarr sein.“

Seit 1980 hat die Firma ihren Sitz in Gelsenkirchen-Ückendorf

Nach ihrer Gründung 1972 war die Firma zunächst für acht Jahre in Wanne-Eickel angesiedelt. Seit 1980 ist die Leithestraße in Ückendorf der Stammsitz von Karasch & Co. „Gelsenkirchen ist aus meiner Sicht ein guter Standort, weil wir hier eine funktionierende Verkehrsanbindung haben und als Unternehmen gute Rahmenbedingungen vorfinden“, so der Firmenchef, der auch privat in Ückendorf lebt.

Zum Portfolio von Karasch gehören Ersatzteile für Mercedes-Benz-Fahrzeuge, die zwischen 1926 und 1996 gebaut wurden. Manche Teile für diese Oldtimer würden heute noch nachproduziert. Die meisten müssen aber aus weltweiten Altbeständen aufgetrieben werden – zur Not auch im Sudan oder auf Haiti.