Gelsenkirchen. In Kooperation wollen das Consol-Theater und Gelsensport Kinder für das Thema sexualisierte Gewalt sensibilisieren. Neues Theaterstück startet.

Bundesweit erleben Kinder und Jugendliche in Sportvereinen immer wieder unterschiedlichste Formen der sexualisierten Gewalt. Um nun auch die Jüngsten für dieses so schwierige Thema zu sensibilisieren, hat das Consol-Theater in Zusammenarbeit mit Gelsensport ein neues Theaterstück für Kinder ab vier Jahren entwickelt. „Max will immer küssen“ heißt es, die Premiere am 26. Februar ist bereits ausgebucht. Danach soll es auf Tour gehen und bei allen interessierten Sportvereinen, Kitas und Grundschulen Halt machen. Bewerbungen sind ab sofort möglich.

Bilderbuch von Martin Baltscheit diente als Vorlage und Inspirationsquelle

Im so genannten „Lüfter“ des Consol-Theaters in Gelsenkirchen steigt am 26. Februar die Premiere des neuen Stückes „Max will immer küssen“, das sich vornehmlich an vier- bis achtjährige Kinder richtet.
Im so genannten „Lüfter“ des Consol-Theaters in Gelsenkirchen steigt am 26. Februar die Premiere des neuen Stückes „Max will immer küssen“, das sich vornehmlich an vier- bis achtjährige Kinder richtet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Vorlage dieses Stückes ist das gleichnamige Bilderbuch des bekannten Autoren Martin Baltscheit. In diesem treibt ein ausgewachsener Gorilla namens Max sein Unwesen im Dschungel, wo er jedes Tier, das ihm begegnet, nicht nur innig umarmen, sondern immer gleich auch küssen will. Den anderen Tieren wird es aber irgendwann zu bunt. Sie rufen „Halt!“ und schreien heraus, dass ihnen das Küssen unangenehm ist.

Genau dieses Setzen von Grenzen und das Erkennen von Grenzüberschreitungen ist auch im Theaterstück, das Regisseurin Andrea Kramer mit den beiden Schauspielern und Theaterpädagogen Mayra Capovilla und Patrick Strohm erarbeitet hat, der entscheidende Aspekt. „Gelsensport ist mit diesem Themenvorschlag auf uns zugekommen. Auch für uns ist das eine ganz besondere und wichtige Produktion“, erklärte Georg Kentrup, einer der Geschäftsführer des in Bismarck beheimateten Consol-Theaters.

Von körperlichen Übergriffen bis zu verbalen Grenzüberschreitungen

Die Spannbreite der sexualisierten Gewalt gegen Kinder sei im Sportbereich eine sehr breite, wissen Ulrike Schlegel und Tanja Eigenrauch von Gelsensport zu berichten. Diese reiche von körperlichen Übergriffen wie unerwünschten Berührungen und Umarmungen bis hin zu verbalen Grenzüberschreitungen.

Die Sportvereine können aber nicht nur Tatorte für Vorkommnisse dieser Art sein. „Viele Trainer sind für die Kinder auch wichtige Kontaktpersonen, denen sie sich vielleicht anvertrauen und erzählen wollen, wenn ihnen so etwas passiert ist“, nennt Eigenrauch eine wichtige Komponente.

Kinderschutz als Qualitätsmerkmal

Der Landessportbund (LSB) in NRW mit Sitz in Duisburg hat ein Qualitätsbündnis ins Leben gerufen, das allen Sportvereinen dabei helfen soll, wirkungsvolle Kinderschutzkonzepte zu erarbeiten. Kinder- und Jugendschutz sollen ein wichtiges Qualitätsmerkmal aller Sportvereine werden, so Schlegel. Und das neu entwickelte Theaterstück könne ein weiteres Element sein, das für die Sportvereine ein Schritt in diese Richtung ist.

Um die Wichtigkeit des Themas herauszustellen, hat der LSB personell aufgestockt und eine neue Koordinierungsstelle bei Gelsensport geschaffen. Diese besetzt Katharina Eresch. Sie ist eine der Ansprechpartnerinnen für die Sportvereine in Gelsenkirchen und weiteren umliegenden Städten, die dem Qualitätsbündnis beitreten wollen.

Ganz wichtig: Nach dem Ende der rund 30-minütigen Aufführung folgt bei jedem Besuch des mobilen Theaters ein ebenso langer Workshop. Dort sollen die Kinder die Möglichkeit bekommen, mit den beiden Schauspielern, aber auch mit Barbara Grubenbecher, der Theaterpädagogin auf Consol, über das zuvor Gesehene zu sprechen. „Wir wollen das aber möglichst auch in spielerischer Form machen“, betont Regisseurin Kramer. Grenzen seien bei jedem Kind individuell ausgestaltet. Und das Stück soll mithelfen, die Kompetenzen zu vermitteln, dass künftig jeder Erwachsene diese Grenzen einhält.

Kontakt zum Consol-Theater und zu Gelsensport

Laut Tanja Eigenrauch von Gelsensport gibt es in Gelsenkirchen derzeit 210 Sportvereine, von denen sich rund 150 auch in der Jugendarbeit engagieren. Für diese Klubs komme ein Besuch des mobilen Theaters infrage. Das Stück richte sich konkret an Vier- bis Achtjährige. Von daher können sich auch Kita und alle ersten und zweiten Klassen an Grundschulen darum bemühen, dass das Zwei-Personen-Stück bei ihnen aufgeführt wird.

Alle Interessierten können sich im Consol-Theater melden – per E-Mail an kentrup@consoltheater.de oder 0209 988 22 82.

Ansprechpartner für alle Sportvereine, die sich über das Qualitätsbündnis informieren und ein Präventionskonzept gegen sexualisierte Gewalt erarbeiten wollen, wenden sich direkt an Gelsensport: 0209 169-5924 (Katharina Eresch) oder -5926 (Tanja Eigenrauch).