Gelsenkirchen. Statt wie bisher 19 Prozent werden ab 2010 in Hotels und Pensionen nur noch 7 Prozent Mehrwertsteuer für Übernachtungen fällig. Die Preise möchte zunächst aber kaum einer der Hoteliers in Gelsenkirchen senken.

Für Thomas Gladigau, Hoteldirektor des Courtyard by Marriott in Erle kommen niedrigere Übernachtungspreise auch in Zukunft nicht in Frage: „Das ist von der Bundesregierung auch gar nicht vorgesehen.” Vielmehr ginge es bei der Steuersenkung im Zuge des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes um das Schaffen von Reserven, um die Werterhaltung und um Neuinvestitionen. Sein Hotel werde Rücklagen bilden, um die Werterhaltung zu sichern, so Gladigau weiter. Für ihn ist das „wie ein Fünfer im Lotto”.

Im Art-Hotel Monopol in Buer dagegen möchte Heinz Prüsener den Hebel an drei Stellen ansetzen. „Wir müssen dringend investieren”, sagt der Hoteldirektor und denkt da ganz besonders an die Ausstattung der Zimmer und Bäder. Außerdem bekämen die Mitarbeiter ab 2010 eine bessere Bezahlung und man könne sogar über zusätzliches Personal nachdenken. Das heißt aber nicht, dass im „Monopol” die Preise konstant bleiben. Die Senkung der Übernachtungskosten ist nämlich der dritte Aspekt, der geändert wird. „Einige Firmen haben schon angerufen und sich danach erkundigt”, sagt Prüsener.

In der Pension Fründt in Hassel – eine Einzelübernachtung gibt es ab 20 Euro – denkt man nicht im Traum daran, die ohnehin schon günstigen Preise zu senken. Hier wird sich gar nichts ändern. „Investieren tun wir ständig – ob mit oder ohne Steuersenkung”, sagt die Inhaberin.

Auch im Maritim in der Feldmark ist keine billigere Übernachtung vorgesehen. Zumindest „momentan nicht”, wie von Hoteldirektor Walter Chytra zu erfahren ist. „Die Steuersenkung ist generell kein Mechanismus, um die Gewinne an die Kunden weiterzugeben”, sagt er. Trotzdem sei das eine Option. Genau so wie Gehaltserhöhungen für Mitarbeiter oder Investitionen. Eine Entscheidung der Hotelgruppe erwartet Chytra in Kürze.

Jörg Belge, Direktionsassistent im Schloss Berge, erwartet eine jährliche Ersparnis von etwa 25 000 Euro für seinen Betrieb – auch hier wird es keine Senkung der Übernachtungspreise geben. Der Betrag wird laut Belge komplett in die Ausstattung und Renovierung der elf Zimmer investiert: „Wir können die Investitionen schon ganz gut gebrauchen.”

Das Kassensystem habe man schon umgestellt. Denn während die Übernachtung fortan mit 7 Prozent zu Buche schlägt, bleibt es beim Frühstück bei 19 Prozent Mehrwertsteuer. Also müssen frühere Firmenpauschalen jetzt in zwei Beträge aufgedröselt werden. Das ist für Firmenkunden ganz besonders interessant, weil sie vom Finanzamt nur Frühstückskosten in Höhe von 4,90 Euro erstattet bekommen – für den Rest müssen sie selber aufkommen.

Kundenanfragen bezüglich Preissenkungen bei Übernachtungen habe es bis jetzt keine gegeben. „Ich bin schon gespannt auf die Reaktionen wenn wir die erste Rechnung ausstellen”, so Belge.

Das meint der dehoga-Verband:

„Dass jetzt die Hotelpreise gesenkt werden sollen, ist ein klassisches Missverständnis. Wer das glaubt, hat das Gesetz nicht verstanden”, betont Rainer Nothoff vom örtlichen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Die Mehrwertsteuersenkung solle den Betrieben die Möglichkeit geben zu investieren und Chancengleichheit in Europa schaffen. Gerade für die kleineren Hotels, die 90 Prozent des Gesamtbestandes ausmachten, besteht für Nothoff auch kein finanzieller Spielraum für Preissenkungen. Nicht zuletzt die Online-Portale hätten zu viel Transparenz und Preisdruck geführt. Empfehlung der Dohoga an die Hotels nach der Steuersenkung: „Investieren, ans Personal denken, ein wenig die Preise senken und ein bisschen auch an sich selbst denken.”