Essen. „Spider-Man: No Way Home“ soll das verkorkste Corona-Kinojahr retten: Der Superheld freut sich im Kampf gegen das Böse auf überraschende Hilfe.

Das Schicksal des Corona-verkorksten Kinojahres 2021 hängt an einem seidenen Faden: Denn „Spider-Man“ muss nicht nur erneut die Menschheit vor Bösewichtern retten, sondern diesmal dazu auch noch die Bilanz einer dauerkriselnden Branche. Der dritte Teil dieses Superhelden-Zyklus soll endlich wieder ein Millionenpublikum in die zuletzt oft verwaisten Filmpaläste der Republik locken.

Außer dem James-Bond-Film gab es 2021 nur wenige Publikumsmagneten

Schauspieler Tom Holland (25) – hier bei der Weltpremiere des Films in Los Angeles – verkörpert in „Spider-Man: No Way Home
Schauspieler Tom Holland (25) – hier bei der Weltpremiere des Films in Los Angeles – verkörpert in „Spider-Man: No Way Home" wieder den beliebtesten Superhelden aus dem Marvel-Universum. © dpa | Jordan Strauss

Die umsatzträchtigen Blockbuster dieses zweiten Pandemie-Jahres lassen sich an einer Hand abzählen: Neben dem Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ mit rund sieben Millionen Besuchern als unumstrittener Spitzenreiter erwiesen sich hierzulande nur noch „Fast & Furious 9“ sowie das fantastische Sci-Fi-Epos „Dune“ als verlässliche Publikumsmagneten. Die 2G-Regelung, teils mit Maskenpflicht auf den Polstersitzen obendrauf, erwies sich den Angaben zahlreicher Kinobetreiber zufolge als echter Stimmungskiller. Entsprechend spärlich bleiben seit Monaten die Auslastungszahlen in den Sälen.

Das soll Peter Parker alias Spider-Man in seinem neuesten Abenteuer „No Way Home“ nun quasi im Alleingang wieder ändern. Diese Fortsetzung führt die Handlung des Vorgängers „Far From Home“ aus dem Jahr 2019 nahtlos fort. So steht der zuvor maskierte Superheld, dessen Identität der Welt bislang stets ein Rätsel geblieben war, plötzlich enttarnt und bloßgestellt dar. Mit heftigsten Folgen: Denn aufgrund der verlorenen Anonymität wird aus dem Schüler mit dem Milchbubi-Gesicht, den auch diesmal Schauspieler Tom Holland (25) glaubhaft verkörpert, plötzlich der berühmteste Mensch der Welt. Die daraus resultierende geballte Aufmerksamkeit von Medien, Mitschülern und Nachbarn droht den jungen Mann zu erdrücken.

Benedict Cumberbatch bringt als Dr. Strange wieder Coolness und Charisma mit

Zum Absprung bereit: Spider-Man im Einsatz.
Zum Absprung bereit: Spider-Man im Einsatz. © Sony/Marvel

Wie praktisch, wenn man einen Zauberer als alten Weggefährten hat: Und da kommt Dr. Strange ins Spiel. Dieser Magier, von TV-„Sherlock Holmes“ Bendedict Cumberbatch mit der perfekten Mischung aus Coolness und Charisma gespielt, soll mit einem Zauberspruch das Enttarnungsmalheur wieder rückgängig machen. Doch statt des angestrebten Gedächtnisverlusts der Weltbevölkerung öffnet der missglückte Hokuspokus die Pforten zu so manchem Parallel-Universum: Und dort heraus treten auch Superschurken, die alle Fans aus früheren Versionen dieser Comicverfilmung kennen.

Für alle sporadischen Kinogänger: „Spider-Man“ krabbelte ja bereits zwischen 2002 und 2007 unter der Regie von Sam Raimi sowie zwischen 2012 und 2014 als „The Amazing Spider-Man“ sehr erfolgreich über die Leinwände des Planeten. Und gleich mehrere Gegenspieler aus diesen alten Streifen – wie der Grüne Kobold, Electro oder der mit stählernen Tentakeln ausgestattete Doctor Octopus – erleben nun ihre Rückkehr, gewohnt zerstörerisch.

Ein Wiedersehen mit Willem Dafoe, Jamie Foxx und Alfred Molina

In „Spider-Man: No Way Home
In „Spider-Man: No Way Home" kehrt Willem Dafoe als Bösewicht Grüner Kobold auf die Leinwand zurück. © dpa | Jordan Strauss

Das beschert den Zuschauern nicht nur manch gelungenes Zitat aus den ersten Filmversionen, sondern zudem ein Wiedersehen mit Schauspiel-Größen wie Willem Dafoe, Jamie Foxx oder Alfred Molina. Vor allem Dafoe als diabolisch-grinsender Kobold bringt seine mephistophelische Seite wieder zum Leuchten. Besagte böse Buben schließen sich zu einer Art Allianz im Kampf gegen Spider-Man zusammen. Doch in der dunkelsten Stunde kommt manchmal Unterstützung zum Vorschein, die selbst einen Superhelden zu verblüffen weiß. Vor allem, wenn sie einem so verblüffend ähnlich sehen...

Der zweieinhalbstündige Film ist das vom Hause „Marvel“ zu erwartende Spezialeffekt-Gewitter. Die Kamera ist in jenen Szenen, in denen sich der Spinnenmann durch die Wolkenkratzer-Schluchten der Großstadt schwingt, diesmal so nah dran, dass der Zuschauer den Flugwind an der eigenen Nase zu verspüren glaubt. Und die üblichen Materialschlachten an bedeutungsschweren US-Orten – diesmal die Freiheitsstatue vor der Küste Manhattans – dürfen natürlich auch nicht fehlen. Doch auch den emotionalen Seiten des Protagonisten mit Trauer, Verlust und Selbstzweifeln wird genügend Raum gelassen.

Fazit: Ob „Spider-Man“ das Kino-Jahr tatsächlich retten kann, werden die nächsten Wochen zeigen. Das Potenzial dazu hat er jedenfalls.