Gelsenkirchen.

Der „Steinway“-Flügel sieht aus, als ob er gerade fabrikneu vom Instrumentenbauer angeliefert worden wäre. Tatsächlich hat er einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Doch dank einer umfassenden Restaurierung von außen – komplette Neulackierung inklusive – erstrahlt das Tasten-Prunkstück nun wieder in feinstem Glanz. Möglich gemacht hat das der Förderverein Musiktheater im Revier (FMT). Und dieser lud seine Mitglieder am Mittwochabend zu einer Präsentation der besonderen Art ins MiR-Foyer ein.

Musiktheater-Förderverein zählt über 1000 Mitglieder

Christiane Wilke ist die Vorsitzende des Fördervereins Musiktheater im Revier mit Sitz in Gelsenkirchen.
Christiane Wilke ist die Vorsitzende des Fördervereins Musiktheater im Revier mit Sitz in Gelsenkirchen. © Reinhold Krossa

„Der Flügel sah vorher immer ganz schrecklich aus“, erzählte Christiane Wilke. Die Vorsitzende des FMT betonte zwar, dass das Innenleben des in die Jahre gekommenen Instruments schon vor längerer Zeit wieder aufgepäppelt worden war. Doch nun stimme auch sein Antlitz wieder – der großzügigen finanziellen Unterstützung aller Förderinnen und Förderer sei Dank.

Über 1000 Mitglieder zählt der FMT. Und sogar in Zeiten der langhaltenden Corona-Pandemie sei diese Zahl relativ stabil geblieben, so Wilke. Doch nicht nur die Mitgliedsbeiträge seien in den Finanztopf geflossen, mit dessen Hilfe das Instrument restauriert wurde. Hinzu kamen Spenden und Einnahmen aus Ticketverkäufen, die übriggeblieben waren, weil viele Karteninhaber trotz ausgefallener Vorstellungen auf die Rückerstattung der Eintrittsgelder verzichtet hatten. „Allein letzterer Posten hat rund 45.000 Euro eingebracht“, sagte Nadja Schröder-Tiegs, die stellvertretende FMT-Vorsitzende.

Gebrauchtes Cembalo und neue Truhenorgel gestiftet

Am Ende sei so viel Geld zusammengekommen, dass neben der Flügel-Sanierung auch noch der Kauf eines rot-goldenen Cembalos und einer Truhenorgel finanziert werden konnte. Die Orgel wird in den nächsten Tagen geliefert und soll erst beim Neujahrsempfang des FMT am 6. Februar 2022 offiziell vorgestellt werden. Flügel und Cembalo waren hingegen bereits bei der Veranstaltung am Mittwochabend die heimlichen Hauptdarsteller.

50 FMT-Mitglieder und ihre Begleitungen hatten sich im weihnachtlich dekorierten Foyer eingefunden. Sie erlebten stimmungsvolle Gesangseinlagen der MiR-Ensemblemitglieder Almuth Herbst, Bele Kumberger, Adam Temple-Smith und Philipp Kranjc, darunter auch einige Weihnachtslieder.

Haustechniker des Gelsenkirchener Musiktheaters fanden die Lösung

Adam Temple-Smith gehört seit der Spielzeit 2021/22 als festes Mitglied zum Sängerensemble des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier. Am Mittwochabend trat er beim Treffen der Fördervereinsmitglieder im Foyer auf.
Adam Temple-Smith gehört seit der Spielzeit 2021/22 als festes Mitglied zum Sängerensemble des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier. Am Mittwochabend trat er beim Treffen der Fördervereinsmitglieder im Foyer auf. © Reinhold Krassa

„Eigentlich wollten wir ja mit ihnen gemeinsam singen, doch die Corona-Lage lässt das leider nicht zu. Aber sie können ja wenigstens mit summen“, sagte Herburg Terveer-Miassojedev mit einem Augenzwinkern in Richtung Publikum. Die Chefdisponentin des MiR übernahm die Moderation des Abends. Und im Zwiegespräch mit Annette Reifig (Künstlerische Koordinatorin und Studienleiterin) erfuhren die Zuhörer noch manch spannendes Detail über den Kauf und die Restaurierung der Instrumente.

So etwa, dass die abgeschraubten Beine des Flügels nach dessen vollendeter Restaurierung etwas wackelig waren. Die pragmatische Lösung fanden letztlich die Mitarbeiter aus der hauseigenen Werkstatt. Nun steht der „Steinway“ gerade wie eine „1“ im Foyer. Dort soll auch künftig sein Stammplatz sein...

Zur Person: Die Künstlerische Koordinatorin

Annette Reifig erzählte im Gespräch mit Herburg Terveer-Miassojedev auch von ihrem Werdegang: Sie sei in Kleve in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Ihr Vater war Organist. „Musizieren war bei uns daheim so selbstverständlich wie Zähne putzen“, sagte sie.

Ihrem Musikstudium in Essen und Köln folgten Anstellungen in Düsseldorf, Bremen und Weimar. Die jetzige ist bereits ihre 14. Spielzeit im MiR.