Gelsenkirchen. Es ist immer noch unklar, welche Corona-Regeln auf dem Gelsenkirchener Weihnachtsmarkt gelten. Aber schon jetzt sind Geschäftsleute unzufrieden.
Zugang nur für Geimpfte und Genesene oder auch für Getestete oder gar ganz ohne Einschränkungen? Welche Regeln zum Schutz vor einer Corona-Infektion im Gelsenkirchener Weihnachtsdorf auf demHeinrich-König-Platz gelten sollen, wenn am Freitag, 19. November, die Glühwein- und Handwerksbüdchen ihre Fensterläden öffnen, ist am Montag - vier Tage zuvor – noch unklar.
Der Krisenstab der Stadt, die Stadtmarketinggesellschaft als Betreiber und an der Umsetzung des Weihnachtsmarktes Beteiligte, wollten ursprünglich vergangene Woche, dann am Montag und nun doch erst am Dienstag (16.11.) ihre Entscheidung verkünden, heißt es auf mehrfache Nachfrage unserer Redaktion.
Die zuletzt bundesweit rasant gestiegene Inzidenz sorgt immer häufiger und intensiver für Debatten um deutlich strengere Coronaschutzmaßnahmen, was auch Einfluss auf die hiesigen Planungen hat. Zuletzt wurden auch Stimmen wieder lauter, die – ähnlich wie in Österreich – Personen, die weder geimpft noch genesen sind, von Freizeitaktivitäten ausschließen wollen. Von diesen sogenannten 2G-Regeln hat die Stadtverwaltung bisher noch nirgends Gebrauch gemacht. Anzunehmen ist gleichwohl, dass die Verantwortlichen im Gelsenkirchener Krisenstab dieser Tage auch sehr interessiert ins rund 30 Kilometer westlich gelegene Duisburg schauen.
Ordnungsamt kontrolliert auf dem Weihnachtsmarkt in Duisburg
Der dortige Weihnachtsmarkt hat an den ersten Tagen seit der Eröffnung am vergangenen Donnerstag einen großen Andrang erlebt. Eine Frage, die sich viele vor dem Start gestellt haben: Wie wird die 2G-Regel bei einer solchen Großveranstaltung kontrolliert und durchgesetzt?
Anders als zum Beispiel in Oberhausen, Essen und Bochum (überall 3G), dürfen in Duisburg nur Geimpfte und Genesene den Markt besuchen. Ungeimpfte bleiben auch mit Schnelltest außen vor. Mitarbeiter des Städtischen Außendienstes (SAD) sollen in Duisburg die Einhaltung stichprobenartig kontrollieren. Die Allgemeinverfügung, die bereits mit dem Land NRW abgestimmt sei und rechtzeitig in Kraft getreten sei, sehe bei Verstößen ein Bußgeld von 250 Euro vor.
Eine erste Bilanz zu den 2G-Kontrollen möchte die Stadt noch im Laufe dieser Woche ziehen. Erste Erkenntnisse gibt es bereits vom Weihnachtsmarkt am Centro in Oberhausen. Dort fragte der Sicherheitsdienst am Freitag 2250 Besucher nach ihren Impf-, Test- oder Genesennachweisen. 35 von ihnen konnten keinen Nachweis vorzeigen und mussten das Gelände verlassen.
Kritik von ansässigen Geschäftsleuten am Weihnachtsdorf in Gelsenkirchen
Wie auch immer in Gelsenkirchen über die Corona-Regeln entschieden wird, Kritik am Weihnachtsdorf-Konzept gibt es bereits. Nicht zum ersten Mal ärgern sich ansässige Geschäftsleute wie der Buchhändler Dirk Niewöhner (Buchhandlung Kottmann), der Nuss- und Backkartoffelhändler Bülent Dogan (NutStop und GEToasted) und die Blumenverkäuferin Heike Wilp (Wilp Floristik) über die Anordnung der Büdchen, die aus Sicht der Gewerbebetreibenden die ortsansässigen zugunsten fliegender Händler vom Kundenstrom des Weihnachtsmarktes abschneide.
Alle drei behaupten, dass ihr Dezembergeschäft nachweislich drastisch nachgelassen habe, seitdem das Weihnachtsdorf auf dem Heinrich-König-Platz „eine quasi geschlossene Veranstaltung ist und wir nur von hinten auf die Bretter der Büdchen schauen.“
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Vorschläge der drei Kritiker, die Ahstraße und den Heinrich-König-Platz in den Weihnachtsmarkt zu integrieren, habe man an zuständiger Stelle immer wieder brüsk abgelehnt, klagen Wilp, Dogan und Niewöhner. „Dabei könnte man mit den Büdchen zumindest zeitweise den Blick auf den hässlichen Pavillon teilweise verschönern“, regt etwa Buchhändler Niewöhner an und meint damit das ehemalige Café Meißner, das seit vielen Jahren den meisten Gelsenkirchenern ein Dorn im Auge ist, weil für die Eigentümer der Betrieb des Pavillon an solch exponierter Stelle offenbar keine Priorität hat.
„Und auf der anderen Seite hätten weitere Büdchen entlang der katholischen Kirche Augustinus aufgestellt werden können“, ärgert sich Bülent Dogan über die Stadtmarketinggesellschaft, die die Belange der Geschäftsinhaber, „die hier immer sind und ihren Teil zur Attraktivität der Innenstadt beitragen“ nicht berücksichtige. Tatsächlich wäre Propst Markus Pottbäcker auch damit einverstanden, die Weihnachtsmarkt-Hütten entlang der Kirche aufzustellen und so den Platz einzubeziehen, wie er gegenüber der Redaktion bestätigte.