Gelsenkirchen. Energie, Umweltschutz, Soziales und natürlich Wasser: Wie nachhaltig Gelsenwasser in Gelsenkirchen 2020 seine Konzernstrategie ausgerichtet hat.
„Alles Leben kommt aus dem Wasser“ – für Gelsenwasser ist das mehr als ein Spruch, sondern, seit der Gründung der Aktiengesellschaft 1887, quasi das Grundgesetz des Konzerns. „Der Gedanke treibt unser nachhaltiges Handeln“, sagt der seit 2013 amtierende Technikvorstand Dirk Waider. Das zeige sich auch im vor über 40 Jahren kreierten Logo des Unternehmens. Der blaue Fluss, der sich durch eine grüne Landschaft schlängelt, stehe „für eine „nachhaltige und verantwortungsvolle Bewirtschaftung unserer Wasser- und anderer Ressourcen“.
Einer der größten deutschen Wasserversorger mit Sitz in Gelsenkirchen
Heute ist Gelsenwasser einer der größten deutschen Wasserversorger, der 2,4 Millionen Menschen in 26 Konzessionskommunen mit dem wichtigsten Lebensmittel versorgt. Nachhaltigkeit gehört zur DNA des Gelsenkirchener Unternehmens, das sich längst auch als Energieversorger mit Gas und Strom sowie als Dienstleister etabliert hat, das sich aber auch in der „Verantwortung für Gesellschaft und Region“ sieht. Für Waider bedeutet Nachhaltigkeit mehr als Umweltschutz. „Auch soziale und wirtschaftliche Aspekte spielen eine Rolle.“ Entsprechend agiert der Konzern – und das seit 2020 auf allen Ebenen.
Zum Jahr 2020 wurde der Strategieprozess für alle Geschäftsbereiche initiiert, das bis dahin gültige und seit über 20 Jahren existierende Umweltprogramm wurde integriert. Ausgehend von der Frage „wie definieren wir Nachhaltigkeit“ wurden 23 strategische und 55 operative Ziele definiert, inklusive Zeitvorgaben, so Gesa Kutschera, die am Konzernsitz in Erle als Ansprechpartnerin Nachhaltigkeit fungiert. Gelsenwasser agiert dabei mit dem Anspruch, „jeden Tag ein bisschen besser werden“ zu wollen, sagt sie. Sprich: Auch kleine Schritte tragen zum Erreichen des Gesamtziels bei.
Energieverbrauch in Gelsenwasser-Gebäuden soll um 20 Prozent reduziert werden
Zufriedene Belegschaft
Die Zufriedenheit der befragten Mitarbeiter im Konzern ist hoch ist. 83 Prozent waren der Meinung, einen sehr guten Arbeitsplatz zu haben, vielleicht auch, weil Transparenz und Dialog gepflegt werden. Für die Umsetzung relevanter Prozesse wird eine per Befragung erhobene Zustimmungsquote von mindestens 90 Prozent der Gelsenwasser-Belegschaft angestrebt.
Was hat der Konzern vor? Die Energieeffizienz in der Wasserverteilung- und Produktion soll beispielsweise bis 2025 noch einmal um ein Prozent optimiert werden, mit neuen Konzepten soll dann auch (ebenfalls im Vergleich zu 2025) der Energieverbrauch in Gelsenwasser-Gebäuden um 20 Prozent heruntergefahren werden. Nachhaltigere Verfahren sollen bei der Erneuerung der Infrastruktur verstärkt eingesetzt werden – beispielsweise bei der Rohrverlegung. Die Digitalisierung bei der Netz-Überprüfung wird weiter ausgebaut werden. Große Baustellen gibt es ebenfalls: Die großtechnische Umsetzung einer Phosphorrecycling-Anlage soll bis 2025 gelingen. 30.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr könnten so aufbereitet werden.
Gelsenwasser strebt Geschlechtergleichstellung bei Führungskräften an
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Ein wichtiger Punkt ist die „Dekarbonisierung durch den Einsatz von Wasserstoff“ als Energieträger. Bis 2030 sollen mindestens zehn Prozent der Anlagen auf Basis von Wasserstoff betrieben werden, die Marktfähigkeit soll zunächst mit Brennstoffzellenheizungen in mindestens zehn Einfamilienhäusern getestet werden. Bis 2025 soll ebenso die Erzeugung erneuerbarer Energien gesteigert werden, mindestens in Höhe des Verbrauchs (60 Millionen Kilowattstunden waren es bereits im „Basisjahr 2015).
Mehr mobiles Arbeiten, die Bildung von Fahrgemeinschaften oder auch die Geschlechtergleichstellung sind weitere Themen Bis 2025 soll das Verhältnis der weiblich besetzten Führungskräfte bei Gelsenwasser dem Anteil der Mitarbeiterinnen in der Belegschaft entsprechen. Zu den operativen Zielen zählen auch Klassiker wie die „regionale Beschaffung“, der 100-prozentige Einsatz von Recyclingpapier, die weitere Reduzierung von Abfallmengen oder die Veränderung des Kantinenangebots. Hier geht es beispielsweise nicht um die zuletzt bei VW in die Schlagzeilen geratene Currywurst, sondern um bessere Haltungsformen und das Speisenangebot mit Geflügelfleisch. Es soll reduziert werden – wegen der hohen Antibiotikabelastung. Zur Kernkompetenz gehört das Ziel, das bis 2025 erreicht werden soll: Der freie Zugang zu Trinkwasser im gesamten Versorgungsgebiet.
Gelsenwasser-Vorstände unterzeichneten eine Umwelt- und Gültigkeitserklärung
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Für das Geschäftsjahr 2020 wurde - ergänzend zu den üblichen Wirtschaftsdaten – von Gelsenwasser bereits ein von externen Prüfern testierter Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt. 90 Seiten stark, gespickt mit Daten und Fakten, Zielen und laufenden Projekten. Die Vorstände Henning Deters und Waider (Lesen Sie auch: So viel Gehalt bekommen die Manager der Stadt) unterzeichneten zudem eine Umwelt- und Gültigkeitserklärung nach Standard des europäischen Umweltmanagementsystems Emas, wonach alle relevanten Umweltdaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr vorgelegt werden müssen.
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„In allem was wir tun, suchen wir die nachhaltigste Lösung, solange der angemessene Nutzen erhalten bleibt“, erklärt Waider. Die eher einfachen Beispiele: 65 Elektrofahrzeuge sind für Gelsenwasser unterwegs. 1,17 Millionen Kilowattstunden Energie sparte der Konzern 2020 gegenüber dem Vorjahr ein, mit 23,7 Millionen kWh wird die Summe der selbst erzeugten erneuerbaren Energie (bei einem Stromabsatz von 3067,2 Millionen kWh) angegeben. In Summe verringerte Gelsenwasser CO-2-Emissionen im Vergleich zu 2019 um 615 Tonnen.
Konzern hatte 2020 insgesamt 1559 Beschäftigte, davon 496 in Gelsenkirchen
Auch das zählt für Gelsenwasser zur Nachhaltigkeit: Die Gelsenwasser-Stiftung engagierte sich in 299 Bildungsprojekten. 3603 Weiterbildungstage nutzten die Mitarbeitenden im Schnitt der letzten fünf Jahre – und die Fluktuationsrate der Beschäftigten ist gering. Sie lieg bei 1,9 Prozent. 496 Mitarbeiter zählten zur Gelsenwasser AG, 1099 arbeiteten 2020 für weitere Konzerngesellschaften.
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