Gelsenkirchen. Am 23.10. empfängt der FC Schalke 04 in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen Dynamo Dresden. Die Vorbereitungen laufen, die Vorfreude ist riesig.
Schließen Sie für einen Moment die Augen und denken Sie an ihr letztes Mal zurück. Hören Sie, wie erst von wenigen und dann von immer mehr Menschen der Mythos besungen wird? Spüren Sie, wie sich fremde Hände auf ihre Schulter legen und ihnen ganz warm ums Herz wird? Sehen Sie, wie zahllose blau-weiße Fahnen und Schals im weiten Rund hin und her wehen? Schmecken Sie die Bratwurst und das Bier? Sehen die vielen, vielen Menschen mit denen sie seit Jahren allerlei Emotionen und Erinnerungen teilen? Können Sie den Vater vor ihrem geistigen Auge sehen, der stolz zum allersten Mal seinen Nachwuchs in dem viel zu großen Youri-Mulder-Trikot auf seinen Schultern in die Arena trägt? Spüren Sie, wie der Boden unter ihnen bebt, weil Tausende Schalker die Nordkurve zum Vibrieren bringen? Sehen Sie auch die Kumpel aus Holland und sonst woher, denen kein Weg zu weit ist, um das alles zu erleben, um es zu zelebrieren, zu GEnießen? Und nun öffnen Sie die Augen wieder und streichen Sie sich den 23. Oktober 2021 dick und blau in ihrem Kalender an, wenn sie es nicht schon längst getan haben.
Denn nach dem Auswärtsspiel in Hannover (15.10., 18.30 Uhr) bestreiten die Knappen endlich wieder vor (fast) vollem Haus ein Fußballspiel und das, was den Sport so besonders macht, ist auch dabei: Die Fans. 56.617 Zuschauerinnen und Zuschauer sind erstmals nach mehr als anderthalb Jahren coronabedingten Ausschlusses und späterer Kapazitäten-Reduzierung wieder zugelassen am Berger Feld.
Als der FC Schalke 04 das letzte Mal vor vollen Rängen in seinem Stadion einen Gegner willkommen heißen durfte, waren die Knappen noch Bundesligist, spielten gegen die TSG aus Hoffenheim (1:1) und hatten einen Kader, der mit dem heutigen quasi nichts mehr gemein hat. Auch in der Vereinsführung gab es bekanntermaßen so manche Änderung und Bundesliga wird auf Schalke auch zunächst erstmal nicht mehr gespielt – jedenfalls nicht erste Liga.
Na und?
Das ist GEschichte – wie immer auf Schalke eine turbulente, mit viel Drama. Sportlich wurde längst ein neues Kapitel aufgeschlagen. Das Terrode-Fieber geht um, Spieler wie Ouwejan, Itakura, Matriciani, Latza, Aydin und Bülter holen inzwischen die Kohlen aus dem Feuer – die kannte vor einigen Monaten noch kaum jemand. Jetzt sind sie Schalker. Wobei: Die erste echte Feuerprobe, ihre Taufe gewissermaßen, steht den meisten der Mannen von Trainer Dimitrios Grammozis noch bevor: Ein Heimspiel vor möglicherweise mehr als 50.000 Schalke Fans. Was geileres gibt’s eigentlich nicht!
Natürlich ist die Pandemie nicht vorbei, grassiert weiter das gefährliche Coronavirus. Erstmals wieder mit Zehntausenden im Stadion Fangesänge anzustimmen, die Mannschaft nach vorne zu peitschen, beim Torjubel der Gefahr einer Bierdusche ausgesetzt zu sein, das alles klingt nach langen Monaten der Distanzeinhaltung auch befremdlich. Von Getesteten, Genesenen oder Geimpften geht nach Ansicht der Politik aber inzwischen nur noch eine vergleichsweise vertretbare Infektionsgefahr aus. Bei allen Bedenken überwiegt bei vielen, vielen Schalke Fans dieser Tage, da endlich klar ist, wann die Hütte wieder voll gemacht werden darf, die Vorfreude auf ein fast normales Stadionerlebnis. Das zumindest wird überdeutlich, wenn man sein Ohr in die blau-weiße Community hält. Dass der Gegner obendrein auch noch Dynamo Dresden heißt, verleiht dem ganzen noch eine weitere besondere Note.
Polizei und Bogestra bereiten sich auf Schalke-Spiel vor
Vorfreude, vor allem aber Vorbereitung heißt es indes nicht nur bei Schalke selbst, wo alles was es für ein volles Stadion braucht, wieder hochgefahren werden muss, sondern auch bei Polizei und Bogestra. Die Gästefans, die ebenfalls für ihre große – nicht immer nur friedliche – Fangemeinde bekannt sind, werden von der Polizei entsprechend begleitet.
Und auch die Bogestra muss erstmals seit langer Zeit wieder deutlich mehr ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Wochenende zum Dienst bitten. „Es wird wie gewohnt eine dichte Zugfolge geben. Es werden auch Doppeltraktionen (zwei Wagen aneinander gekuppelt) fahren. Mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind rund um das Spiel extra im Einsatz. Bis zu 30 Fahrzeuge sind unterwegs“, berichtet Pressesprecher Christoph Kollmann.
Ein Teil der Straßenbahnen und des Personals kommt aus Bochum. Um diese Unterstützung trotz der am Spieltag noch laufenden Gleisbauarbeiten an der Stadtgrenze Ückendorf/Wattenscheid leisten zu können, seien die Bauarbeiten so eingerichtet worden, dass am Samstag die zusätzlichen Straßenbahnen nach Gelsenkirchen gebracht werden können und sie nach dem Spiel wieder zurück nach Bochum kommen können. Für manche dieser Bahnen dauert die Fußballpause nur ein paar Stunden. Weil der VfL Bochum einen Tag nach dem Schalke-Spiel gegen Dresden zu Hause Eintracht Frankfurt empfängt, bringt die Bogestra mit ihren Fahrzeugen am Sonntag noch einmal Fans von und zu einem Stadion.
An Vorfreude und Vorbereitung mangelt es also nicht. Es ist „endlich wieder Stimmung in der Bude“.