Gelsenkirchen. Die Bogestra erhöhte zuletzt auch in Gelsenkirchen ständig die Zahl ihrer Auszubildenden. Die Suche nach Geeigneten wird aber immer schwieriger.

Seit zwei Monaten läuft die Ausbildung von Selma Wisniewski bei der Bogestra nun schon. Und die angehende KfZ-Mechatronikerin, die in Castrop-Rauxel lebt, hat sich schon gut bei ihrem neuen Arbeitgeber eingelebt. Die 26-Jährige hatte zuvor eine Ausbildung zur Chemielaborantin abgeschlossen. „Es zeigte sich aber schnell, dass das nicht so meins ist und ich handwerkliche Arbeit viel lieber mag“, erzählt Wisniewski, die zu den insgesamt 40 neuen Azubis des Nahverkehrsunternehmens gehört. Nicht nur für die Bogestra, sondern für viele Unternehmen in der Region ist die Suche nach geeignetem Nachwuchs zuletzt aber eine immer schwierigere geworden.

„In Spitzenzeiten hatten wir rund 1500 Bewerberinnen und Bewerber für unsere Ausbildungsplätze. Diese Zahl ist inzwischen aber deutlich zurückgegangen. Das ist auch eine Folge des demografischen Wandels ins unserer Gesellschaft“, startet Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann einen Erklärungsversuch für diesen sich immer deutlicher abzeichnenden Trend im bundesdeutschen Arbeitsmarkt.

Nicht nur Zensuren sind wichtig, auch menschlich muss es passen

Bernd Schmidtke (59) arbeitet seit 43 Jahren für die Bogestra in Gelsenkirchen – die letzten 26 davon als verantwortlicher Ausbilder für die angehenden KfZ-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker.
Bernd Schmidtke (59) arbeitet seit 43 Jahren für die Bogestra in Gelsenkirchen – die letzten 26 davon als verantwortlicher Ausbilder für die angehenden KfZ-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Exakt 134 Auszubildende zählte die Bogestra Ende 2020, die genaue Statistik für 2021 folgt bald. „Wir bieten 19 verschiedene Ausbildungsberufe, von denen aber nicht alle in jedem Jahr angeboten werden“, berichtet Bernd Schmidtke. Der Dortmunder (59) ist gelernter KfZ-Schlosser und arbeitet bereits seit 43 Jahren bei der Bogestra – die letzten 26 davon als verantwortlicher Ausbilder für die angehenden KfZ-Mechatroniker. Diese Aufgabe teilt er sich mit Florian Sewerin.

Vielen der heutigen Bewerberinnen und Bewerbern würden wichtige Qualifikationen fehlen, weiß Schmidtke. „Uns sind aber nicht nur Zeugnisse und Zensuren wichtig, es muss auch menschlich passen“, sagt Schmidtke. Er sei immer noch erstaunt, dass viele junge Leute die Bogestra bei der Ausbildung stets nur mit dem Busfahren in Verbindung bringen würden: „Viele kennen unsere Ausbildungsvielfalt gar nicht.“ Ganz neu sei etwa die Ausbildung als Kaufleute für Digitalmanagement. Und auch die Vorzüge der „Kombinierten Ingenieurs-Ausbildung“ (KIA) bei der Bogestra seien noch nicht überall bekannt.

Ansporn für die „große“ Schwester

Jonas Schmidt aus Gelsenkirchen ist vor kurzem 16 Jahre alt geworden, will KfZ-Mechatroniker werden und zählt zu den Jüngsten im Kreise der Bogestra-Azubis.
Jonas Schmidt aus Gelsenkirchen ist vor kurzem 16 Jahre alt geworden, will KfZ-Mechatroniker werden und zählt zu den Jüngsten im Kreise der Bogestra-Azubis. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Zu den Jüngsten im Kreise der Neueinsteiger zählt Jonas Schmidt aus Bulmke-Hüllen, der kürzlich seinen 16. Geburtstag gefeiert hat. Als Schüler der Gesamtschule Berger Feld hatte er bei der Bogestra ein anderthalbwöchiges Praktikum absolviert. „Und ich habe mich sofort wohlgefühlt“, sagt der junge Mann. So beschloss er, nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung zu beginnen. „Nur zwei von den 26 Leuten aus meiner Klasse sind diesen Weg gegangen“, sagt Schmidt.

Acht neue angehende KfZ-Mechatroniker haben bei der Bogestra nun den Start hinter sich. „Das ist eine gute Truppe. Man unterstützt sich und hilft sich“, erzählt Jonas Schmidt, der nach eigenem Bekunden in „meinem Traumjob“ gelandet ist. Hier sieht er auch seine berufliche Zukunft. „Und die Chancen, bei uns übernommen zu werden, sind sehr gut“, betont Ausbilder Schmidtke. Die Übernahmequote im Unternehmen habe zuletzt bei rund 90 Prozent gelegen.

Auf eine Weiterbeschäftigung bei der Bogestra nach ihrer Ausbildung hofft auch Selma Wisniewski. Und dass das klappen kann, hat sie in ihrer eigenen Familie erlebt: Denn ihr jüngerer Bruder Till wurde dort ebenfalls zum KfZ-Mechatroniker ausgebildet. Und weil das so gut geklappt, wurde der 23-Jährige als Geselle weiterbeschäftigt. Auch das dient als Antrieb und Ansporn für seine „große“ Schwester.

Daten und Fakten zur Bogestra-Ausbildung

Um den sich immer stärker abzeichnenden Fachkräftemangel zu bekämpfen, bildet auch die Bogestra immer mehr junge Menschen aus. Ende 2019 waren es noch 127 Azubis im gesamten Unternehmen, ein Jahr später bereits 134. Tendenz: steigend. Die Zahl der Azubis bei den KfZ-Mechatronikern stieg von vier pro Jahr (2017) auf nunmehr acht.

Insgesamt sechs Stationen durchlaufen durchlaufen die angehenden KfZ-Mechatroniker: neben Gelsenkirchen auch in den anderen Busstandorten der Bogestra in Bochum und Witten. Die Bewerbungsphase für den Ausbildungsstart 2022 läuft bereits. Interessenten können sich nur online melden unter der Adresse www.bogestra.de.