Gelsenkirchen. Das dreitägige VR-Festival „Places“ in Gelsenkirchen-Ückendorf eröffnete allen Interessierten virtuelle Realitäten. Viele Hochschulen mit dabei.
Einmal in den menschlichen Körper hineinschauen. Einmal innerhalb kürzester Zeit an einen fremden Ort reisen. Oder einmal hoch hinauf in die Lüfte fliegen, obwohl man doch eigentlich fest mit beiden Beinen auf der Erde steht. Das Eintauchen in verschiedene virtuelle Realitäten war bei Deutschlands größtem VR-Festival möglich. Um Tasten, Hören, aber besonders Sehen von Dingen, die eigentlich in der Realität nicht vorhanden sind, ging es an drei Tagen beim „Places“ in Ückendorf.
Forschungsteams luden in Ückendorf zum Ausprobieren ein
Entlang der Bochumer Straße wurde gezeigt, was aktuell durch ausgeklügelte Technik und den Einsatz einer VR-Brille möglich ist. Vorgestellt wurde aber auch, wo zukünftige Potenziale durch VR in den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Kunst und Kultur liegen. 20 Hochschulen aus ganz Deutschland präsentierten unter anderem ihre Anwendungen in den Bereichen Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) in der Tiefgarage des Wissenschaftsparks. Bei Letzterem handelt es sich um die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.
Forschungsteams luden in Ückendorf zum Informieren und Ausprobieren ein. Ohne VR-Brille stach ein Fesselballon direkt ins Auge. Ein Forschungsteam der Hochschule Karlsruhe hatte sich mit der Frage beschäftigt: Wie lässt sich VR im öffentlichen Raum inszenieren? Per VR-Brille gab es die Möglichkeit, die Simulation eines Fluges über die Stadt Karlsruhe in einem stehenden Fesselballon zu erleben. Zeitgleich konnten die außenstehenden Betrachter das Erlebte anhand einer durch einen Beamer erzeugten Bodensimulation mitverfolgen.
Ein Avatar, der einen realen Menschen nachahmen kann
„Dadurch wird man auf das Tragen der Brille besser vorbereitet“, erklärt Professor Matthias Wölfel, der zusammen mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Daniel Hepperle die Anwendung präsentierte. Eine Box-Simulation, die spielerisch zu mehr Bewegung anregen soll, konnte vom Forschungsteam der WH Gelsenkirchen ausprobiert werden. Künstliche Intelligenz stand beim Team der Universität Witten/Herdecke in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen IOX im Fokus.
„Wir zeigen einen virtuellen Avatar, der einen real existierenden Menschen interaktiv nachahmen kann. Er lässt sich beispielsweise als Museumsführer oder Lehrer einsetzen“, erklärt Alexandra de Carvalho. Wie sich Träume selbst steuern lassen können, erforsche ein Team der HTW Berlin. Vorgestellt wurde eine Forschungsarbeit. Sie stellt dar, wie sich mit einem Headset, an dem sich Sensoren befinden, mentale Zustände messen lassen.
Kinder konnten in der Ückendorfer Sportbude Spielangebote testen
Bei verschiedenen Vorträgen ging es mal mehr, mal weniger in die Tiefe. So gab es für Fachbesucher, aber auch für Laien viel Neues aus virtuellen Welten. Dass die VR-Szene gut vernetzt ist, zeigte sich etwa durch die Kooperation zwischen dem Berliner Unternehmen „Immersive Insiders“ und der Essener Kommunikationsagentur „Digital Animals“. Gemeinsam entwickelten die Experten eine VR-Anwendung, die es ermöglicht, Interessierten das Programmieren beizubringen.
Der „VRoom“ lud Kinder in die Ückendorfer Sportbude ein, verschiedene VR-Spielangebote zu testen. Wer eine Pause vom Blick durch die Brille benötigte, der konnte einer Sound-Anwendung des Berliner Unternehmens Luchsus lauschen. „Wir integrieren Sound in die reale Welt“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Sebastian Welker. Im Ückendorfer Gemeinschaftsgarten ließen sich an verschiedenen Stationen passende virtuelle Soundaufnahmen erleben. Beim Herantreten an ein Blumenbeet ertönte zum Beispiel ein virtuelles Bienensummen durch die Kopfhörer. Lief der Nutzer zu einem Plakat mit einem Schiff, war Meeresrauschen hörbar.
Fachbesucher, aber auch öffentliches Publikum, testeten vor Ort die verschiedenen Attraktionen. Miran Delija aus Bochum ließ sich von den VR-erweiterten Kunstinstallationen im ehemaligen Kauer-Supermarkt begeistern. „Früher bin ich für VR-Veranstaltungen immer weit weggefahren. Endlich gibt es mal etwas im Ruhrgebiet. Das Faszinierende an VR ist, dass man damit mehr sehen kann als live.“