Gelsenkirchen. Die Ausstellung „Substanz“ der Gelsenkirchener Künstler Marion Mauß und Christoph Lammert im Justizzentrum wird am 19. August eröffnet.

Bei den Bildern von Marion Mauß gilt das in Kunstkreisen nur höchst selten anzutreffende Motto: Anfassen ausdrücklich erlaubt! Mit einer plastischen, teils sogar sehr schroffen Oberflächenstruktur laden viele ihrer Werke zu einer Erkundungstour für neugierige Fingerspitzen ein. „Das Haptische“, so Mauß, „spielt immer eine große Rolle bei meinen Arbeiten“. 28 davon präsentiert sie mit Christoph Lammert im Rahmen der Doppelausstellung „Substanz“. Am Donnerstag, 19. August, steigt ab 19 Uhr im Justizzentrum in Ückendorf die Vernissage.

Lange Corona-Zwangspause

Der Gelsenkirchener Künstler Christoph Lammert aus Ückendorf arbeitet bevorzugt mit Acryl- und Ölfarben. Einige seiner Werke zieren Textfragmente.
Der Gelsenkirchener Künstler Christoph Lammert aus Ückendorf arbeitet bevorzugt mit Acryl- und Ölfarben. Einige seiner Werke zieren Textfragmente. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Es ist seit längerer Zeit die erste Ausstellung, die in dem imposanten Gebäude am Rande der Bochumer Straße stattfinden kann. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen hatten für eine über anderthalbjährige Zwangspause gesorgt. Nun dienen die hohen Wände in der zweiten und dritten Etage des Hauses wieder als Anziehungspunkt und Vorzeigefläche für hiesige Kunst.

„Ich zeige 24 Arbeiten, die zwischen Mitte 2020 und heute entstanden sind“, sagt Christoph Lammert. Die Pandemie, so der Künstler, habe ihm vor allem viel Zeit zum Malen beschert. Diese hätte ihm davor in seinem Alltag als umtriebiger Kulturmanager und Ückendorfer Lokalpatriot oft gefehlt. Lammert arbeitet in seinem Atelier, das nur eine gefühlte Pinsellänge vom Justizzentrum entfernt an der Heidelberger Straße hinter der Heilig-Kreuz-Kirche liegt, nie mit vorgefertigten Skizzen. „Mein Kopf ist mein Speichermedium“, stellt er fest.

Die umgebende Welt als Inspiration

Bei seinen Motiven ließ er sich von der Welt inspirieren, die ihm umgibt. „Ich bin ein Freiformer“, sagt er. Eine der ausgestellten Bilderreihen heißt „Rheinelbe“ – also genau wie die Halde in Ückendorf. Auf dieser prominenten Landmarke sei er oft unterwegs, erzählt Lammert, der am liebsten mit Wachskreide sowie Acryl- und Ölfarbe arbeitet und bevorzugt auf die Kraft der Farben setzt. Auf einigen Werken sind Textfragmente zu finden, von denen manche auf dem Kopf stehen. Das Bild „Prärie“ ziert etwa ein Auszug aus dem Roman „Lederstrumpf“ von James F. Cooper.

Bei den 28 Arbeiten von Marion Mauß bilden Porträts und abstrakte Streifen die Hauptthemen. Auf der Suche nach einer Inspirationsquelle greift die Malerin gern in ihre Vorratskiste und zieht dort eines der zahlreichen dort abgelegten Fotos heraus. Die Arbeit an einem Werk könne manchmal Wochen, aber auch Monate dauern. „Manche verändern sich im Laufe des Prozesses noch völlig“, erzählt sie.

Eine zwei Mal zwei Meter große Leinwand ist in zwei gleichgroße Hälften geteilt, die Mauß dann wieder aneinander geschoben hat. Zusammen ergeben sie einen gewaltigen Kopf, dessen Haut dreidimensional hervorsteht. „Ich habe per Spachtel eine Masse aus Schotter, Asche, Talg und Sand aufgetragen“, erklärt die Künstlerin ihre Technik. Bei den Streifen-Bildern hat sie Bitumen verarbeitet. Und auf den nächsten leuchten verarbeitete Seile und Schwämme so strahlendgelb wie die Sommersonne.

Ein idealer Ausstellungsort

Das Justizzentrum halten beide Künstler für einen idealen Ausstellungsort. „Es gibt kaum einen vergleichbaren Ort mit diesen Möglichkeiten in der ganzen Stadt – gerade für großformatige Arbeiten“, sagt Lammert mit Blick auf die hohen Wände in den Fluren des Gebäudes. Zudem seien alle früheren Ausstellungen an diesem Ort „sehr gut angenommen“ worden, wie Mauß betont. Beide hoffen, dass das bei ihrer Doppelausstellung nun auch der Fall sein wird.