Gelsenkirchen. Frachtschiff des Museums Tinguely tourt mit Kunst an Bord von Basel über Paris nach Bismarck und geht Mitte August in der Marina vor Anker.

Ein spektakuläres Schiff nimmt Kurs auf Gelsenkirchen. Am 16. August wird es in Bismarck vor Anker gehen – mit jeder Menge Kunst an Bord. Das Baseler Tinguely Museum schickt zum 25. Geburtstag seines Ausstellungshauses ein umgebautes Frachtschiff auf große Tour, um die Kunst des prominenten Schweizers Jean Tinguely (1925-1991) direkt zu den Menschen zu bringen. Geladen hat die MS Evolutie ein hochkarätiges Kunstwerk auf dem Deck und eine Informationsausstellung im Rumpf. Eine innovative Idee der Kunstvermittlung für einen der aufregendsten Kreativen des 20. Jahrhunderts.

Musiktheater im Revier war wichtige Station im Schaffen des Schweizers Jean Tinguely

Arbeiten von Jean Tinguely sind und waren bereits in vielen Museen des Ruhrgebiets zu sehen – so wie das Kunstwerk „Märchenrelief“ im Jahr 2016 im Duisburger Lehmbruck-Museum.
Arbeiten von Jean Tinguely sind und waren bereits in vielen Museen des Ruhrgebiets zu sehen – so wie das Kunstwerk „Märchenrelief“ im Jahr 2016 im Duisburger Lehmbruck-Museum. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Dass das Museumsschiff „Ahoy“ nach Stationen in Paris, Antwerpen und Amsterdam ausgerechnet in Gelsenkirchen anlegt und hier die Menschen zu Besichtigungen, Workshops und Performances einlädt, hat einen guten Grund. Die Stadt zählt zu den Stätten, an denen ganz besondere Werke von Jean Tinguely, dem Großmeister der kinetischen Kunst, beheimatet sind. Im Musiktheater im Revier, genauer im Foyer des Kleinen Hauses, hängen an den beiden Stirnwänden großformatige, graue Relief-Wandobjekte des Schweizer Künstlers. Zudem zählt die kinetische Sammlung des Kunstmuseums Gelsenkirchen zu den größten und bedeutendsten Vertretern der Kinetik.

„Leinen los“ hieß es für das schwimmende Museum am 27. Juni in Basel. Am 16. und 17. August wird es an der Bismarcker Marina (Johannes-Rau-Allee) erwartet. An beiden Tagen ist die Ausstellung, die auf rund 100 Quadratmetern über Werk und Vita von Jean Tinguely informiert, von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Das Museumsteam baute eigens für die Schau Modelle von Tinguely-Werken nach, die die Besucher per Knopfdruck in Bewegung setzen können, bis es rattert, quietscht oder kracht. Tinguely konstruierte vor allem maschinenähnliche Skulpturen. Kostenlose Eintrittskarten gibt es Online.

Rund um den Schiffsbesuch gibt es Ausstellungen, Workshops und Theatershows

 So sieht das Museumsschiff aus, das MItte August in Gelsenkirchen Halt machen soll.
 So sieht das Museumsschiff aus, das MItte August in Gelsenkirchen Halt machen soll. © Veranstalter

Zusätzlich bietet die Crew für kleine und große Kunstfreunde Mitmachaktionen und Workshops an, die sich allesamt um Themen wie Wasser, Klang und Kommunikation drehen. Der Kurs „Wassertonfall“ ist bereits ausgebucht, für den Workshop „Flaschenpost“ können sich noch Gruppen anmelden. Neben dem Museumsschiff an der Bismarcker Marina sind auch das Kunstmuseum an der Horster Straße in Buer und das Musiktheater am zweitägigen Spektakel beteiligt. Das Kunstmuseum bietet am 16. August um 17 Uhr eine Führung durch die Kinetik an, betreut außerdem Workshops an Bord.

Das Musiktheater bietet ebenfalls Führungen durch das Haus an (16. August um 11 Uhr, 17. August um 16.30 Uhr), in dem Architektur und bildende Kunst eine aufregende Symbiose eingehen. Der Kontakt zwischen dem Künstler Tinguely und Gelsenkirchen entstand in den 50ern beim Bau des Opernhauses. Der Schweizer war befreundet mit dem Franzosen Yves Klein, der im MiR die berühmten blauen Wandreliefs schuf. Er knüpfte eine Verbindung zu Werner Ruhnau, dem Architekten des Gelsenkirchener Musiktheaters.

Drei unterschiedliche Performances werden sich am 17. August im Musiktheater mit dem Werk des Künstlers auseinandersetzen (18, 19 und 19.30 Uhr), eine findet an der Anlegestelle im Hafen Graf Bismarck statt. Auch wer den Namen Jean Tinguely noch nie gehört hat, die meisten kennen zumindest ein Werk: den gigantischen Wasserspiel-Brunnen vor dem Centre Pompidou in Paris. Am 30. August dieses Jahres übrigens jährt sich der Todestag von Tinguely zum 30. Mal.