Gelsenkirchen. 16 Unternehmen mit Sitz am Stadthafen haben sich zur Initiative „Klimahafen Gelsenkirchen“ zusammengeschlossen. Wasserstoff-Technologie im Fokus.
Dass der Klimawandel kein Hirngespinst ist, sondern hier vor Ort akut spürbar unseren Alltag verändert, zeigte sich einmal mehr bei den Starkregenfällen der vergangenen Tage, die Teile Westdeutschlands unter Wasser gesetzt haben. „Der Klimaschutz ist auch für unsere Stadt eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft“, sagte OB Karin Welge am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, bei der die Initiative „Klimahafen Gelsenkirchen“ vorgestellt wurde.
Gelsenkirchen soll einer der Vorreiter in puncto Wasserstoff-Technologie werden
In dieser neuen Gruppierung haben sich bislang 16 Partner zusammengeschlossen. Dazu gehören zahlreiche energieintensive Unternehmen aus dem Stadthafen, aber auch andere Organisationen. Als gemeinsames Ziel haben sie sich auf die Fahne geschrieben, schnellstmöglich klimaneutral zu wirtschaften und Gelsenkirchen zu einem führenden Standort und Vorreiter in puncto Wasserstoff-Technologie zu machen. Der „Klimahafen“ dient dabei als eine Art Netzwerk, in dem die Industrie, aber auch Vertreter des industriellen Mittelstands Wissen austauschen und nach außen mit einer Stimme sprechen wollen.
Das Zeitalter der Kohle als wichtigster Energieträger neigt sich Schritt für Schritt seinem Ende entgegen. „Dekarbonisierung“ lautet das Gebot der Stunde. Bei diesem mit Blick auf die Klimaentwicklung sehr wichtigen Transformationsprozess seien alle Akteure aus Wirtschaft und Stadtgesellschaft gefragt, betonte OB Welge. „Trotz der bevorstehenden Umstellungen dürfen unsere hiesigen Unternehmen nicht ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre Marktstellung verlieren.“ Der Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur spiele eine zentrale Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Transformationsprozess ist Herausforderung und Chance in einem
Die Initiative „Klimahafen Gelsenkirchen“ ging Anfang 2021 an den Start. Sie wird im Auftrag der hiesigen Wirtschaftsförderung vom Wissenschaftspark in Person von Geschäftsführer Wolfgang Jung koordiniert. Sprecher der Gruppe, die sich aufgrund der Corona-Bestimmungen bislang ausschließlich bei virtuellen Videokonferenzen getroffen hat, ist Lars Baumgürtel. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Zinq-Gruppe. Für ihn genießt das neue Cluster, das „auf kleinem Raum bereits eine Vielzahl von Projekten konkret angestoßen hat“, einen sehr hohen Stellenwert. So etwas gebe es andernorts noch nicht. Ganz wichtig: „Teile des Mittelstands haben sich beim Transformationsprozess schon auf den Weg gemacht. Er ist für uns alle Herausforderung und Chance in einem“, betont Baumgürtel.
Als Beispiel nannte der Sprecher den Einsatz eines Energiegases, das als Nebenprodukt in der Bottroper Kokerei Prosper entstehen und aus Methan und Wasserstoff bestehen würde. Damit die „Klimahafen“-Beteiligten dies aber bei der Produktion einsetzen können, sei zuvor das Umrüsten der gesamten Anlagentechnik vonnöten. Und das erfordere immense Investitionskosten – teils in Millionenhöhe. Aber er sein ein wichtiger Schritt, um die CO2-Emissionen pro Jahr um Tausende Tonnen zu senken.
Baumgürtel merkt an, dass es sich bei diesem Energiegas aber noch nicht um „grünen Wasserstoff“ handeln würde. Man sei derzeit in einer Übergangsphase. Alle mit Prozesswärme befassten Betriebe im Hafen würden schon jetzt technisch aufrüsten, damit perspektivisch auch der „grüne Wasserstoff“ genutzt werden könne. Dafür bräuchten gerade die mittelständischen Betriebe aber finanzielle Förderungen.
Wichtig ist künftig ein Platz am Leitungsnetz für Wasserstoff
Dr. Jochen Grütters, Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord-Westfalen, sieht in der neuen Initiative „einen zentralen Beitrag zur sichtbaren Profilierung des Wasserstoffstandortes Gelsenkirchen“. Der „Klimahafen“ könne zu einem zentralen Baustein zur Schaffung und zum Erhalt von Arbeitsplätzen werden, so Grütters weiter.
Perspektivisch schwebt ihm das Gewerbegebiet Berliner Brücke als hafennaher Standort vor, um dort weitere wasserstoffaffine Unternehmen anzusiedeln. Und der Stadthafen selbst hätte beste Aussichten, an das künftige Leitungsnetz für „grünen Wasserstoff“ angeschlossen zu werden. Das mache diesen Standort für Bestandskunden, aber auch Neuansiedlungen so interessant.
Die Mitglieder der Initiative „Klimahafen Gelsenkirchen“
Dem „Klimahafen“ gehören bereits an: Arcellor Mittal, Arsol Aromatics, Avangard Malz, Ball Beverage Packing, BP, Gelsen-Log, Mühle Rüningen Stefan Engelke, Müller’s Mühle, RK Verpackungssysteme, Schmitt Stahlbau, Terimet, Uniper und Zinq. Weitere Unternehmen können der Initiative beitreten.
Kontakt über den Wissenschaftspark: 0209 1671010 oder per E-Mail an info@klimahafen-gelsenkirchen.de. Alle Infos auch im Internet: www.klimahafen-gelsenkirchen.de.