Gelsenkirchen. Ab nächster Woche soll ein Impfbus in Gelsenkirchen die Corona-Schutzimpfung zu Impfwilligen bringen. Was der Krisenstab plant.

Nachdem auch am zweiten Tag des freien Impfens ohne Termin im Impfzentrum die Nachfrage eher gering war, plant der Gelsenkirchener Krisenstab nun neue Zusatzangebote. Die Devise lautet: Wir bringen den Impfstoff zum Impfkandidaten. Dabei soll erneut der Impfbus des DRK mit seinem Team zum Einsatz kommen. „Wenn sich herausstellt, dass es sehr gut funktioniert, können wir auch einen weiteren Impfbus einsetzen, daran soll es nicht scheitern“, betont Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff.

Aktuell sind in Gelsenkirchen 160.000 Bürger erstgeimpft, 127.000 haben bereits beide Spritzen bekommen. „Wenn alle ihre zweiten Impftermine einhalten, haben wir Anfang August in Gelsenkirchen 160.000 vollständig Geimpfte – von insgesamt rund 265.000 Bürgerinnen und Bürgern“, hofft Wolterhoff. Das sind immerhin gut 70 Prozent aller Einwohner ab 16 Jahren. Für die 43.452 Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren gibt es allerdings nur sehr eingeschränkte (bei Vorerkrankungen), beziehungsweise für die derzeit 32.889 unter Zwölfjährigen in der Stadt sogar keine Impfangebote

Luidger Wolterhoff leitet den Krisenstab der Stadt Gelsenkirchen. Er hofft, mit niedrigschwelligen Angeboten zahlreiche noch Unentschlossene für die Corona-Schutzimpfung gewinnen zu können.
Luidger Wolterhoff leitet den Krisenstab der Stadt Gelsenkirchen. Er hofft, mit niedrigschwelligen Angeboten zahlreiche noch Unentschlossene für die Corona-Schutzimpfung gewinnen zu können. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Zu sagen, dass jeder, der wollte, bis September ein Impfangebot hatte und deshalb alles uneingeschränkt wieder geöffnet und ohne Maske genutzt werden kann, ist somit nur zum Teil korrekt“, gibt Wolterhoff zu bedenken. Um die Lage besser einschätzen zu können, hat Wolterhoff sich die Modellrechnungen des Robert-Koch-Institutes angeschaut. Dieses hatte errechnet, bei welcher deutschlandweiten Impfquote mit welchen Inzidenzen bis zum Jahresende zu rechnen ist. Demnach wären bei einer Durchimpfung von 65 Prozent aller Menschen über alle Altersgruppen mit Inzidenzen von bis zu 400 bis zum Jahresende zu rechnen. Bei einer Gesamt-Impfquote von 75 Prozent sei hingegen „nur“ mit Inzidenzen von bis zu 150 in der möglichen vierten Welle zu rechnen.

Unter Einbeziehung der bis zu 16-Jährigen läge die Impfquote in Gelsenkirchen somit Anfang August voraussichtlich bei 60 Prozent. „Natürlich müssen wir im Blick behalten, dass es jetzt nicht mehr nur um die Inzidenzen geht, sondern dass im Gegensatz zur Situation vor einem Jahr angesichts des Impffortschritts die Auswirkung hoher Inzidenzen auf die intensivmedizinischen Kapazitäten anders sein dürften. Laut Einschätzung des RKI wären diese Kapazitäten bei einer Durchimpfung zu 65 Prozent über alle Altersgruppen ausreichend“, erklärt Wolterhoff.

Mit „ausreichend“ mag er sich allerdings nicht zufrieden geben: „Der Maßstab darf nicht sein, wie viele Menschen lebensbedrohlich erkranken. Bisher haben wir schwer Grippekranke in der Regel einfach hingenommen. Jetzt wissen wir: Masken schützen dagegen. Da dürfte man künftig schon überlegen, ob man mit der extremen Triefnase und Husten wirklich im Büro die Kollegen anstecken muss oder ob man sie und auch seine Freunde auch schützen könnte. Und auch bei der Corona-Pandemie gilt weiterhin trotz aller Öffnungen die goldene Regel: Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch sinnvoll.“

Impfangebote auch rund um Moscheen

Auch an Impfangebote in oder rund um Moscheen etwa nach den Gebeten ist gedacht worden. Das Integrationsreferat sei bereits in Gesprächen, wann und wo das angebracht wäre, kündigt Wolterhoff an.Im Impfzentrum kann sich noch mindestens bis kommenden Sonntag zwischen 8 und 18 Uhr wer mag ohne Termin, nur mit Personalausweis und Impfpass (falls vorhanden) die Erstimpfung geben lassen. Zum Einsatz kommen mRNA-Impfstoffe.

Nun soll ab spätestens nächster Woche ausprobiert werden, wie Unentschlossene zum Impfen bewegt werden können. „Es geht nicht darum, überzeugte Impfgegner zu bekehren. Wir möchten jene erreichen, die noch zögern, die sich aber überzeugen lassen, wenn man zu ihnen kommt“, erläutert er die Strategie. In den Fußgängerzonen, am Bahnhof, an der Horster Straße, vielleicht auch an den Tafel-Ausgabestellen, wie von einem WAZ-Leser vorgeschlagen: All das sind Optionen. Auch eine Extra-Konzertveranstaltung, bei der der Impfbus zum Einsatz kommt, sei denkbar, so Wolterhoff. Man wolle ausprobieren, was gut funktioniert und die Standorte jeweils im Vorfeld bekannt geben. Beim Wunsch nach Freibier für Impfwillige allerdings ist Wolterhoff skeptisch: Da käme allenfalls alkoholfreies Bier infrage, da die Verbindung von Alkohol und Impfung nicht unkritisch ist.