Gelsenkirchen. Um das Thema Ausbildung im Handwerk nach vorn zu bringen, arbeitet die Stadt Gelsenkirchen jetzt mit mehreren Partnern zusammen.

„Geht es dem Handwerk gut, geht es der Stadt gut“: Mit diesem Satz hatte Wirtschaftsförderer Rainer Schiffkowski schon ausreichend begründet, warum sich die Stadt Gelsenkirchen gemeinsam mit Vertretern aus dem Handwerk, von der Arbeitsagentur und dem Jobcenter gemeinsam ins Boot setzt, um für eine Ausbildung im Handwerk zu werben. Das hat, wenn man einem weiteren Sprichwort glauben will, bekanntlich goldenen Boden – aber offenbar wissen das viele junge Menschen nicht mehr. Das soll sich jetzt ändern.

Die Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen, die Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe, die Handwerkskammer Münster, die Agentur für Arbeit und das Integrationscenter für Arbeit (Jobcenter) haben am Dienstag eine Vereinbarung unterzeichnet, die eine enge Kooperation zwischen den jeweiligen Akteuren vorsieht. Konkret soll es darum gehen, Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Dazu soll bald eine großangelegte Werbekampagne starten.

So viele Handwerksbetriebe gibt es in Gelsenkirchen

Wie sinnvoll eine Handwerksausbildung sein kann, dazu steuerte Frank Thiemann von der Arbeitsagentur eine persönliche Geschichte bei. „Mein Sohn hat gerade seine Tischlerausbildung abgeschlossen und am Wochenende seine Lossprechungsfeier gehabt“, sagt er. „Ich habe zu ihm gesagt, dass er wohl niemals mit der Arbeitsagentur Kontakt zu haben brauche – gute Handwerker würden immer gesucht.“ Das jungen Menschen klarzumachen, die oftmals „irgendwas mit Medien“ machen wollten, sei die große Herausforderung.

Denn Gelsenkirchen sei eine Stadt, in der das Handwerk immer noch eine große Bedeutung habe, sagte Rainer Schiffkowski. „Hier gibt es rund 2300 Handwerksbetriebe mit 17.200 Beschäftigten, knapp über 1000 Auszubildende, insgesamt erwirtschaften die Handwerksbetriebe der Stadt einen Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro“, so der Referatsleiter Wirtschaftsförderung. „Damit ist das Handwerk ein wichtiger Wirtschaftszweig, der historisch gewachsen und mit Familienunternehmen gesellschaftlich tief verwurzelt ist in unserer Stadt.“

So will man die Jugendlichen erreichen

Bei vielen Jugendlichen, die kurz vor dem Schulabschluss stehen und ihre weitere Zukunft planen, habe das Handwerk aber immer noch einen schlechten Ruf, erklärte Kreishandwerksmeister Holger Augustin. „Viele assoziieren damit einen Job, bei dem man sich schmutzig macht und der schlecht bezahlt ist“, zählt er einige Vorurteile auf – um sogleich damit aufzuräumen. „Es gibt ganz spannende Berufe, die oft noch gar nicht so richtig bekannt sind“, sagt er.

Das soll sich mit der Kampagne ändern. Geplant ist, demnächst ausgewählte Betriebe und deren Berufe vorzustellen und sie bekannt zu machen – auch und gerade auf Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram oder Twitter, um die Jugendlichen dort zu erreichen, wo sie seien. „Wir wollen aber auch Eltern und Großeltern über traditionelle Medien ansprechen, um sie für das Thema zu sensibilisieren“, sagte Thomas Banasiewicz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Münster.

Besser als der Durchschnitt

Das Handwerk in Gelsenkirchen ist besser aufgestellt als der Durchschnitt im Ruhrgebiet insgesamt: Je tausend Einwohner sind in Gelsenkirchen 67 Personen im Handwerk tätig – 9 mehr als in der Region Ruhr. Je Einwohner werden 7.964 Euro Umsatz gemacht – rund 1.700 Euro mehr als im Ruhrgebiet.

Anke Schürmann-Rupp, Geschäftsführerin des Gelsenkirchener Jobcenters, wies auch noch auf einen anderen wichtigen Aspekt hin – dass Handwerk nämlich längst nicht mehr nur Männersache sei. „Auch Mädchen und junge Frauen wollen wir mit der Kampagne erreichen.“