Gelsenkirchen. Mitten in der Stadt nimmt ab dem 1. August Gelsenkirchens erster Waldkindergarten seinen Betrieb auf. Das ist das Konzept, das steckt dahinter.
Nicht mehr lange, dann kann es los gehen – mit wilden Abenteuern, ganz besonderen Erlebnissen, ganz natürlichen Eindrücken im wahrsten Sinne des Wortes. Zum 1. August nimmt Gelsenkirchens erster kompletter Waldkindergarten St. Felix seinen Betrieb auf.
Gelsenkirchens erster Waldkindergarten nimmt am 1. August den Betrieb auf
Noch zeugt nichts von dem, was einmal sein soll, auf der großen, grünen Wiese direkt vor dem Kirchlichen Bildungszentrum für Gesundheitsberufe im Revier an der Virchowstraße, vor den Toren des Marienhospitals. Wie Sie sehen, sehen Sie (noch) nichts. Hier soll bis zum Ende des Jahres die „Wagenburg“ stehen: Drei bunte Wagen, extra bestellt, fast fertig, derzeit noch in der Mache.
Bis die drei Gefährte, die an bunte Zirkuswagen erinnern, stehen, haben die Kinder trotzdem festes Dach über dem Kopf. Sie weichen aus in benachbarte Räumlichkeiten auf dem Marienhospital-Campus. Aber das Waldkindergarten-Leben findet doch sowieso draußen statt!
45 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren werden ihre Kindergartenzeit ab August an der frischen Luft, unter dem freien Himmel Ückendorfs verbringen. Aufgeteilt in drei Gruppen a 15 Kinder werden sie in einem teiloffenen Konzept von 7 Uhr bis 16 Uhr betreut. 20 Plätze haben einen Umfang von 45 Wochenstunden, 25 Plätze bieten 35 Wochenstunden. Vorzugsweise Kinder aus dem Stadtsüden haben einen Platz bekommen, aber auch aus anderen Teilen Gelsenkirchens. Auch Kinder mit Integrationsbedarf werden dort forschend die Natur erleben. [Lesen Sie auch:Wie Gelsenkirchen bis 2022 fast 500 Plätze schaffen will]
Erster Waldkindergarten in Gelsenkirchen: Die Natur als Lernort entdecken
Die Maßgabe, die über allem schwebt: Die Natur ist der Lernort, hier findet das St.-Felix-Leben statt. Egal ob es mal regnet oder schneit – und im besten Fall meist immer die Sonne scheint. „Wir gehen bei fast jedem Wetter nach draußen, passen uns immer den Temperaturen an“, erklärt Finn Wilms, Einrichtungsleiter bei St. Felix und pädagogisch verantwortlich für das Waldkindergarten-Konzept. Eine Ausnahme gibt es, naheliegend: Bei Gewitter und Sturm gibt’s keine Betreuung unter Bäumen.
„Wir verstehen uns als Begleiter, wir schauen, wo die Interessen und Bedürfnisse der Kinder liegen“, erläutert Finn Wilms weiter. „Wir werden die Kinder ganz genau beobachten und das bieten, was sie für ihre Lernerfolge brauchen“, ergänzt Nicole Funke-Wydra, ebenfalls verantwortlich für das Konzept und Betriebsleitung bei der St. Augustinus Kindergarten GmbH. „Wir müssen die Situationen von Kindern wesentlich flexibler denken“, so Funke-Wydra weiter. So zu arbeiten sei auch eine große Herausforderung für das pädagogische Personal.
Wagenburg als fester Anker in Gelsenkirchens erstem Waldkindergarten
Doch was macht diesen Kindergarten, dieses Konzept so einzigartig? Nun, zunächst ist es sicherlich die Betreuung der Kinder im Freien, das forschende Naturerlebnis. Rheinelbe-Park und Rheinelbe-Wald werden schon bald zum absoluten Lieblingsrevier der Kleinen werden. Hier wird stattfinden, was Experten unter frühkindlicher Bildung verstehen. Hier eben bei Wind und Wetter. Rückzugsort und fester Anker des Kindergartenalltags wird immer die Wagenburg sein. [Lesen Sie auch: Die meisten Kinder in Gelsenkirchen gehen kostenlos zur Kita]
Anmeldungen über das Kita-Portal der Stadt
Interessierte Eltern können sich mit Hilfe des Kita-Portals der Stadt (kitaportal.gelsenkirchen.de) über den neuen Waldkindergarten informieren und ihre Kinder dort auch anmelden. Ob es dort dann auch einen freien Platz gibt, kann das Team von St. Felix schlecht vorhersagen. Die Plätze jedenfalls sind sehr begehrt.Die Anschaffung der Wagen wird zu 90 Prozent vom Bund gefördert, St. Augustinus übernimmt die restlichen zehn Prozent. Sie sind voll ausgestattet, auch mit Waschgelegenheiten und Toiletten. Für den Gang in den Wald gehören für die erste Zeit übrigens Campingtoiletten transportiert in Bollerwagen zur Standard-Ausrüstung.
Dort wird auch gegessen, dort startet der Tag. Ganz unmittelbar am Morgen geht es von den bunten Wagen einfach über die Straße in den Industriewald. Dort bleiben die Kinder bis zum Mittagessen und darüber hinaus: Nach dem Essen folgt eine kleine Mittagspause. Kuschelecken laden zum Ausruhen ein, es gibt Kreativangebote, es kann gebaut und konstruiert werden. Schaukeln, Rutschen, Wippen – wird es auf der grünen Wiese vor bunten Wagen nicht geben. Der Wald ist schließlich Spielplatz genug.
In Gelsenkirchens erstem Waldkindergarten wird großer Wert auf das Miteinander gelegt
„Der Wald hat 1000 Wörter, im Wald hat die Fantasie einen viel größeren Stellenwert“, ist Finn Wilms überzeugt. Das Spannende sei, dass man dort nie auslerne: „Wir erweitern Stück für Stück den Horizont der Kinder und den eigenen auch“, so der Kindergarten-Leiter. Und auf noch etwas legen sie großen Wert, an der Virchowstraße: das Miteinander. „Wichtig ist uns, den Blick auf die Gemeinschaft zu bilden und zu schärfen“, so Finn Wilms. Im Grunde, den „Respekt vor Schöpfung“ zu vermitteln. Und den Gedanken: „Groß hilft Klein“, sagt Nicole Funke-Wydra.
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Bei St. Augustinus können sie auf eine lange Erfahrung in Sachen Kinderbetreuung zurückblicken. Dass in der Stadt zusätzliche Kindergartenplätze benötigt werden, ist seit langem Thema. Bei St. Augustinus stellte sich bei den Verantwortlichen die Frage: Wie kann die Stadt dabei unterstützt werden? „Wir wollen für die Stadt Gelsenkirchen ein Partner sein, um Plätze zur Verfügung zu stellen“, erklärt Ansgar Suttmeyer, Verwaltungsleiter der St. Augustinus Kindergarten GmbH. Gerade im Stadtsüden gibt es ein Defizit an Kindergartenplätzen, da werden 45 zusätzliche Plätze händeringend gebraucht.
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