Gelsenkirchen. Rentenansprüche, Behinderungsgrade oder Pflege- und Hilfsmittel: Oft sind Leistungen strittig. So half 2020 der Gelsenkirchener Sozialverband.
Der Sozialverband SoVD hat im Kreisverband Gelsenkirchen-Bottrop rund 5500 Mitglieder in zehn Ortsverbänden. Gegen eine geringe Kostenbeteiligung (10 Euro für Hilfen bei Antragsverfahren, 50 Euro bei Widerspruchs- und 100 Euro bei Klageverfahren) betreut und vertritt der Verband Mitglieder auch rechtlich in sozialen Fragen – und das durchaus erfolgreich. 2020 hat der SoVD so exakt 494.566 Euro (2019: 378.000 Euro) erstritten.
Gelsenkirchener SoVD-Anwälte führten 681 Verfahren
Während der Corona bedingten Einschränkungen und dem Lockdown konnte die Mitgliederberatung teilweise nur telefonisch durchgeführt werden. Dennoch wurden, genau wie im Vorjahr insgesamt 681 Verfahren geführt, davon 156 in Form von Klagen vor den Sozialgerichten in NRW. Die Erfolgsquote lag insgesamt bei 50,6 Prozent (2019: 62,2 Prozent).
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„Besonders freut uns die hohe Zahl der gewonnenen Widerspruchsverfahren, denn diese zeigt, dass wir unseren Mitgliedern in recht kurzer Zeit helfen konnten – ohne Verfahren vor den Sozialgerichten“, freut sich Kreisgeschäftsführerin Susanne Strauer, die seit Oktober 2020 Unterstützung bei der Rechtsberatung, durch Kolja Ofenhammer erhält. Rund 217.000 Euro aus Gerichtsverfahren konnten laut Strauer allein auf diesem Wege an die Mitglieder des Verbands fließen.
Häufig strittig ist der Grad einer Behinderung
Mehrheitlich ging es bei den Verfahren um Fragen zum Schwerbehindertenrecht. Häufig strittig ist der Grad einer Behinderung und das entsprechende Merkzeichen im Behindertenausweis. Außerdem bezogen sich die Verfahren laut SoVD auf „Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Rentenansprüchen, insbesondere Erwerbsminderungsrenten“. Die restlichen Verfahren teilten sich auf in Streitigkeiten im Bereich Pflege, Krankenversicherung sowie Sozialhilfe und dem Arbeitslosenrecht.
Beratung durch Juristen
Die Juristin und der Jurist im SoVD-Beratungszentrum an der Dickampstraße 7-9 in Gelsenkirchen helfen in sozialrechtlichen Fragen weiter. „Die Beratung ist kostenlos und anders als bei einer Rechtsschutzversicherung gibt es bei uns auch keine Wartezeit. Das heißt, wer bereits ein Problem hat, kann trotzdem sofort Mitglied bei uns werden und kriegt auch sofort Hilfe“, betont der Vorsitzende Dieter Harwardt und wirbt um Mitglieder: Angesichts eines Monatsbeitrags von gerade mal 6,90 Euro lohne sich die Mitgliedschaft auch dann, wenn man erst nach Jahren auf die Hilfe des Verbandes zurückgreifen müsse.
Als großen „Erfolg für alle, die sich mit Hilfe des SoVD gewehrt haben – gegen falsche Bescheide, fehlerhafte Rentenberechnungen, abgelehnte Pflege- und Behinderungsgrade oder etwa zu Unrecht abgelehnte Hilfsmittel“ wertet Dieter Harwardt als Vorsitzender des SoVD-Kreisverbands Gelsenkirchen-Bottrop die erstrittenen Summen. „Die Zahlen zeigen einmal mehr, dass es sich lohnt, sich zu wehren. Die Kostenträger“, glaubt Harwardt, „scheinen Anträge und Widersprüche auch schon mal abzulehnen und abzuwarten, ob sich Widerstand regt.“ Das müsse man sich aber nicht gefallen lassen.
5500 Mitglieder in zehn Ortsverbänden in Gelsenkirchen und Bottrop
2020 stagnierte erstmals die Mitgliederzahl des Sozialverbands nach mehreren Wachstumsjahren. Harwardt führt das auf die Corona-Folgen und Lockdown-Beschränkungen zurück. „Das trifft viele Vereine und Verbände oder auch Selbsthilfegruppen.“
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