Gelsenkirchen. Gelsenkirchener „Stage“-Projekt lädt am 2./3. Juli zur Abschlusspräsentation ins Consol-Theater ein. Teilnehmende ziehen ein positives Fazit.

Wenn Joanna Padberg nach ihren Eindrücken zur Teilnahme am „Stage“-Projekt 2020/21 gefragt wird, bekommt sie sofort strahlende Augen. „Das war eine ganz neue Erfahrung für mich – ein Licht in meinem Leben. Und am liebsten würde ich noch ein zweites Jahr dranhängen, wenn es möglich wäre“, sagt die 19-jährige Gelsenkirchenerin. Sie war eine von 16 Jugendlichen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, die im vergangenen Oktober begannen, im Rahmen dieses Projektes am Consol-Theater ihren beruflichen Weg zu suchen. Das Tolle: Joanna und viele andere Teilnehmende sind fündig geworden.

Sozialpädagogische Betreuung stand diesmal im Fokus

Ulrike Brockerhoff leitet das „Stage“-Projekt am Consol-Theater in Gelsenkirchen.
Ulrike Brockerhoff leitet das „Stage“-Projekt am Consol-Theater in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Es ist der 19. „Stage“-Jahrgang, der sich nun langsam aber sicher seinem Abschluss nähert. „Stage“ – das steht im Englischen nicht nur für „Bühne“, sondern es ist auch die Abkürzung für den kompletten Projektnamen „Schule, Theater und Arbeit in Gelsenkirchen“. Aufgrund der Corona-Pandemie war diese Auflage aber völlig anders als alle zuvor. „Nicht die kreative und handwerkliche Ausbildung hat diesmal die Hauptrolle gespielt, sondern die sozialpädagogische Betreuung“, sagt Ulrike Brockerhoff. Sie ist die Projektleiterin und kümmert sich gemeinsam mit fünf weiteren Dozentinnen und Dozenten um die Ausbildung, aber auch die soziale Betreuung der Kurs-Teilnehmer.

Eine von ihnen war Victoria Michalski. Die Gelsenkirchenerin (18) kannte das Projekt bereits durch eine Freundin. Als sie selbst die Zusage erhielt, war sie Feuer und Flamme. Doch Corona verhinderte fast vom Kursstart weg jegliche persönliche Zusammenkunft. „Das lief dann alles über Zoom-Videokonferenzen im Internet“, erzählt Victoria. Das hatte natürlich massive Auswirkungen auf den Gruppenfindungsprozess. „Und dieser ist für den Verlauf des gesamten Projekts eine ganz entscheidende Komponente“, so Regisseurin und Theaterfrau Brockerhoff.

Filme und ein QR-Parcours bei der Abschlusspräsentation

Unheimlich viel Zeit und Energie habe aufgrund dieser äußeren Umstände investiert werden müssen, um die neu entstandene Gruppe beisammenzuhalten, um daraus ein harmonisches Team zu formen. „Unser Hauptaugenmerk lag darauf, die Fäden in der Hand zu behalten, sodass uns möglichst keiner aus der Gruppe verloren ging“, beschreibt Brockerhoff. Ein Vorhaben, das zwar nicht komplett klappte, mit Blick auf die widrigen Umstände sei man aber insgesamt zufrieden, so Brockerhoff.

Am Ende eines jeden Jahrgangs wartet eine große Abschlusspräsentation. Doch aufgrund kaum vorhandener gemeinsamer Zeiten zum Proben, Tanzen oder Theaterspielen wird es an diesem Wochenende (2. und 3. Juli, jeweils ab 19 Uhr im Consol-Theater) keine der üblichen Aufführungen geben. Vielleicht heißt das Motto auch deshalb: „Alles außer gewöhnlich“. Auf das wieder zugelassene Publikum warten diesmal Filmvorführungen und ein QR-Parcours. Bei letzterem sind QR-Codes im und um das Theater herum zu finden. Wer diese mit seinem Smartphone einscannt, bekommt Texte, Bilder und kurze Clips auf dem Bildschirm serviert, die die Gruppe erarbeitet und eingespielt hat.

Viele der Teilnehmenden wissen nun, wie es beruflich für sie weitergehen soll

Und hat sich die Teilnahme denn nun gelohnt? Viele Teilnehmende würden das sofort bejahen, denn sie haben nach Kursende eine Ausbildung in Aussicht. Und auch Joanna und Victoria sind mehr als zufrieden. „Ich weiß jetzt, dass ich mal Theaterpädagogik studieren will. Vorher werde ich aber hier am Consol-Theater aber für ein Jahr eine Bundesfreiwilligendienst-Stelle annehmen“, erzählt Victoria.

Joanna, die Autistin ist, hat Veränderungen an sich wahrgenommen. „Früher war ich immer gehemmt, wenn ich in eine Gruppe mit Fremden kam. Jetzt fühle ich mich viel besser.“ Sie will nach dem Projekt eine weitere Berufsförderungsmaßnahme anschließen, die sich speziell an Menschen mit Autismus richtet. Und später wolle sie auf jeden Fall etwas mit ihren Händen machen – etwa Steinmetzin oder Bühnenbildnerin. Vielleicht sollte sie es auch mal als Poetin versuchen. Denn zum Abschied sagt Joanna: „Hier im Kurs konnte ich meine Flügel ausbreiten und in den Himmel fliegen.“

Maximal 65 Besucher pro Präsentation zugelassen

Im Film „Wie Waldi“, der an beiden Abenden gezeigt werden soll, werden vier aufwendige Ganzkörperkostüme die Blicke auf sich ziehen. Diese haben die Projektteilnehmenden selbst entworfen und geschneidert – ein weiterer Beleg dafür, dass es sich bei der diesjährigen Gestaltungsdozentin um eine professionelle Kostümbildnerin gehandelt hat.

Maximal 65 Besucher pro Abend sind aufgrund der Hygienevorschriften zugelassen. Diese müssen geimpft, getestet oder genesen sein. Eine Voranmeldung ist zwingend erforderlich unter: 0209/988 22 82 oder kontakt@consoltheater.de. Eintritt: fünf Euro