Gelsenkirchen. Egal, ob Sommerhitze oder Fußball-EM: Mehrere Stammgäste des Gelsenkirchener Kinos „Schauburg“ kamen am ersten Tag nach der langen Zwangspause.

An einem Donnerstagnachmittag bei 35 Grad im Schatten ausgerechnet in ein Kino zu gehen – auf diese Idee muss man auch erstmal kommen. Für Marc Golland (22) aus Erle und seinen Marler Kumpel Nils Langenbach (23) ist es aber eine Selbstverständlichkeit. Das Duo zählt zu jenen Gästen, die an Tag eins der Wiedereröffnung des Traditionshauses „Schauburg“ in Buer gleich eine Eintrittskarte gekauft haben. „Wir sind Stammgäste und wollen natürlich unser Lieblingskino unterstützen“, stellt Golland klar.

„Das fühlt sich fast wie eine Neueröffnung an“, sagt Ralf Kolecki, nachdem er sich an einen der Stehtische im Foyer des altehrwürdigen Lichtspieltheaters gestellt hat. Seit einem Vierteljahrhundert ist Kolecki inzwischen der Leiter der „Schauburg“. Doch noch nie waren sein Team und er so lange am Stück in eine kollektive Tatenlosigkeit verbannt. Siebeneinhalb Monate ist es nun her, dass zum vorerst letzten Mal die Filmprojektoren liefen. Dann kam der dritte Corona-Lockdown. Und der dauerte und dauerte und dauerte. Nun geht es hier am Rande der Horster Straße, aber auch in den „Apollo Cinemas“ im Schatten der Schalke-Arena in Erle endlich wieder los.

„Auf einer Großleinwand ist das alles viel schöner“

Ralf Kolecki ist seit 25 Jahren der Leiter des Gelsenkirchener Traditionskinos „Schauburg“ in Buer. Seit Donnerstag ist das Lichtspieltheater nach siebeneinhalbmonatiger Zwangspause wieder geöffnet. 
Ralf Kolecki ist seit 25 Jahren der Leiter des Gelsenkirchener Traditionskinos „Schauburg“ in Buer. Seit Donnerstag ist das Lichtspieltheater nach siebeneinhalbmonatiger Zwangspause wieder geöffnet.  © Thomas Richter

Natürlich hielt sich der Andrang an Spieltag eins noch in überschaubaren Grenzen. Kein Wunder, bei der Hitze zieht es die meisten halt hinaus ins Freie. Zudem beschäftigen sich alle Fußballinteressierten derzeit lieber mit EM-Kickern statt mit Hollywood-Helden. Doch Kolecki ist trotzdem glücklich und erleichtert. Auch darüber, dass nach der langen Pause technisch alles wieder einwandfrei lief. „Am meisten freue ich mich aber auf das Wiedersehen mit unserem Stammpublikum“, so Kolecki.

Dazu gehört auch Andrea Szuka aus Erle. Gemeinsam mit einer Freundin will sie in der ersten Woche sogar gleich zweimal ins Kino. „Es werden ja sofort mehrere Sachen gezeigt, die ich unbedingt im Kino sehen will“, sagt sie. Natürlich habe sie in der Zwangspause daheim auch Filme auf DVD geschaut. „Auf einer Großleinwand ist das alles aber viel schöner“, sagt Szuka.

Zum Auftakt 25 Filmtrailer, danach der mehrfache Oscar-Gewinner

Beeindruckende Naturaufnahmen und eine fantastische Hauptdarstellerin Frances McDormand: Der Oscar-Gewinner „Nomadland“ läuft derzeit zweimal am Tag in der Gelsenkirchener „Schauburg“.
Beeindruckende Naturaufnahmen und eine fantastische Hauptdarstellerin Frances McDormand: Der Oscar-Gewinner „Nomadland“ läuft derzeit zweimal am Tag in der Gelsenkirchener „Schauburg“. © SEARCHLIGHT PICTURES

In der allerersten Vorstellung des Tages in der „Schauburg“ war ein Zusammenschnitt von rund 25 Filmtrailern zu sehen. Gezeigt wurden die Ankündigungen kommender Blockbuster und cineastischer Perlen. „Und davon kommen jetzt in den nächsten Wochen gleich mehrere in die Kinos“, weiß Kolecki. Denn inzwischen liegen zahlreiche vermeintliche Publikumsmagneten auf Halde. Etwa der neue James-Bond-Film mit Daniel Craig. Oder der neunte Teil der PS-starken Reihe „Fast & Furious“. Diese werden nun nach und nach abgearbeitet.

So hat die „Schauburg“ auch „Nomadland“ direkt zum Auftakt ins Programm genommen – bei der jüngsten Oscar-Verleihung ausgezeichnet mit den Preisen für den „Besten Film“, die „Beste Regie“ und die „Bester Hauptdarstellerin“. Letztere Trophäe hat sich Frances McDormand beim Blick auf ihre grandiose Leistung in dem knapp zweistündigen Streifen wahrlich verdient. „Den wollten wir auch unbedingt im Kino sehen“, betonen Marc Golland und Nils Langenbach, als sie aus dem Saal wieder ins Freie treten. Es habe sich ein bisschen wie ein „Kulturschock“ angefühlt, nach so langer Zeit wieder in einem Kinosaal gesessen zu haben, meint Langenbach. „Wir werden ab jetzt aber wieder regelmäßig hier sein“, sagt er und strahlt.