Gelsenkirchen-Buer. An der Kulturmeile in Gelsenkirchen-Buer betreibt die Stadt ein Büro. Jetzt werden Forderungen laut, das Ladenlokal kulturell zu nutzen.
„Kulturmeile“ heißt das Stück der Horster Straße zwischen Goldbergplatz und Rottmannsiepe. „Kulturmeile“: Der Name weist darauf hin, dass sich hier das Kunstmuseum befindet, gegenüber steht mit der Schauburg auch ein Stück Kultur, am Ende befindet sich die Skulpturenwiese mit der Skulptur „Rolling Sun“ des Künstlers Sandro Antal. Und sonst? Wenn es nach dem Willen einiger Akteurinnen und Akteure aus Gelsenkirchen-Buer ginge, dann könnte hier noch mehr Kultur stattfinden. Doch das ist nicht so einfach.
Ein Ort, den sich Dirk Niewöhner etwa gut vorstellen könnte, ist das Ladenlokal direkt neben der Schauburg. Hier betreibt die Stadt Gelsenkirchen das Kundenbüro „Bildung- und Teilhabe“, bietet hier Service rund um das Bildungs- und Teilhabepaket an. Vor Wahlen wird das Büro regelmäßig zur Wahlscheinstelle umfunktioniert, dann kann man dort etwa per Briefwahl seine Stimme abgeben. Für Niewöhner ist der Ort für so ein städtisches Büro denkbar ungünstig gewählt. „Das ist eine krasse Unternutzung“, sagt der Buchhändler, der in Buer und Altstadt die Buchhandlung „Kottmann“ betreibt.
Gelsenkirchener Buchhändler hat Ideen für das Büro
„Wenn man dieses Stück der Horster Straße schon als ,Kulturmeile’ bezeichnet, dann sollte man den vorhandenen Raum auch entsprechend nutzen“, sagt Niewöhner. Gerade die direkte Nachbarschaft zum Kino biete eine gute Gelegenheit. „Ich habe schon oft mit Freunden nach einem Film vor dem Kino gestanden und überlegt, wo man anschließend noch etwas trinken könnte“, sagt er. „Meistens sind wir dann unverrichteter Dinge auseinandergegangen – da wäre es doch ideal, wenn es direkt nebenan noch ein kleines Café oder Bistro gebe.“
Niewöhner hatte sich auch schon Gedanken darüber gemacht, wie man den Raum konkret nutzen könnte. Zum einen wäre da die angesprochene Nutzung als Café oder Bistro: „Man könnte auf dem breiten Bürgersteig auch Außengastronomie anbieten, die Öffnungszeiten könnten sich ja dann nach dem Kinoprogramm richten.“ Weitere Möglichkeiten wären etwa eine Kleinkunstbühne – „man könnte auch einen Durchbruch zum Kinofoyer machen“, sagt Dirk Niewöhner.
So begründet die Stadt Gelsenkirchen ihre Ablehnung
Dass diese Pläne aber in die Tat umgesetzt werden, scheint derzeit eher unwahrscheinlich. Erst kürzlich hatte die FDP-Bezirksverordnete Anne Schürmann eine Anfrage an die Stadt Gelsenkirchen gestellt, in der sie wissen wollte, wie lange die Stadt das Büro an der Kulturmeile noch zu nutzen gedenke.
Die Antwort der Verwaltung fiel relativ knapp aus. Es wurde noch einmal erklärt, dass das Büro sowohl als Kundenbüro und Beratungsstelle als auch als Wahlscheinstelle genutzt würde – und dass es dabei auch bleibe. „Absichten, diesen für beide städtischen Fachdienststellen alternativlosen Standort aufzugeben, bestehen nicht“, heißt es abschließend.
Eine Entscheidung, die Anne Schürmann nicht nachvollziehen kann. „Es gibt doch mit Sicherheit andere Standorte für das Büro als den an der Kulturmeile“, sagt sie und schüttelt den Kopf. Dirk Niewöhner geht sogar noch weiter: „Buer wird regelmäßig benachteiligt, wenn es um Investitionen in die Kultur geht“, so der Buchhändler.
Kultur zwischen Goldbergplatz und Rottmannsiepe
Als vor etwa zehn Jahren mit dem Umbau der Horster Straße begonnen wurde, wurde der Abschnitt zwischen Goldbergplatz und Rottmannsiepe als „Kulturmeile“ ausgewiesen. Dort stehen unter anderem die Schauburg, das Kulturmuseum und die Skulpturenwiese.Die offizielle Eröffnung der Kulturmeile fand am 8. September 2013 im Rahmen des Cityfestes Buer statt.
Dabei wird demnächst noch ein weiterer Standort an der Kulturmeile frei. Angelika und Katrin Ullrich betreiben dort noch das „Braut-Atelier Angelina“, nach dem Großbrand an der De-la-Chevallerie-Straße im September waren sie vorübergehend an die Horster Straße gezogen. Doch sie hatten von Anfang an betont, nach der Sanierung des Brandhauses wieder an den alten Standort zurückkehren zu wollen. Besitzer der Immobilie ist Martin Suttmeyer, er erklärte, für viele Ideen offen zu sein. Er lege aber Wert auf Qualität – „noch einen Ein-Euro-Shop braucht dort niemand“, sagt er und betont, dass er geduldig bleiben wolle. „Mir ist ein Leerstand da im Zweifel lieber als Schrott“, so Martin Suttmeyer.
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