Gelsenkirchen. Das Kreativquartier Ückendorf in Gelsenkirchen hat einen neuen Kulturort: Ein Schaufenster an der Bochumer Straße wird zur Kunstvitrine.

Früher war es nur ein leerstehendes Schaufenster in einem Hauseingang, jetzt ist es ein neuer Kunstort im Kreativquartier Ückendorf: „EXP Sondervitrine“ hat Ulrike Kaßler ihr neues Projekt genannt. Die freischaffende Kulturmanagerin (54) aus Bochum hat gemeinsam mit dem Grafiker Holger Seeling eine etwa zwei Quadratmeter große Glaskabine am Rande der Bochumer Straße in eine Ausstellungsfläche verwandelt. Vier Künstler zeigen dort in einer Reihe ab Donnerstag, 6. Mai, bis zum 30. Juni ausgesuchte Arbeiten. Den Anfang macht Matthias Schamp mit seiner Installation „Reality Support“.

Treffpunkt ist die „Trinkhalle am Flöz“ die in Ückendorf längst wichtige Anlaufstelle für die Kreativszene geworden ist. Direkt im Hauseingang daneben befindet sich besagte Vitrine, die 3,35 Meter lang ist und an der breitesten Stelle etwa 70 Zentimeter Platz bietet. Auffällig ist der neue, schneeweiße Fensterrahmen. „Der ist doppelt verglast. Auch aus Sicherheitsgründen wurde hier alles erneuert“, berichtet Kaßler.

Unkomplizierter Kunstgenuss quasi rund um die Uhr

Die „Trinkhalle am Flöz“ in Gelsenkirchen ist beliebter Treffpunkt für die Kunstszene im Kreativquartier Ückendorf.
Die „Trinkhalle am Flöz“ in Gelsenkirchen ist beliebter Treffpunkt für die Kunstszene im Kreativquartier Ückendorf. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Das Besondere an der Idee: Die Kunst in der Vitrine ist nicht zugangsbeschränkt. Soll heißen: „Es gibt keine Öffnungszeiten und keine Reservierungspflicht. Hier lässt sich Kunst ganz unkompliziert quasi im Vorbeigehen genießen – und das rund um die Uhr“, sagt die Ausstellungsmacherin.

Kaßler stemmt dieses Kunstprojekt im Rahmen eines Stipendiums. Mit dem Geld finanziert sie auch die Honorare der Künstler. Gerade die Vertreter der freien Kunst- und Kulturszene hatten ja bekanntlich am heftigsten an den Folgen der Corona-Pandemie zu knabbern. „Alle Arbeiten, die hier in den kommenden Wochen gezeigt werden, wurden extra für diese Reihe entwickelt und angefertigt“, erklärt Kaßler. Während der eine Fotos per Beamer präsentieren will, setzen andere auf eine mediale Inszenierung. „Zu viel wollen wir aber gar nicht verraten, weil der Überraschungseffekt für die Besucherinnen und Besucher ein Teil des Gesamtkonzeptes ist“, so Kaßler. Fest stehe nur „Jeder Künstler macht sein Ding!“

Besucher werden vor Ort mit der Kunst nicht allein gelassen

Neben Matthias Schamp zum Auftakt (6.-17. Mai) werden auch Hendrik Lietmann (20.-31. Mai) mit „Die Sonne, der Staub, die Straße“, Achim Zepezauer (5.-16. Juni) mit „Umlaufbahn“ sowie Lukas Loss (19.-30. Juni) mit „Mirror of Ückendorf“ an der Bochumer Straße 139 zu sehen sein.

Kaßler ist es wichtig zu erwähnen, dass alle Kulturinteressierten vor Ort nicht mit der Kunst allein gelassen werden. Zu jeder der Ausstellungen wird eine passende Postkarte ausgelegt, auf deren Rückseite nicht nur der Künstler kurz vorgestellt wird, sondern auch wichtige Fakten zum Werk nachzulesen sind. Auf der Vorderseite der Karten ist jenes Motiv von Grafiker Holger Seeling abgedruckt, das auch die Kunstvitrine in Nicht-Ausstellungs-Zeiten zieren wird.

Die ausgeprägte Kulturvielfalt im Kreativquartier Ückendorf bereichern

Nach ihren Zielen für dieses Projekt gefragt, antwortet Kaßler: „Wir wollen die Vielfalt des Kreativquartiers mit unserer Vitrine um eine Nuance bereichern. Und die Menschen hier im Viertel sollen dieses zusätzliche Angebot als einen Gewinn empfinden.“

Wobei die in Nettetal aufgewachsene Ausstellungsmacherin es sich ausdrücklich wünscht, dass nicht nur Ückendorfer an der Bochumer Straße vorbeischauen werden. Sondern Menschen aus allen Gelsenkirchener Stadtteilen.

Weitere Fakten und Infos zum neuen Ausstellungsort

Die Kunstvitrine wird mit einer LED-Röhre ausgeleuchtet. Diesen Lichteffekt können die Künstler nutzen, sie müssen es aber nicht. Nach Einbruch der Dunkelheit zieht das Licht die Blicke der Passanten geradezu magisch an.

Ausstellungsmacherin Ulrike Kaßler plant bereits eine zweite Ausstellungsreihe mit vier weiteren Künstlern. Diese soll nach bisherigen Planungen im Herbst stattfinden. Diese Vitrine ist ihr erstes Projekt in Gelsenkirchen.