Gelsenkirchen. Das Start-up Pottsalat ist auf Expansionskurs – und plant auch einen Standort in Gelsenkirchen, der Heimat der Gründer. Eine ErfolgsGEschichte.

Es ist eine große Erfolgsgeschichte, die ihren Anfang in Gelsenkirchen nahm. Pottsalat – der Online-Lieferdienst für Salate und Bowls mit Sitz in Essen – ist seit Jahren auf Expansionskurs, hat im ersten Quartal 2021 bereits über eine Million Euro Umsatz erreicht und nun vor kurzem Dirk Schneider und Christian Limmer, Gründer der Bäckerei-Kette Backwerk, als Investoren ins Boot geholt. Die drei Gründer des Start-ups sind Gelsenkirchener – und kennen sich schon seit Schulzeiten.

Ben Küstner (36) und Pia Gerigk (35) sind ein Paar, mit Alexandra Künne (34), der Dritten im Bunde, sind sie schon lange befreundet. 2016 entschließen sich die Freunde, gemeinsam den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Vor allem Küstner ist in Gelsenkirchen kein Unbekannter: Über zehn Jahre lang war er Teil des Partyveranstalters „Bang Bang Gelsen“ und betrieb das Burger-Restaurant „Bang Bang Burgers and Beer.“ „Eigentlich habe ich danach gedacht: ‘Nie wieder Gastro’“, erzählt der 36-Jährige lachend. Doch genau so ist es gekommen.

Die Grundidee: Gesundes Essen für die Mittagspause

Gerigk, die 2016 noch in der Modebranche arbeitet, hegt schon lange den Wunsch, ein eigenes Unternehmen in einem ganz anderen Bereich zu gründen. „Ich habe mich damals viel mit gesunder Ernährung auseinandergesetzt“, erinnert sie sich. „Die Idee war, sich etwas Gesundes für die Mittagspause am Arbeitsplatz bestellen zu können. Das hat mir selbst damals gefehlt.“ Küstner und Künne steigen mit ein. Er bringt das nötige Know-how aus langen Jahren bei einer Online-Marketingagentur mit, sie die Erfahrung als studierte Ernährungswissenschaftlerin.

So sehen sie aus: die Bowls von Pottsalat. Die Gelsenkirchener Gründer legen bei der Lieferung Wert auf ökologisches Verpackungsmaterial.
So sehen sie aus: die Bowls von Pottsalat. Die Gelsenkirchener Gründer legen bei der Lieferung Wert auf ökologisches Verpackungsmaterial. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Wir haben dann für die Gründung 36.000 Euro zusammengekratzt“, erzählt Küstner. Nach Feierabend in ihren alten Jobs gehen Gerigk und Künne auf Suche nach Räumlichkeiten für ihr Start-up-Unternehmen. Das passende Objekt finden sie schließlich in einer alten Pommesbude in Essen-Fronhausen. Dort werden sie die nächsten Jahre jeden Tag selbst hinter der Theke stehen, Salat schneiden und Bestellungen verpacken. Ihr Konzept funktioniert sofort. „Am ersten Tag waren wir ausverkauft. Da wussten wir: Okay, die Leute rennen uns die Bude ein – wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen und eine Kühlhalle mieten“, berichtet Künne. „Wir haben im Ruhrgebiet eine Marktlücke gefüllt.“

Heute hat Pottsalat 150 Angestellte, bis zu 700 Bestellungen gehen am Tag ein

Von der alten Pommesbude ist das Start-up-Unternehmen mittlerweile meilenweit entfernt. 150 Beschäftigte arbeiten heute bei Pottsalat. In der 2020 bezogenen modernen Filiale am Essener Bismarckplatz stehen während der Mittagsschicht sechs Mitarbeiter hinter der Theke, kümmern sich um eingehende Bestellungen, schälen Mangos, teilen Avocados, richten Salate an und verpacken sie zur Auslieferung in ökologischem Material. Von etwa zehn bis 15 Fahrern auf Rollern werden die Gerichte zu den Kunden transportiert. Bis zu 350 Bestellungen gehen hier pro Tag ein, in der 2019 eröffneten zweiten Filiale in Dortmund sind es noch einmal genauso viele.

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In Dortmund, seiner Heimatstadt, ist auch Backwerk-Gründer Dirk Schneider auf das boomende Start-up aufmerksam geworden. „Seine Kinder haben gerne bei uns bestellt“, verrät Küstner. Schneider und sein Geschäftskollege Limmer steigen jetzt mit rund zwei Millionen Euro bei Pottsalat ein. Sie erhalten dafür 30 Prozent der Anteile an dem Start-up. Die drei Gründer bleiben Mehrheitseigentümer.

Gelsenkirchener Gründer wollen mit Investorenkapital das Filialnetz ausbauen

Mit der Erfahrung und dem Kapital der Investoren will Pottsalat nun neue Standorte mit Franchise-Modell eröffnen. Franchise ist ein Vertriebssystem, das unter anderem in der Systemgastronomie verbreitet ist: Neuunternehmer können dabei ein bewährtes Geschäftskonzept gegen eine Gebühr nutzen. Auf diese Weise möchten Küstner, Gerigk und Künne ihr Filialnetz im Ruhrgebiet und darüber hinaus stark ausbauen – und künftig auch in ihrer Heimatstadt präsent sein.

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Immer mehr Investoren

Bereits 2018 stiegen Johannis Hatt und Kai Seefeldt, Gründer des Software-Unternehmens Productsup, sowie der Ruhr-Hub-Geschäftsführer Oliver Weimann bei Pottsalat ein.

Ein Jahr später kam Matthias Willenbacher, Gründer und Geschäftsführer der Online-Plattform Wiwin, hinzu. Pottsalat hat außerdem schon mit Fernsehkoch Frank Rosin zusammengearbeitet.

Das Liefergebiet von Pottsalat umfasst aktuell den Großteil Essens, weite Teile Gelsenkirchens, Mülheims und Oberhausens sowie Dortmund.

„Wir planen einen Standort in Gelsenkirchen“, kündigt Küstner an. Wann dieser eröffnen werde, könne man noch nicht sagen, weil das von vielen Faktoren abhänge. Fest stehe aber: „Zu Gründungszeiten haben wir uns schnell für Essen als Standort entschieden, weil dort das Erfolgspotenzial höher war. Mittlerweile hat sich aber definitiv gezeigt, dass unser Konzept auch in Gelsenkirchen funktioniert.“