Gelsenkirchen-Erle. Schon seit Tagen warten LEG-Mieter in Gelsenkirchen auf die Reparatur ihrer Heizung. Kurzfristige Besserung ist vorerst nicht in Sicht.
Laut Kalender hat am Wochenende der Frühling begonnen, die Temperaturen steigen allmählich. Nachts ist es aber noch immer empfindlich kalt – gut also, wenn man eine geheizte Wohnung hat. Silvia Jann aus Gelsenkirchen-Erle muss auf diesen Komfort zurzeit verzichten: Ihre Wohnung ist seit Sonntag ungeheizt. Silvia Jann ist Mieterin bei der Wohnungsgesellschaft LEG – und zurzeit ist sie mächtig sauer auf ihren Vermieter.
Am Sonntagnachmittag hatte der Ärger begonnen. „Die Heizung ist ausgefallen“, berichtet Silvia Jann, die mit ihrem Sohn in der Wohnung am Klockenbrink wohnt. Für sie leider nichts Ungewohntes: Seit drei Jahren wohne sie dort, erzählt Silvia Jann, und bislang habe die Heizungsanlage in jedem Winter ihre Aussetzer gehabt. Die Besonderheit am Klockenbrink: Sämtliche Häuser, die in der kurzen Sackgasse U-förmig angeordnet sind, werden von einer gemeinsamen Heizungsanlage bedient. Das heißt: Nicht nur in der Wohnung von Silvia Jann sank die Temperatur, sondern auch in den Nachbarhäusern. Alle Häuser gehören der LEG.
Die Gelsenkirchenerin hat zurzeit weder Heizung noch warmes Wasser
Noch am Sonntag alarmierte Silvia Jann den Notdienst. „Wir kümmern uns“, wurde ihr mitgeteilt. Doch offenbar ließ sich das Problem nicht so schnell lösen: Am Montag tauchten LEG-Mitarbeiter auf und verteilten Heizlüfter an die betroffenen Mieter – „da die Mindestwärme derzeit in den Wohnungen nicht erreicht wird“, begründete LEG-Sprecher Nils Roschin. Silvia Jann bekam für ihre Wohnung zwei. „Mit den kleinen Dingern bekomme ich gerade einmal mein Gäste-WC beheizt“, ärgert sie sich.
Für sie und alle anderen Mieter am Klockenbrink heißt es seit Sonntag: Keine Heizung, kein warmes Wasser. „Das stresst“, berichtet Silvia Jansen. „Es geht damit los, dass man sich mit kaltem Wasser die Zähne putzen und die Haare waschen muss, Wasser zum Spülen und Putzen muss umständlich mit dem Wasserkocher erwärmt werden.“ Außerdem sei die Wohnung nach mehreren Nächten mit einstelligen Temperaturen ausgekühlt: „Mein Sohn und ich mögen es zwar gern eher kühler als überheizt, aber wenn man mit mehreren Wolldecken auf der Couch beziehungsweise am Schreibtisch sitzen muss, dann ist das kein Spaß mehr.“
LEG: Das ist der Grund für die Verzögerung
Die LEG bedauere grundsätzlich Heizungsausfälle in ihren Beständen, teilte Nils Roschin mit. „Die Zufriedenheit unserer Mieterinnen und Mieter hat die höchste Priorität für unser Unternehmen. Vor diesem Hintergrund verstehen wir selbstverständlich den Unmut“, so der LEG-Sprecher. Er erklärte, was der Grund für die Verzögerung bei der Behebung des Schadens sei. „Die Heizanlage im Bestand läuft über ein Drei-Kessel-System“, so Roschin. Das beauftragte Fach-Unternehmen habe festgestellt, „dass zwei der drei Kessel ausgefallen sind und nicht sofort wieder in Betrieb genommen werden können.“ Die LEG habe am Montag entsprechende Angebote eingeholt, um die defekten Kessel schnellstmöglich auszutauschen. „In dieser Woche wird das beauftragte Unternehmen noch einmal versuchen, die beiden defekten Kessel provisorisch zu reparieren, bis die Ersatzteile vorrätig sind und eingebaut werden können.“
Größter Anbieter in NRW
Das Unternehmen LEG Immobilien ist eine Wohnungsbaugesellschaft mit Sitz in Düsseldorf. 1970 aus dem Zusammenschluss mehrerer nordrhein-westfälischer Wohnungsunternehmen gegründet, besitzt die LEG nach eigenen Angaben vor allem in NRW rund 145.000 Mietwohnungen, in denen etwa 400.000 Menschen wohnen.Als größter Vermieter im bevölkerungsreichsten Bundesland sowie Anbieter in weiteren westdeutschen Bundesländern bedient das Unternehmen nach eigenen Angaben „die steigende Nachfrage nach Wohnraum für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen.“
Eine Erklärung, die Silvia Jann nicht zufriedenstellt – zumal es nach ihrer Aussage nicht zum ersten Mal passiert, dass die Heizung im Winter für gleich mehrere Tage ausfällt. „Vor zwei Jahren waren es fünf Tage“, zählt sie auf, „im vergangenen Jahr fiel die Anlage immer mal wieder tageweise aus.“ Davon sei der LEG allerdings nichts bekannt, wie das Unternehmen mitteilt. „Regelmäßige Ausfälle der Heizungen können von LEG-Seite nicht bestätigt werden“, so Sprecher Nils Roschin. Für anfallende Kosten werde die LEG aufkommen. „Unsere Objektbetreuer sind mit der Mieterschaft vor Ort im Austausch“, sagte er.
Silvia Jann ist gespannt, wie die Kostenerstattung aussieht. „Es ist ja nicht nur der Strom für die Heizlüfter, auch durchs Wasserkochen fallen ja zusätzliche Kosten an“, sagt sie. Eine LEG-Mitarbeiterin habe sie mit der Frage konfrontiert – eine zufriedenstellende Antwort habe sie nicht erhalten.
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