Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen gehen die Anmeldungen der über 80-Jährigen für eine Corona-Impfung weiter zurück. Jüngere darf die Stadt aber noch nicht impfen.

Verordnungen gibt es seit Ausbruch der Corona-Pandemie nun wahrlich nicht zu wenig. Es ist vielmehr so, dass man kaum noch durchblickt durch das Dickicht aus Schutzmaßnahmen, Versprechungen und Regeln. Mit wie vielen Personen darf man sich treffen, wer darf öffnen und wer nicht, wer darf wohin in den Urlaub fliegen und muss wann in Quarantäne und wie lange. . .?

Wollte man den Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin dies zugute halten, ließen sich sicher immer noch erstaunlich viele Fürsprecher finden, die anerkennungsvoll sagten, die Entscheidungsträger reagierten eben schnell auf neue Erkenntnisse und Entwicklungen und passten ihre Strategie entsprechend an. Dass dabei auch immer wieder nicht nachvollziehbare Entscheidungen getroffen wurden und werden, etwa bei der Frage, welches Geschäft öffnen darf und welches nicht, sei dann halt so - Kollateralschäden im Kampf gegen Corona.

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Große Einigkeit hingegen herrscht hierzulande inzwischen in der Bewertung der Impfstoffbeschaffungsstrategie des Bundes. Fazit: Versagt. Nicht von ungefähr wird das Beispiel des Impfweltmeisters Israel seit Wochen in den Kommentarspalten deutscher Journalisten wieder und wieder bemüht. Was Israel so viel besser macht als Deutschland (abgesehen davon, dass es viel früher viel mehr Impfstoff besorgt hat)? Es wird einfach überall und immer geimpft - und das schon seit Monaten. Am 19. März hat dann auch Angela Merkel für Deutschland erklärt: „Die Devise lautet: Impfen, impfen, impfen.“

Da passt es irgendwie nicht so recht ins Bild, dass beispielsweise in Gelsenkirchen inzwischen auch Menschen unter 80 Jahren geimpft werden könnten, aber nicht geimpft werden dürfen. Das ist eine weitere dieser nicht nachvollziehbaren Resultate deutscher Verordnungsliebe. Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff sagt, die Stadt habe das Gesundheitsministerium gebeten, möglichst sofort die Terminvergabe für die nächste Gruppe der unter 80-Jährigen freizugeben. Die Kapazitäten seien da, die Anmeldezahlen der Älteren gingen deutlich zurück. Doch ehe es nicht einen landeseinheitlichen Beschluss gibt, geht da nichts.

„Impfen, impfen, impfen“ war hoffentlich anders gemeint

Und so spritzen sie im Gelsenkirchener Impfzentrum eben, was sie spritzen dürfen und ziehen sogar Termine für Zweitimpfungen vor, um möglichst keinen Leerlauf zu haben.

Ob das wohl so gemeint war, mit „impfen, impfen, impfen“? Hoffentlich nicht. Alles weitere regelt dann wieder eine Verordnung - irgendwann.