Gelsenkirchen. Der Intendant des Gelsenkirchener Opernhauses rät per Video: „Wir müssen raus aus der Angst.“ Was das MiR-Team im Lockdown sonst noch erwartet.

So lange hat man sie nicht mehr gesehen und gehört, die Künstlerinnen und Künstler des Musiktheaters im Revier. Jetzt gibt es zumindest eine kleine Chance dazu. In einem Video wenden sich Mitglieder aller Sparten des Hauses an Publikum und Politik und fordern, die Öffnung von Theatern und Konzertsälen bei den nächsten Lockerungsmaßnahmen vorrangig ins Auge zu fassen.

Auf den Stufen in der Glasrotunde des Musiktheaters haben sie sich positioniert. Nacheinander nehmen sie die Masken ab und verlesen mit ernsten Gesichtern ein Statement, das die Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins verfasst hat. Die Schließung der Bühnen dauert inzwischen mit einer Unterbrechung im Herbst fast ein Jahr lang.

„Wir alle brauchen jetzt die Kultur als einen Ort der Intervention und Inspiration“

Die coronabedingte Schließung des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier dauert – von einer Unterbrechung im Herbst abgesehen – mittlerweile rund ein Jahr.
Die coronabedingte Schließung des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier dauert – von einer Unterbrechung im Herbst abgesehen – mittlerweile rund ein Jahr. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Gelsenkirchens Generalintendant Michael Schulz formuliert seine Forderungen: „Es gilt, nicht länger in Stillstand zu investieren, sondern in Maßnahmen, die ein gesellschaftliches Miteinander wieder ermöglichen.“ Und er rät: „Wir müssen raus aus der Angst.“ Denn das Virus bleibe uns weiter im Alltag erhalten: „Wir alle brauchen gerade jetzt die Kultur als Intervention und zur Inspiration.“

Sopranistin Petra Schmidt erinnert als Erste an die dunklen Bühnen und leeren Säle. Andere verweisen auf tausende Vorstellungen im Land, die nicht stattgefunden haben. Im Statement heißt es weiter, dass die Menschen gerade in dieser schwierigen Zeit das Theater als zentralen Ort des sozialen Miteinanders, der gesellschaftlichen Orientierung und des Diskurses schmerzlich vermissen würden.

Besucher kommentieren auf Facebook: „Haltet durch, wir kommen wieder!“

Bassist Joachim G. Maaß verliest eindringlich den Appell, „dringend eine realistische Öffnung von Theatern ins Auge zu fassen“. Mit machbaren Strategien solle so die Wichtigkeit von Kultur und Kunst für die Gesellschaft manifestiert werden. Sopranistin Bele Kumberger betont: „Die Kunstfreiheit nimmt im Grundrechtskanon als schrankenlos gewährleistetes Recht eine besonders herausgehobene Stellung ein.“ Und Bariton Piotr Prochera fordert: „Bei einem Rückgang des Infektionsgeschehens müssen die Kultureinrichtungen öffnen.“

Der letzte Blick des Videos zeigt die Glasrotunde, durch die Künstlerinnen und Künstler wandeln. Ein Ort, nach dem sich auch das Publikum sehnt. Das Musiktheater hat während des Lockdowns bereits mehrere Produktionen fertiggestellt und könnte den Betrieb rasch wieder aufnehmen. Auf Facebook kommentieren Besucher derzeit so: „Wir lieben Euch, haltet durch!“ und „Wir kommen, so bald es geht, wieder!“

  • Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
  • Wie haben Sie ein Jahr mit Corona erlebt? Hier geht es zu unserem großen Check
  • Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
  • Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook