Die Sparkasse Gelsenkirchen zieht Bilanz für das Corona-Jahr 2020: mehr Aktienbesitzer, mehr Spareinlagen und mehr Online-Banking.
Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf das Verhalten der Geldanleger: Auf der einen Seite investieren immer mehr Menschen ihr Erspartes in Aktien, andererseits schlummert trotz einer nun schon seit Jahren andauernden Null-Zins-Politik so viel Geld wie noch nie auf klassischen Sparbüchern und Sparkonten. Das geht aus der Bilanz der Sparkasse Gelsenkirchen für das Geschäftsjahr 2020 hervor, das laut Bernhard Lukas, dem Vorsitzenden des Vorstandes, ein außergewöhnliches war.
Die Eckdaten
Die durchschnittliche Bilanzsumme ist in 2020 um rund sieben Prozent auf 3,5 Milliarden Euro gestiegen. Das Kreditvolumen in Höhe von 2,1 Milliarden Euro liegt um 5,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Und die Kundeneinlagen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um über zehn Prozent auf nun knapp drei Milliarden Euro. „In Anbetracht der schwierigen Rahmenbedingungen sind wir zufrieden mit der Geschäftsentwicklung“, so Vorstands-Vorsitzender Lukas.
Die Aktien-Lust
Die Sparkasse verzeichnete im Wertpapiergeschäft einen neuerlichen Schub: In Zeiten des Nullzinses stieg der Gesamtumsatz um 31 Prozent, der Anteil der Aktienumsätze hat sich mehr als verdoppelt. 299 Millionen Euro wurden 2020 in Aktien angelegt, 323 Millionen in Investmentfonds und 58 Millionen Euro in festverzinste Wertpapiere. Somit lag das Kundendepotvolumen am Jahresende bei rund 680 Millionen Euro. Das sind 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Und bei den Investmentfonds wurden über 1300 neue Sparverträge abgeschlossen – ein Plus von 43 Prozent.
Die Immobilien
Auch im Immobiliengeschäft verzeichnete die Sparkasse deutliche Zuwächse. „Ob zur Eigennutzung oder als Kapitalanlage: Das Interesse an einer Immobilie ist nochmals gestiegen“, berichtete Vorstandsmitglied Stephanie Olbering, Dies zeige sich auch bei den Wohnungsbaukrediten mit einem Plus von fast 27 Prozent auf rund 146 Millionen Euro im Neugeschäft (Darlehensauszahlungen 2020).
Die Sparbücher
Das klassische Sparen auf Konten und Sparbüchern spielt für viele vorsichtige Kunden nach wie vor eine Hauptrolle. Mit 2,95 Milliarden Euro verzeichnet das Haus nach eigenem Bekunden eine „Einlagenflut“. 1,9 Milliarden Euro stecken in Sichteinlagen inklusive Tagesgeld, 490 Millionen in Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist und 555 Millionen in sonstige Einlageformen. Es gebe zurzeit bessere Möglichkeiten, sein Geld anzulegen und für das Alter vorzusorgen, merkte Olbering an. „Auf dem Sparkonto verlieren Anleger auf Dauer Geld.“ Als Ursachen für die Sparlust vieler Anleger sieht der Vorstand die Konsumzurückhaltung während der Lockdown-Phasen sowie das gestiegenen Vorsorge- und Sicherheitsbedürfnis der Kunden.
Die Minuszinsen
Banken und Sparkassen zahlen Minuszinsen in Höhe von bis zu 0,5 Prozent für Kundengelder, die sie bei der Bundesbank und der Landesbank unterhalten. Deshalb verlangt so manches Geldinstitut inzwischen so genannte „Verwahrentgelte“ von ihrer Kundschaft. Das habe dazu geführt, so Lukas, dass sich bei der Sparkasse Anfragen von Kunden gehäuft hätten, die ihr Geld dorthin transferieren wollten. Um aber die drohende „Einlagenflut“ einzudämmen, müssen alle Neukunden der Sparkasse bei Anlagen von über 100.000 Euro nun auch ein „Verwahrentgelt“ bezahlen. Auf alle Bestandskunden trifft das laut Sparkassen-Sprecher Udo Kramer hingegen nicht zu.
Die Corona-Folgen
„Durch die Vermittlung von Fördermitteln, Tilgungsaussetzungen und Stundungen konnten wir Firmen- und Privatkunden vielfach helfen, Durststrecken zu überwinden“, sagte Vorstands-Vorsitzender Lukas. Viele Unternehmen kämpfen in Lockdown-Zeiten um ihr wirtschaftliches Überleben. Deshalb habe die Sparkasse neben der Firmenkundenberatung auch eine Task Force eingerichtet. Diese berät gewerbliche Kunden in allen Fragen zu Corona-Hilfen von öffentlicher Seite. Allein aus Mitteln der KfW seien mehr als 150 Darlehen mit addiert 40 Millionen Euro bereitgestellt worden. Zudem wurden über 900 Tilgungsaussetzungen im Privat- und Firmenkundenbereich vereinbart.
Die Digitalisierung
Über 74.000 Konten bei der Sparkasse sind inzwischen fürs Online-Banking freigeschaltet worden, also rund 58 Prozent aller Konten. Immer mehr Kunden bezahlten im Vorjahr zudem bevorzugt bargeldlos. Der Anteil jener, die an der Kasse auf Karte oder Smartphone zurückgriffen, stieg auf 60 Prozent. Immer mehr Kundenberatungsgespräche würden zudem per Videochat stattfinden, so Vorstandsmitglied Michael Klotz. Auch die Zahl der telefonischen Beratungen sei von 72.000 in 2019 auf knapp 100.000 in 2020 gestiegen. Deshalb sei auch die Zahl der Kräfte im Kunden-Service-Center aufgestockt worden.
Der Ausblick
Auch in 2021 wolle man laut Vorstand Lukas ein verlässlicher Partner für den Mittelstand und die Privatkunden bleiben – obwohl Pandemie-bedingt derzeit niemand genau wisse, wie es sich entwickeln werde.