Gelsenkirchen. Bei Schnelltests in einem Gelsenkirchener Flüchtlingsheim gab es 21 falsch-positive Ergebnisse. Ein Experte erklärt, wie sicher die Tests sind.

22 Corona-positive Schnelltests, nach PCR-Tests im Labor aber nur noch ein positiver Befund: Das ist die Bilanz einer Corona-Testreihe unter den 179 Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft an der Katernberger Straße in der vergangenen Woche. Wie ist eine so hohe Zahl abweichender Ergebnisse zu erklären? Corona-Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff kündigte am Freitag (26. Februar) an, der Sache nachzugehen.

Wie Stadtsprecher Martin Schulmann auf Anfrage mitteilte, liegen der Stadt bis jetzt noch keine weiteren Erkenntnisse vor. Mutmaßlich seien die falschen Ergebnisse auf die generelle Fehlerquote bei Antigen-Schnelltests zurückzuführen. Welche Ursachen falsche Ergebnisse bei Schnelltests haben können, erklärt Matthias Willmann, ärztlicher Leiter des „Eurofins Medizinischen Labor Gelsenkirchen“, das PCR-Tests durchführt.

„Kreuzreaktivität“ ein Grund für falsch-positive Schnelltests

„Wenn ein Antigen-Schnelltest falsch-positiv ist, kann es sein, dass andere Viren im Nasen-Rachen-Trakt vorlagen, die das Ergebnis verfälscht haben. Dergleichen nennt man Kreuzreaktivität“, sagt Willmann. In einem so hohen Ausmaß sei dies jedoch eher selten. Es zeige jedoch in jedem Fall, wie wichtig eine Bestätigung durch einen PCR-Test sei.

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Einen ähnlichen Fall wie in Gelsenkirchen habe es auch in Siegen gegeben, wo Eurofins ebenfalls ein Labor betreibt, berichtet der Professor: „Als die Testungen via Antigen-Schnelltest in den Altenheimen losgingen, gab es eine Reihe falsch-positiver Ergebnisse. Grund war, dass die handelnden Personen eine solche Testung erstmals durchgeführt und schlicht den Kontrollstreifen als positiv abgelesen hatten.“

Professor: Schnelltests bergen eher die Gefahr, falsch-negativ zu testen

Grundsätzlich bleiben Schnelltests immer weniger zuverlässig als PCR-Tests, sagt Willmann. Meist komme es eher vor, dass sie ein falsch-negatives Ergebnis anzeigten: „Aus eigenen Daten wissen wir, dass nur 61 von 100 Personen, die die Erbinformation des SARS-CoV-2-Virus im Nasen-Rachen-Trakt aufweisen, im Antigen-Test ein positives Testergebnis haben. Es werden also recht viele SARS-CoV-2-Träger übersehen. Diese könnten dann die Erkrankung weiter übertragen.“

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Die schlechtere Quote sei unter anderem dadurch begründet, dass ein Antigen-Test eine geringere Menge an Virusmaterial nachweisen könne. Beim PCR-Test werde das Virusmaterial – die SARS-CoV-2 -Erbinformation – vor der Messung vermehrt. „Dadurch hat man die Chance, auch geringe Mengen nachzuweisen“, erklärt Willmann. „Bei einem Antigen-Schnelltest ist dies nicht der Fall. Hier werden Virusproteine nachgewiesen, und die lassen sich nicht vor der Messung vermehren. Deshalb besteht bei solchen Antigen-Tests auch eher die Gefahr, SARS-CoV-2 zu übersehen.“

Gelsenkirchen testet in dieser Woche in Gemeinschaftsunterkünften gleich mit PCR-Tests

Man würde es deshalb begrüßen, wenn zur Eindämmung der Pandemie die sicherere PCR-Testung wieder ausgeweitet und der breiten Bevölkerung zugänglich gemacht werden könnte, so der Mediziner. Aus der Sicht seines Labors würde es außerdem mehr Sinn ergeben, die negativen Antigen-Schnelltestergebnisse mit einer PCR-Testung bestätigen zu lassen als die positiven. Die Stadt Gelsenkirchen hat angekündigt, bei allen Testungen in Gemeinschaftsunterkünften in der dieser Woche gleich PCR-Testungen vorzunehmen.