Gelsenkirchen. Während nicht mal alle Klinik-Pflegekräfte Corona-Boni erhalten, werden Steuergelder mitunter sinnlos ausgegeben und an falscher Stelle gespart.

Erstaunlich schnell hat sich das Bild des vermeintlichen Corona-Musterschülers Deutschland, das zu Beginn der Pandemie gezeichnet wurde, ins Gegenteil verkehrt. Längst richten sich die Blicke vieler Deutscher sehnsüchtig gen Israel, wo bereits etwa 80 Prozent der Bevölkerung mindestens die Erstimpfung bekommen hat - in Deutschland sind es gerade mal etwa sechs Prozent.

Grund für die schleppende Belieferung der Bundesrepublik mit Vakzinen ist bekanntermaßen das von Kanzlerin Angela Merkel forcierte gemeinsame Vorgehen der EU in der Impfstoffbeschaffung. Während andere Nationen frühzeitig Verträge mit den vielversprechendsten Pharma-Unternehmen schlossen, verhandelte man in Brüssel wochen- und monatelang und ließ unbezahlbar kostbare Zeit verstreichen. Die Rechnung zahlen die Bürger, in dem sie viel länger als nötig gewesen wäre, erhebliche Freiheitseinschnitte in Kauf nehmen und zusehen müssen, wie Teile der Wirtschaft den Bach hinunter gehen.

Zwei Million Euro Coronabonus für Beschäftigte im öffentlichen Dienst in Gelsenkirchen

Das Steuergeld der Bürger wäre jedenfalls sehr viel sinnvoller in Impfstoffe investiert worden als in einen gefühlt ewigen Lockdown und unbegründete Corona-Boni für jedermann im Öffentlichen Dienst.

+++ Damit Sie keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen: Abonnieren Sie unseren WAZ-Newsletter. +++

Obgleich beispielsweise nicht mal alle Pflegekräfte in Krankenhäusern einen Corona-Bonus erhalten, haben die Angestellten bei Bund und Kommunen ihre Pandemie-Prämie längst erhalten.

Während Gelsenkirchener Gewerbebetreibende wie die Wirtin des „Armin No. 1“ oder die Bueraner Brautmodenverkäuferin Angelika Ullrich seit Monaten auf die Corona-Hilfen des Staates warten, wurden in Gelsenkirchen zwei Millionen Euro aus dem ohnehin knappem städtischen Haushalt auf 3900 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes verteilt, völlig unabhängig davon, ob die Nutznießer tatsächlich einem höheren Druck oder einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind – wie im Gesundheitsamt, bei der Feuerwehr und im Kindergarten – oder ob sie etwa beim Katasteramt arbeiten. Auf diese pauschale Corona-Prämie hatten sich die öffentlichen Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen im vergangenen Jahr erstaunlicherweise eingelassen.

Gewiss nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, bedenkt man, dass Staatshilfen und andere Ausgaben Bund und Länder bis Ende 2020 rund 1,3 Billionen Euro gekostet haben sollen, wie das Finanzministerium erklärte. Nachvollziehbar ist das gleichwohl nicht, wie so einiges in der Krisenpolitik des vermeintlichen Musterschülers von einst.