Donatus Okpokpo ist Priester in Nigeria. Für ein Sabbatjahr ist er seit Juli zu Gast bei einem alten Freund in St. Augustinus.

Dieses Lachen ist ansteckend. Hell, frisch, lebensfroh. Dann strahlt Donatus Okpokpo übers ganze Gesicht, blitzen seine Augen. Und das nach einer unruhigen Nacht. In London hat der 63-Jährige für ein paar Tage eine Ordensschwester aus seiner Heimat besucht, vor dem Rückflug hat er in Heathrow festgehangen. Flüge waren wegen des Wetters ausgefallen. Nun sitzt er in dieser Mischung aus Amts- und Arbeitszimmer, erzählt von den letzten Tagen, von seinem Leben, von Messen und Menschen in Nigeria und Gelsenkirchen.

Zu Gast ist der Priester bei St-Augustinus-Propst Manfred Paas. Für ein Sabbat-Jahr hat er Arbeit und Freunde in Lagos, dieser Riesen-Metropole mit gut 12 Mio Einwohnern zurückgelassen. Ein Aufbruch ins Unbekannte ist sein Ausflug nach Europa nicht. Donatus Okpokpo hat ab 1975 in Innsbruck studiert, in Deutschland war er schon oft. Auch in Gelsenkirchen. 1998 hat er die Stadt erstmals besucht. Und auch ein Fußballspiel im Parkstadion. „Schalke gegen Bayern. Schalke hat verloren. Leider”, sagt er. 2003 war er dann das nächste Mal hier, und wieder 2005 zum Weltjugendtag in Köln. Immer war Paas seine Anlaufstation.

Mein Großvater war der erste Christ in unserer Gegend

Die Priester kennen sich seit Jahrzehnten. Als Paas 1977 in Essen zum Priester geweiht wurde, war Okpokpo dabei. Der Nigerianer erhielt die Priesterweihe am 29. Juni 1979 in Innsbruck. „Wir sind seit fast 35 Jahren befreundet”, sagt der kleine, agile Mann, der in einem Dorf im Südosten Nigerias mit sieben Geschwistern aufwuchs. „Mein Großvater war der erste Christ in unserer Gegend”, erzählt er. Donatus bedeutet „Geschenk Gottes”. Und so versteht der Nigerianer sein Priesterleben. Der Impuls, sich in den Dienst der Kirche und des Glaubens zu stellen, kam nach einem Philosophiestudium und Kriegserfahrungen. Von 1967 bis 1970 tobte der Bürgerkrieg um Biafra, zwischen muslimisch orientierten Volksgruppen der Hausa und den meist katholisch missionierten Ibo.

„Ich war gerade fertig mit dem Abitur, als ich in den Krieg gegangen bin.” Aus dem angehenden Studenten, dem Ibo, wurde ein Krieger. „Wir haben viele Soldaten verloren, das hat mich nachdenklich gemacht.” Biafra wurde zum Synonym für Hungerkatastrophen, für durch Menschen verursachtes Leid. Es waren auch die Armutserfahrungen, die Okpokpo bewegt haben, sein Leben neu auzurichten, den „Leuten Wege aufzuzeigen, ihnen eine Ausbildung zu verschaffen und ihnen zu helfen aus ihrer Armseligkeit heraus zu kommen.” Aus dem Lehrer wurde ein Geistlicher aus tief empfundener Berufung. „Es gibt eine Glaubenserfahrung, die man machen sollte. Dann ist es leichter, das anzunehmen. Dann ist man bereit, Opfer zu bringen. So sehe ich das mit dem Zölibat und allem”, sagt der Pfarrer und lacht

102 Pfarreien hat Lagos. Die Kirche finanziert sich allein aus Spenden. Okpokpo war Diözesanadministrator. „In die Welt zu gehen”, sagt er, „ist wichtig”. Es erweitere den Horizont. Ohne Arbeit bleibt er auch im Sabbatjahr nicht. In Kindergärten und Schulen berichtet er, führt Glaubensgespräche, feiert Messen mit. Hier sieht er große Unterschiede zwischen Afrika und Europa. Bei uns „ist die Predigt wie ein Dialog. Das ist lebendig, es wird getanzt und gesungen. Es dauert viel länger – und alle haben Zeit.” Was er mitnimmt? Die Selbstverständlichkeit karitativer Arbeit, „die Bereitschaft zu teilen. Es ist ja nicht nur der Glaube, er muss auch in Taten umgesetzt werden”, findet der Priester. Und strahlt wie die wärmende Sonne, die er zur Zeit so vermisst.