Gelsenkirchen. Auch Schüler ab der 8. Klasse können jetzt in die Notbetreuung - wenn sie zu Hause Schwierigkeiten haben. Wie Schulen damit umgehen.
Seit Anfang der Woche ist es für Gelsenkirchener Schüler auch ab der 8. Klasse grundsätzlich möglich, im Klassenzimmer am Distanzunterricht teilzunehmen. Voraussetzung: Sie haben zu Hause Schwierigkeiten beim Lernen. Doch was das genau heißt, muss jede Schule für sich selbst definieren - und steht dabei mitunter vor schwierigen Entscheidungen.
Denn klar ist: Die Initiative soll von den Schulen ausgehen. Sie gehen auf die betroffenen Schüler zu und bieten ihnen an, in die Schule zu kommen. "Wir haben erst einmal diejenigen ermittelt, die zu Hause nicht gut lernen können", beschreibt Maike Selter-Beer, Schulleiterin der Gesamtschule Berger Feld, das Vorgehen. Dabei seien die Lehrer und Sozialpädagogen eng mit einbezogen worden.
Differenzierung wichtig: Wer will nicht am Unterricht teilnehmen - und wer kann nicht?
Das härteste Kriterium: Bei welchen Schülern liegt bereits ein Aktenvermerk vor, zum Beispiel wegen Kindeswohlgefährdung? Und weiter: Welche Schüler sind aufgrund ihrer häuslichen Situation nicht in der Lage, angemessen am Unterricht teilzunehmen? Hier könne es schon schwierig werden: "Wir müssen klar differenzieren: Wer hat keine Lust zu lernen - und wer kann es zu Hause schlichtweg nicht", so Selter-Beer.
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Man wolle auf keinen Fall ein Kind übergehen, betont die Schulleiterin. Aber: "Die Schulen sind auch nicht ohne Grund geschlossen worden. Wir können nicht 500 Schüler wieder in die Schule lassen." Ziel sei es, die Gruppen in den Klassen auf maximal zehn Schüler zu begrenzen. Was gleichzeitig bedeutet: Die Personalkapazitäten sind endlich.
Zusätzliches Personal für die Betreuung der Schüler nötig
Die Kinder werden zwar vor Ort nicht unterrichtet, müssen aber beaufsichtigt werden - das können aber nicht die Lehrkräfte tun, die zeitgleich den Distanzunterricht abhalten. "Unsere Sozialpädagogen kümmern sich im Moment um die Notbetreuung. Davon haben wir nur vier", sagt Selter-Beer. Weil die Kollegen nur acht Schüler rückgemeldet hätten, für die eine Notbetreuung in Frage komme, reiche das zum Glück aus.
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Die Gesamtschule Horst ist gerade dabei zu entscheiden, für wen die erweiterte Notbetreuung in Frage kommt. "Unser Ansatz ist es, möglichst alle Schüler Homeschooling-fähig zu machen", sagt Schulleiter Markus Hogrebe. Deshalb versuche man zunächst, den Schülern dabei zu helfen, zu Hause zurechtzukommen. "Wenn die Familien keinen Computer haben, können sich einige Schüler zum Beispiel ein iPad ausleihen."
Bei fehlendem technischen Zugang können Schüler in die Schule kommen
Bleiben noch die Schüler, die zurzeit überhaupt nicht erreichbar sind. "Da wollen wir erst einmal die Familien anschreiben und klären, ob es nicht doch einen technischen Zugang gibt", so Hogrebe.
Sei dies nicht der Fall - zum Beispiel, wenn schlicht kein WLAN vorhanden sei - könnten die Schüler in die Schule kommen. Gleiches gelte auch im Fall einer möglichen Kindeswohlgefährdung, für die es aber zurzeit keine Anzeichen gebe. "Ich schätze deshalb, dass nur etwa fünf bis 20 Kinder in die Schule kommen werden", sagt Hogrebe.
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An der Hauptschule an der Grillostraße gibt es ebenfalls keine fehlenden Kapazitäten. Dort sei seit Beginn des zweiten Lockdowns noch kein Schüler in der Notbetreuung gewesen, auch nicht auch aus der fünften und sechsten Klasse, erklärt Schulleiter Gerd Dombrowski: "Sollte es Bedarf geben, werden wir das aber natürlich ermöglichen. Wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit Eltern und Schülern, sodass sie nicht sich selbst überlassen sind."
Grillo-Gymnasium: Schüler beim Distanzunterricht unterstützen
Das Grillo-Gymnasium sieht die neue Regelung positiv. "Grundsätzlich begrüßen wir die Möglichkeit, nun auch Schülerinnen und Schüler aus den höheren Klassen dabei unterstützen zu können, am Distanzunterricht teilzunehmen", sagt Schulleiterin Christhilde Schwindt. Man freue sich auf den persönlichen Kontakt, der für die Motivation der Schüler in vielen Fällen wesentlich sei.
Auch das Gymnasium ist gerade dabei, seine erweiterte Betreuung zu organisieren. Das Entscheidungskriterium: "Bei uns werden gezielt diejenigen Schülerinnen und Schüler an der erweiterten Betreuung teilnehmen, bei denen sich in den vergangenen Woche gezeigt hat, dass Sie Schwierigkeiten haben, so am Distanzunterricht teilzunehmen, wie es aus schulischer Sicht wünschenswert wäre", so Schwindt.