Gelsenkirchen. Weil unter anderem die Grünen es wollen, flammt innerhalb weniger Monate ein zweites Mal in Gelsenkirchen die Debatte um den Muezzin-Ruf auf.

Eine neue Oberbürgermeisterin, eine neue Chance? Das haben sich die Bündnisgrünen offenbar gedacht, als sie vor ein paar Tagen mit dem Antrag um die Ecke kamen, die Stadt solle den islamischen Gebets- also den Ruf des Muezzin erlauben.

Schon Mitte 2020 hatten Gemeinden aller Religionen in Gelsenkirchen den Wunsch geäußert, der Muezzin-Ruf möge doch bitte zumindest in der Pandemie gestattet werden - als hörbare und tröstende Botschaft gewissermaßen, so die Befürworter.

Und auch Malte Stuckmann, der unterlegene Oberbürgermeisterkandidat der CDU, hatte in seinem Wahlkampf bemerkenswertweise angeregt, einen zentralen Muezzin-Ruf in Gelsenkirchen während der Corona-Krise zu ermöglichen.

Ex-Oberbürgermeister Frank Baranowski erteilte den Wünschen damals im Gespräch mit unserer Redaktion eine Absage: Das Ansinnen, durch den Muezzin-Ruf den Zusammenhalt der Bürger aller Religionsgemeinschaften in der Krise stärken zu wollen, sei zwar im Grundsatz nachvollziehbar. Doch Baranowski hielt es seinerzeit nicht für angemessen, „in diesem sensiblen Bereich ohne vorherige ausgiebige Beteiligung der Stadtgesellschaft und der unmittelbaren Nachbarschaft aktiv zu werden“.

Grüne: „Muezzin-Ruf würde ein Stück Normalität, Vertrautheit und Routine bringen“

Dass die Grünen dieses Thema nun erneut auf die politische Bühne heben, mit dem Argument, Studien würden belegen, das Vernehmen des Gebetsrufes, rufe bei vielen Muslimen ein Stück Normalität, Vertrautheit und Routine hervor, ist nur eine Seite der selben Medaille.

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Denn sicher irren die Kritiker dieses Vorhabens nicht, wenn sie prophezeien, dass der frühabendliche Ruf des Muezzin bei vielen Gelsenkirchenern das genaue Gegenteil von „Normalität, Vertrautheit und Routine“ hervorrufen würde.

Bei allem Verständnis für die Wünsche der Gläubigen aller Religionen in unserer Stadt, schon bei der Debatte im Oktober galt: Es fühlen sich heute schon viele Gelsenkirchener zunehmend fremd in ihrer eigenen Heimat. Dies weiter zu verstärken, führt sicher nicht zu mehr Zusammenhalt, sondern zum genauen Gegenteil.

Deshalb gilt: Nein, Gelsenkirchen sollte den Muezzin-Ruf nicht erlauben!