Gelsenkirchen-Buer. Thomas Bernau lässt Schrottimmobilie an der Cranger Straße abreißen. Politik lobt Projekt, SPD hofft auf zügigen Baustart.

Ein Nobel-Restaurant, nein, das war die Kaiserau an der Cranger Straße 66 in Gelsenkirchen-Buer längst nicht mehr. Seit Mitte 2017 leerstehend, geriet die einstige Vorzeige-Gastronomie zur Schrottimmobilie mit Graffiti-Schmierereien und eingeschlagenen Fenstern. Nun ist das rund 90-jährige Gebäude Geschichte - die Abrissarbeiten haben begonnen.

Markthallen-Investor Thomas Bernau, seit fast vier Jahren neuer Eigentümer, plant dort in unmittelbarer Nähe zu den Parkanlagen von Schloss Berge ein Mehrfamilienhaus, wie er auf Anfrage der Redaktion bestätigte. Einzelheiten zum Baustart nannte er nicht. Die Idee, dort eventuell ein Hotel mit Gastronomie zu errichten, hat er verworfen, da das heutige Umfeld für ein Lokal nicht geeignet sei.

Gelsenkirchener Politiker loben Abriss als zukunftsweisend, fürchten aber längere Brache

Wie die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Nord betont, habe Bernau bislang weder eine Bauvoranfrage noch einen Bauantrag eingereicht. "Wir hoffen, dass trotzdem zeitnah ein Neubau realisiert wird, der in das Wohnumfeld passt, und dass die Fläche nicht über längere Zeit brachliegt", erklärte SPD-Fraktionschef Jürgen Köpsell auf Nachfrage. Lob für das Projekt heimst Bernau dennoch ein, wenn sich auch in sozialen Netzwerken vereinzelt Kritik daran regt, das marode Gebäude nicht saniert zu haben.

Auf Facebook etwa freut sich CDU-Stadtverordneter Malte Stuckmann darüber, dass "ein Stück Stadtgeschichte einer modernen Zukunft weicht". Er wertet das Vorhaben als "Stadtentwicklung und Bestandteil unserer Versprechen - aktiv den Rückbau von Schrottimmobilien voran(zu)treiben und Erneuerung (zu) schaffen" und bietet die CDU - nun Teil einer großen Koalition mit der SPD im Rat - als "Mediator bei der Überwindung vergangener Unstimmigkeiten" an. Wie berichtet, hakte es zwischen Bernau und Stadt gewaltig bei der Umnutzung und Wiederbelebung der viele Jahre leerstehenden Markthalle in Buer.

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Viele Bürger hatten sich über "Schandfleck" beschwert

Grundsätzlich begrüßt die SPD-Bezirksfraktion den Abriss der Kaiserau. "Endlich" verschwinde "aus Sicht vieler Bürger" ein "Schandfleck aus dem buerschen Stadtbild", erinnert Köpsell an die "Beschwerden von Bürgern über den verwahrlosten Zustand des Areals", die sich damit auch immer wieder an die SPD-Politiker gewandt hätten. Auch gegenüber der Redaktion hatten Leser ihrem Ärger über die Schrottimmobilie in bester Lage Luft gemacht.

Köpsell äußert sich freilich "trotz aller berechtigten Kritik am Zustand des Gebäudes ein wenig betrübt", da "auch ein Stück Gastronomiegeschichte aus Buer" ende. Wie berichtet, galt das Restaurant Kaiserau als erste Adresse für die wohlhabendere Bevölkerung, die dort nach einem Spaziergang zu Kaffee und Torte einkehrte und auf der repräsentativen Terrasse saß.

Unter Denkmalschutz stand das 1931/32 errichtete Gebäude nicht. Als Cafélokal im Erdgeschoss geplant, befanden sich im Obergeschoss zwei Wohnungen, die ursprünglich "sicher als Gastzimmer genutzt wurden", so der frühere Stadtplaner Lutz Heidemann. Wegen zahlreicher, zum Teil "entstellender" Umbauten sei der alte Baustil aber kaum mehr erkennbar gewesen.

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