Gelsenkirchen. Anlässlich ihres fünfjährigen Bestehens zog die Gelsenwasser-Stiftung Bilanz: Sie investierte 4,5 Millionen Euro in Bildung und Kultur.
Die Gelsenwasser-Stiftung feiert in diesem Jahr ihren fünften Geburtstag. Die beträchtliche Summe von 4,5 Millionen Euro hat sie seit Januar 2016 vornehmlich für Bildungs- und Kulturprojekte bereitgestellt. Ein stolzes Fünftel der Gesamtsumme floss allein nach Gelsenkirchen. Der Rest wurde auf 70 Kommunen in NRW und Niedersachsen verteilt oder kam Auslandsprojekten zugute. Und bei der Auswahl der geförderten Angebote lautete das Grundmotto stets: "Wir investieren in Menschen."
Langzeithilfen über mehrere Jahre als bevorzugte Variante
"Bei den meisten Kooperationen handelt es sich um Langzeithilfen, die dafür sorgen sollen, dass die Partnerorganisationen finanziell nachhaltig planen können", sagte Felix Wirtz im Rahmen einer Videokonferenz mit Pressevertretern am Donnerstagvormittag. Gemeinsam mit Dr. Bärbel Kerkhoff bildet Wirtz das Geschäftsführungsduo der Gelsenwasser-Stiftung.
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Diese ist eine gemeinnützige GmbH. Sie erhält vom Konzern Gelsenwasser jährlich 900.000 Euro, die investiert werden. "Hintergrund für die Gründung unserer Stiftung war vor allem, dass wir für gemeinnützige Projekte nicht nur Geldgeber sein, sondern uns auch persönlich engagieren wollen: mit Menschen aus dem Team Blau-Grün, die vor Ort sind und sich einbringen", so der Gelsenwasser-Vorstandsvorsitzende Henning R. Deters.
Gelsenkirchener Stiftung investiert vor allem in Bildungsprojekte
Laut Wirtz gehörte der Themenkomplex "Bildung" stets zu den zentralen Förderungsfeldern. 2934 verschiedene Projekte in Schulen oder Kindertagestätten seien in den vergangen fünf Jahren mit addiert 3,34 Millionen Euro berücksichtigt worden. Doch auch Konzerte und Kultureinrichtungen wurden gefördert. Als Beispiele nannte Wirtz das Schulprogramm der Neuen Philharmonie Westfalen oder das Consol-Theater.
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Dass der Förderschwerpunkt auf Gelsenkirchen liegt, hat laut Stiftungs-Geschäftsführerin Kerkhoff nicht nur mit dem Sitz des Konzerns Gelsenwasser zu tun: "Hier gibt es auch einen erheblichen Förderungsbedarf", haben sie und das fünfköpfige Stiftungsgremium festgestellt. Bei dem geförderten Projekt "Joblinge" werden etwa junge Menschen in schwierigen Situationen unterstützt, die für den Weg zu einem Ausbildungsplatz fit gemacht werden sollen.
Pro Jahr trudeln 800 bis 900 Förderanträge ein
800 bis 900 Förderanträge gehen laut Kerkhoff Jahr für Jahr bei der Stiftung ein, nur ein Teil davon kann letztlich profitieren. Die Fördersummen reichen von jährlich 2000 bis zu 40.000 Euro. Dabei werfe man aber auch stets einen Blick über den regionalen Tellerrand: Denn die Stiftung unterstützt laut Wirtz mit den Partnerorganisationen Viva con Agua und SOS Kinderdörfer auch den Aufbau und die Erneuerung von Trink- und Abwasserinfrastruktur in zehn Ländern. Dieses internationale Engagement reicht von Äthiopien und Nepal über Gambia bis nach Haiti.
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Zu den wichtigsten geförderten Projekten innerhalb Gelsenkirchens zählt ganz sicher "Tausche Bildung für Wohnen". Hier treffen Studierende, aber auch Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes auf förderbedürftige Erst- bis Siebtklässler und unterstützen diese teils im, teils außerhalb des Unterrichts. Für diese Hilfe dürfen sie gratis in einer Immobilie in Ückendorf wohnen. "Wir haben gerade fünf Bildungspaten und zwei Azubis, die sich pro Jahr um 50 bis 60 Kinder kümmern", berichtet Marie Angerer, die Leiterin des Standortes Ückendorf von "Tauche Bildung gegen Wohnen".
Projekt "Tausche Bildung für Wohnen" steht im Fokus
In diesem Stadtteil nehmen vor allem die benachbarte Glückaufschule und die dortige Gesamtschule das seit 2018 existierende Hilfsangebot in Anspruch. "Die Gelsenwasser-Stiftung hat uns aber auch anderweitig geholfen", betont Achim Elvert, der Leiter der Gesamtschule Ückendorf. So konnten dank der Finanzspritzen E-Books und Bilderwörterbücher für die schuleigene Bücherei angeschafft werden. Diese kämen vor allem den internationalen Förderklassen zugute, in denen Schüler aus knapp 50 Nationen lernen, deren Muttersprache nicht die deutsche ist.
Auch Helga Sander von der Stadterneuerungsgesellschaft (SEG) mit Sitz an der Bochumer Straße in Ückendorf sowie Christoph Lammert vom Förderverein des Ückendorfer Kulturfestivals "Szeniale" schilderten eindringlich, wie sehr sie vom Stiftungsengagement profitiert hätten.
Gelsenwasser-Stiftung unterstützt auch Literaturstipendium
Andrea Lamest, Leiterin des städtischen Referats Kultur, bedankte sich für die finanzielle Unterstützung der Stiftung für das Literaturstipendium "Writer in Residence". Hier darf eine Autorin oder ein Autor drei Monate in Ückendorf leben, um die dort gesammelten Eindrücke schriftstellerisch zu verarbeiten. "Dieser Blick von außen auf unsere Stadt ist enorm wichtig", so Lamest. Das Bewerbungsverfahren ist angelaufen. Und wer weiß: Vielleicht spielt dann ja auch die Gelsenwasser-Stiftung eine kleine Rolle in den daraus entstehenden Geschichten...