Gelsenkirchen. In einem Gelsenkirchener Krankenhaus mussten Corona-Tote zwischenzeitlich sogar in nicht genutzten Patientenzimmern untergebracht werden.

Eindrücklich schildert eine Pflegekraft des St. Marien-Hospitals Buer unserer Redaktion, dass die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus inzwischen "besorgniserregend" sein sollen.

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Stationen seien mangels ausreichend gesundem Personal geschlossen, Corona-infizierte Ärzte und Pfleger zur Arbeit gerufen, Nachtschichten reduziert worden und Patienten, die an oder mit Corona gestorben sind, wurden in nicht genutzten Patientenzimmern "zwischengelagert", weil die Leichenhalle voll war.

"Die Situation droht außer Kontrolle zu geraten", klagt die Pflegekraft, die aus Sorge um ihren Arbeitsplatz anonym bleiben will.

Krankenhaussprecher erklärt, warum Corona-Tote in Patientenzimmer gelegt wurden

Wolfgang Heinberg, Sprecher der St. Augustinus GmbH, zu der auch das Marien-Hospital gehört, erklärt, wie die Lage aus Sicht des Unternehmens ist: "Nahezu jedes Jahr ist die Belegung in den meisten Krankenhäusern über den Jahreswechsel außerordentlich niedrig, so dass Stationen geschlossen werden können. In Kombination mit der durch die Pandemie ohnehin niedrigen Patienten-Belegung führte dies dazu, dass wir eine Station am 24.12.2020 schließen konnten."

Da über den Jahreswechsel mehr Menschen gestorben seien als sonst und in mehreren Fällen Bestattungsunternehmen durch die Hinterbliebenen verspätet beauftragt worden seien, "wurden vorübergehend zwei Patientenzimmer auf einer ansonsten stillgelegten Station zur Unterbringung von Verstorbenen genutzt. Diese Maßnahme konnte inzwischen beendet werden", so Heinberg.

Dem Vorwurf, dass so viele Ärzte und Pfleger krank seien, dass die Situation außer Kontrolle zu geraten drohe, entgegnet Heinberg wie folgt: "Von den insgesamt 566 Mitarbeitenden unseres Hauses sind aktuell (12.01.2021) insgesamt 97 Personen arbeitsunfähig. Das entspricht einer Quote von 17,1%. Auch in den letzten Wochen verzeichneten wir keine grob von dieser Größenordnung abweichenden Ausfälle. Wir sind im Gegenteil erleichtert darüber, dass wir nur sehr wenige Covid-19-Infektionen in Reihen des Personals hatten." Die sieben Ärzte und 16 Pflegekräfte, die bisher an Corona erkrankten, hätten überdies alle erst nach überstandener Krankheit den Dienst wieder aufgenommen.