Gelsenkirchen. Von Gelsenkirchen ans andere Ende der Welt: Pastor Quint übernimmt in Tokio die Leitung der deutschen Gemeinde. Was ihn zum Aufbruch bewegt.

Er wollte immer weg – hinaus in die Welt. Andere Kulturen, fremde Menschen kennenlernen, Wissen erweitern, aber auch Brücken zur Heimat bauen. Erfahren, wie sich das Leben im Ausland anfühlt. Jetzt hat es Mirco Quint, Pastor von St. Augustinus, geschafft. Bischof Franz-Josef Overbeck hat dem Gelsenkirchener grünes Licht für einen fünfjährigen Aufenthalt im Ausland gegeben. Mitte des nächsten Jahres geht es nach Tokio.

Von Gelsenkirchen in die Welt: Pastor übernimmt in Tokio eine deutsche Gemeinde

42 deutschsprachige katholische Pfarreien gibt es im Ausland. Da in nächster Zeit häufige Wechsel stattfinden, konnte Quint selbst aussuchen, wo er sich inspirieren lassen möchte. Seine Wahl fiel auf Japan. „Seit 16 Jahren bin ich im Bistum Essen tätig. 15 Jahre davon befasse ich mich mit der Strukturreform, es gibt immer mehr Großpfarreien, Kirchen werden geschlossen, Geld muss eingespart werden. Dabei bin ich mit Leidenschaft Seelsorger.“

Eigentlich hatte er sich eher in London gesehen, wo es eine Auslandsseelsorge und ein Jugendgästehaus gibt, weil er zur Jugend immer schon einen guten Draht hatte. Da war aber in nächster Zeit nichts frei. Er entschied sich zwischen einigen Kontinenten für Japan, weil da Kultur, Geschichte und Landschaft ausgesprochen spannend sind. „Und ganz anders, als man sich das Land vorstellt, wenn man es nur aus Medien kennt“, sagt er. Denn er war jetzt für drei Wochen dort, um seine zukünftige Arbeitsstelle und die Menschen kennenzulernen.

Pastor Mirco Quint ist Ansprechpartner für viele Deutsche, die in Japan arbeiten

„Ich habe dort keinen Missionsauftrag“, sagt Quint, der an Heiligabend 43 Jahre alt wird. Er ist Ansprechpartner für viele Deutsche, die für einige Jahre von großen Firmen ins Ausland geschickt werden. „Denn die Zukunft der Wirtschaft liegt in Asien“, sagt der Pastor. Die deutschsprachige Pfarrei liegt nur wenige Kilometer südlich des Kaiserpalastes. In der Nähe gibt es die renommierte Sophia-Universität, die von Jesuiten gegründet wurde. Es gibt einen deutschsprachigen Kindergarten, eine deutschsprachige Schule, ein Goethe-Institut.

Überall Leben: Der Gelsenkirchener Pastor Mirco Quint hat dieses Foto vom Eingang zu einem buddhistischen Tempel in Tokio während seines Aufenthaltes in Japan gemacht.
Überall Leben: Der Gelsenkirchener Pastor Mirco Quint hat dieses Foto vom Eingang zu einem buddhistischen Tempel in Tokio während seines Aufenthaltes in Japan gemacht. © FUNKE Foto Services | Repro: Michael Korte

Quints Aufgabe ist es, neben deutscher Kunst und Kultur ein Angebot für den christlichen Glauben zu machen. Er wird Religionsunterricht an der deutschen Schule geben. „Daran hat auch das Außenministerium Interesse. Denn es möchte, dass sich die Deutschen, die einige Jahre im Ausland leben, dort wohlfühlen.“

Alles Natürliche ist für die Japaner von elementarer Bedeutung

Japan sei so unvorstellbar anders als die Heimat. „Es leben alleine in Tokio 39 Millionen Einwohner auf einer Fläche, die gerade mal so groß ist wie Berlin“, sagt der Pastor. Die Autobahnen sind zum Teil dreistöckig, das Bankenviertel ist geprägt von Hochhäusern. „Wer sich aber vorstellt, dass man nur von riesigen Gebäuden umgeben ist, der irrt gewaltig. Nur wenige Straßen weg von den riesigen Gebäuden, ist es grün und gemütlich.“

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Das Land ist geprägt durch die Religionen Buddhismus und Shinto. „Holz, Wasser, Steine, Luft und Erde sind für die Japaner von elementarer Bedeutung. Sie respektieren die Natur sehr und ordnen ihr Häuser und Tempel unter. Daher gibt es sehr viele Parks, in denen man plötzlich einen Tempel entdeckt. Ganz anders als bei uns, wo die Kirchen die dominanten Gebäude in den Städten sind“, beschreibt der 42-Jährige seine Eindrücke und ersten Erfahrungen.

Mirco Quint ist der erste Geistliche, der nicht dem Jesuitenorden angehört

Fünf deutschsprachige Jesuiten, die für die deutsche Gemeinde zuständig waren, gibt es dort noch. Sie sind mittlerweile alle über 80 Jahre alt. Mirco Quint ist der erste Geistliche, der nicht dem Jesuitenorden angehört. Die Kirche, in der er tätig sein wird, ist eine kleine Kapelle. Aber verantwortlich ist er in seiner Mission für das ganze Land.

Die mehrmonatige Vorbereitungsphase auf das asiatische Land wird vor allem geprägt sein durch Lernen. „Natürlich muss ich japanisch lesen, schreiben und sprechen lernen“, sagt er und freut sich, alle Hürden zu nehmen, die auf ihn warten.