Gelsenkirchen-Hassel/Herten-Westerholt. Gelsenkirchener und Hertener Stadtspitzen sowie RAG-Chef unterzeichnen Gründungsvertrag. Alte Bergwerksfläche soll neue Impulse erhalten.
Papier ist geduldig. Es kann aber auch die Grundlage für einen Neuanfang sein: Darauf setzen Oberbürgermeisterin Karin Welge, Hertens Bürgermeister Matthias Müller und Michael Kalthoff, Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien, im Falle der Neuen Zeche Westerholt. Sie unterzeichneten jetzt feierlich den Gründungsvertrag für die neue Entwicklungsgesellschaft, die entscheidende Impulse für die Umnutzung des rund 40 Hektar großen einstigen Bergwerkgeländes liefern soll.
Beheimatet in den sanierten Torhäusern an der Egonstraße 12 in Hassel, verfolgt die interkommunale Gesellschaft mit Geschäftsführer Bernd Lohse das Ziel, das Areal zu entwickeln und für Gewerbeansiedlungen vorzubereiten. Handelt es sich hier doch um eine der größten Gewerbe-Potenzialflächen im nördlichen Ruhrgebiet.
Gelsenkirchens OB sieht in der Neuen Zeche große Möglichkeiten auch für die Region
Große Möglichkeiten nicht nur für Gelsenkirchens Norden und Herten, sondern auch weit darüber hinaus für die gesamte Region sieht OB Welge in der Förderung von Zukunftsenergien vor Ort. „Wir fangen nicht bei null an. Gemeinsam mit Bürgern wurden in der Vergangenheit bereits Ideen für die Neue Zeche Westerholt erarbeitet. Darunter solche, die hier in Hassel, Westerholt und Bertlich oder auch auf der Zeche selbst schon umgesetzt wurden“, lobte Karin Welge das große Interesse an der Zukunft der 2008 geschlossenen Schachtanlage. Sie könne sich als Sitz für die neue Entwicklungsgesellschaft keinen besseren Ort vorstellen als die Torhäuser, die mit Solarenergie aus einem Pilotprojekt versorgt werden.
Ihr neuer Hertener Amtskollege Müller freut sich ebenfalls: „40 Hektar direkt auf der Stadtgrenze neu zu beleben, ist nicht nur eine Kraftanstrengung und Herausforderung für die beteiligten Partner. Es ist auch eine Chance für unsere Stadtteile Bertlich und Westerholt sowie die angrenzenden Stadtteile Gelsenkirchens, sich erfolgreich weiter zu entwickeln. Dieses interkommunale Projekt ist ein Riesenschritt für die Entwicklung der gesamten Region.“
RAG will Strukturwandel vor Ort bewältigen
Michael Kalthoff, Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien, betont: „Als Dritter im Bunde werden wir uns mit großem Engagement einbringen, um dieses Projekt gemeinsam erfolgreich umzusetzen. Dabei müssen Wirtschaftlichkeit und Vision ineinandergreifen, um den Strukturwandel an diesem Standort zu bewältigen.“
Mit der Realisierung des Glückauf-Parks auf dem Areal der ehemaligen Kokerei Hassel, der im September eröffnet wurde, sei bereits ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der Stadtregion getan worden. „Nun möchten wir das hier, knappe 300 Meter entfernt, weiterführen.“
Mit Bernd Lohse an der Spitze hat die Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt (EG NZW) einen Mann mit viel Erfahrung in Sachen Strukturwandel: Er hat bereits als verantwortlicher Projektleiter u.a. bei der Entwicklung der ehemaligen Bergbaustandorte Schlägel & Eisen sowie Ewald in Herten und Lohberg in Dinslaken erfolgreich mitgewirkt. Unterstützt wird er auf Westerholt durch die langjährigen Projektpartner Benedikt Schmoll, Silke Kulka (Stadt Herten) und Uwe Neukirchen (Stadt Gelsenkirchen).
Masterplan sieht Angebote für Kreativwirtschaft, Gastronomie und Wohnen vor
Nach der Eröffnung der Torhäuser im vergangenen Jahr werden die Akteure die nächsten konkreten Schritte in Angriff nehmen und die vom Land in Aussicht gestellten Fördermittel beantragen, Fachplanungen einleiten und mit der Flächenaufbereitung und -erschließung beginnen. Den Rahmen der baldigen Realisierung bildet die ausgearbeitete Zielsetzung, die im Jahr 2015 mit der vom Land NRW geförderten Machbarkeitsstudie formuliert wurde.
Gemäß dem Masterplan sind das Gelände viele und eigenständige Quartiere mit unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten geplant: am alten Haupteingang der Zeche etwa ein „Hybridquartier“ mit Angeboten für die Kunst- und Kreativwirtschaft oder auch gastronomischen Angeboten, aber auch Wohneinheiten, die es so in Bertlich und Westerholt noch nicht gibt. Westlich und südlich auf dem Zechengelände sind Bauflächen für Unternehmen und Handwerksbetriebe vorgesehen. Die ehemalige Bergehalde nördlich der Egonstraße soll sich in ein neues, gartenstädtisches Wohnquartier verwandeln.
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