Große Weihnachtsgottesdienste sind wegen Corona nicht möglich. Eine Gelsenkirchener Gemeinde hat sich deshalb etwas Besonderes einfallen lassen.
„Ich war in meinem Leben schon mal der Josef im Krippenspiel und auch schon ein Hirte. Der Rolle des römischen Hauptmanns fühle ich mich also durchaus gewachsen“, sagt Hendrik Rupieper. Gewachsen, der Ausdruck passt ganz gut: Der junge Mann ist von hoher Statur und somit genau richtig um die Rolle gut auszufüllen und am Heiligen Abend in der Gelsenkirchener Kirche Herz-Jesu die Besucher an der ersten Station zu begrüßen.
Das Gotteshaus in Resse ist einer der drei Standorte in der Pfarrei St. Urbanus, an denen das coronakonforme Format eines Stationsgottesdienstes angeboten wird. Die Idee: Besucher kommen in Kleingruppen, bestehend aus dem engsten Familienkreis, und laufen vier Stationen im Kirchenraum ab. Hier erleben sie jeweils einen Teil der biblischen Geschichte der Geburt Jesu. Sie hören einen kleinen Abschnitt des Lukasevangeliums und erleben eine kleine gespielte Szene dazu.
Gelsenkirchener können ohne Anmeldung kommen
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Dies ist der Einsatz von Hendrik Rupieper – im Kostüm des St. Martin, das in diesem Jahr dafür zweckentfremdet wird. Den Menschen einen Kirchgang zu ermöglichen, dafür investiert er gern den Nachmittag des Heiligen Abends. „Bei uns ist es zu Hause so, dass für uns Weihnachten ohnehin erst mit dem Besuch der Christmette um 18 Uhr beginnt.“ Auch Stephen Fanenstich, der an der selben Station aktiv ist, hilft gerne. „Wir haben früher schon immer im Krippenspiel mitgespielt und sind seit jungen Jahren hier dabei. Wir setzten uns gern ein für die Gemeinde.“ Besonders in diesem so besonderen Jahr. „Da haben wir gedacht, wenn es eh kaum Angebote gibt, helfen wir mit, damit dieses gelingt.“
Eben weil absehbar ist, dass viele Menschen keine der limitierten Karten für einen Gottesdienst ergattern werden, macht die Pfarrei St. Urbanus dieses offene Angebot. „Die Menschen können ohne Anmeldung kommen, müssen aber etwas Wartezeit einplanen“, erklärt Nadine Urlacher. Die Sozialwissenschaftlerin gehört zum Team Familienpastoral und hat das Konzept zum Stationsgottesdienst mit anderen entworfen. In Herz-Jesu geht sie besonders auf die Gegebenheiten der Kirche ein. So ist die zweite Station die Herberge, an der Maria und Josef abgewiesen werden. „Das ist der Beichtstuhl. Wenn der nicht aussieht, wie eine Herberge, weiß ich auch nicht“, lacht die junge Frau und verrät, für den Heiligen Abend hänge man noch ein Schild daran. „Besetzt“, solle da drauf stehen.
Mit so vielen Familien rechnet die Gemeinde
Wartezeit muss eingeplant werden
Die Pfarrei St. Urbanus bietet an drei Standorten am Heiligen Abend, Donnerstag, 24. Dezember, Stationsgottesdienste an. Dazu gehören die Kirche Herz-Jesu an der Ahornstraße in Resse, die Kirche St. Michael an der Valentinstraße in Hassel und die Propsteikirche St. Urbanus in Buer.
Die Kirchen sind in der Zeit von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, Wartezeit muss jedoch eingeplant werden. Dies alles gilt entsprechend der aktuellen Corona-Regeln. Änderungen sind möglich.
Hier kommt Barbara Hölscher-Wiezorrek zum Einsatz. Das hat sie sich so gewünscht. „Dabei stand für mich nicht das Abweisen von Maria und Josef im Vordergrund sondern der Ansatz dieser Station, gemeinsam zu überlegen, wie man trotz der widrigen Umstände etwas Schönes möglich machen kann.“ Kaum etwas passe wohl besser in dieses Jahr. Auch für Ulla Rupieper liegt hier der Reiz. „An dieser Station kann man schön auf die Kinder eingehen.“
An einer dritten Station, im Altarraum, erleben die Familien die Verkündigung durch den Engel, der zu den Hirten kommt. Die vierte Station markiert die Krippe, die jetzt schon neben dem Altar steht. Hier sind Maria und Josef als Figuren aufgestellt. Deswegen verzichtet man darauf, diese Rollen mit Menschen zu besetzen. An dieser letzten Station wird gemeinsam gebetet, werden das Friedenslicht aus Bethlehem und der Segen verteilt. „Das machen alles Laien“, betont Nadine Urlacher noch einmal die Besonderheit des Formates, auf das man sich gerade vorbereitet.
Und das ist schon eine Rechnung mit mehreren Unbekannten. Zum einen weiß man nicht, wie groß die Zahl derer ist, die das Angebot annehmen. Derzeit plant man mit 25 Familien, könnte aber, wenn man sich eilt, ein paar mehr einlassen. Zum anderen weiß man nicht, wie sich die Pandemielage entwickelt. Und so gilt einmal mehr für alle, die diese besondere Weihnacht ermöglichen wollen, das Prinzip Hoffnung.
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