Gelsenkirchen. Es gibt neuen Ärger um das Problemhaus Ringstraße 99 in Gelsenkirchen. Der Umzugstermin ist geplatzt. Neue Hoffnung: Wechsel noch vor Weihnachten

Das Problemhaus an der Ringstraße 99 im Zentrum von Gelsenkirchen war schon häufiger Thema in dieser Zeitung. Eine ganze Reihe von Mängeln in dem Neubau macht das Wohnen unmöglich, deshalb müssen und sind schon viele Bewohner des 39-Parteien-Gebäudes umgezogen. Jetzt gibt es neuen Ärger für einige Anwohner.

Der geplante Umzug für 17 Mietparteien in den ADAC-Neubau an der Sellhorststraße unweit des Hauptbahnhofes muss verschoben werden. Aber es gibt eine neue Hoffnung.

Ein Angehöriger, der lieber anonym bleiben wollte, berichtete dieser Zeitung, dass der „für Anfang Dezember geplante Umzug geplatzt ist“. Angeblich sei der Einzug in die neuen vier Wände an der Sellhorststraße an dem Umstand gescheitert, dass die Übergabe der Wohnungen noch nicht erfolgen könne, weil die bauliche Abnahme noch ausstehe. Angeschlossen an den ADAC-Neubau ist auch ein Parkhaus.

Umzug in den ADAC-Neubau an der Sellhorststraße sollte am 1. Dezember stattfinden

Auch da soll dem Verwandten zufolge eine Abnahme der Stellplätze seitens der städtischen Baubehörde noch ausstehen. Somit, so berichtet der Informant weiter, „müssen die verbliebenen Bewohner der Ringstraße Weihnachten wahrscheinlich in einer Baustelle verbringen“, das Gebäude werde aktuell zurückgebaut, es fehlten schon Türen, man könne nach Belieben rein und raus, Angst und Unsicherheit gehe um.

Die Mieter an der Ringstraße 99 in Gelsenkirchen hatten einiges zu ertragen: zum Beispiel wie hier Mieter Hans-Peter Wolf noch im Sommer 2019 einen notdürftigen Eingang.
Die Mieter an der Ringstraße 99 in Gelsenkirchen hatten einiges zu ertragen: zum Beispiel wie hier Mieter Hans-Peter Wolf noch im Sommer 2019 einen notdürftigen Eingang. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht


Was bei den Betroffenen negativ aufstößt, ist angeblich „die fehlende Benachrichtigung seitens des Bauherrn“, also des Automobilclubs. „Wir haben ja praktisch schon mit gepackten Sachen gewartet.“


Ein Bild aus den Anfangstagen des Gelsenkirchener Problemhauses an der Ringstraße: Im Sommer 2019 steht Ingeborg Schiwy an ihrer fehlenden Terrasse, Nachbar Hans-Peter Wolf schaut zu. Die Wohnungen sind fertig, aber Vorgarten, Hinterhof, Fluchtweg, Tiefgarage und Regenrinnen-Abschlüsse sowie eine Terrasse fehlten da noch.
Ein Bild aus den Anfangstagen des Gelsenkirchener Problemhauses an der Ringstraße: Im Sommer 2019 steht Ingeborg Schiwy an ihrer fehlenden Terrasse, Nachbar Hans-Peter Wolf schaut zu. Die Wohnungen sind fertig, aber Vorgarten, Hinterhof, Fluchtweg, Tiefgarage und Regenrinnen-Abschlüsse sowie eine Terrasse fehlten da noch. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht


ADAC-Sprecher Tobias Scheffel bestätigte am Mittwoch den geplatzten Umzugstermin. „Wir sind bis zuletzt davon ausgegangen, dass wir die Wohnungen wie geplant am 1. Dezember an die Mieter übergeben können. Als definitiv absehbar war, dass der geplante Einzugstermin nicht zu halten ist, wurden die zukünftigen Mieter von uns umgehend informiert. Hier müssen wir zugeben, dass wir die Situation insgesamt falsch eingeschätzt hatten. Dafür möchten wir uns bei den Mietern in aller Form entschuldigen.“ Die Umzugsabsage ist laut ADAC erst am 26. November erfolgt, also recht kurzfristig.


Der ADAC hat nach eigenem Bekunden unabhängig von der noch ausstehenden Entscheidung der Stadt, ob die vom ADAC angedachte Übergangslösung mit Parkplätzen im benachbarten Ibis Hotel akzeptiert wird, dort bereits 20 Parkplätze bis Ende Dezember angemietet. „Wir hoffen, dass dies zur Lösung des rein formellen Problems beiträgt und die Abnahme der Wohnungen so schnell wie möglich erfolgen kann“, teilte der ADAC-Sprecher mit.

Stadt Gelsenkirchen zur fehlenden Abnahme: Brandschutzauflagen noch nicht erfüllt

Die Schwierigkeiten haben die Verwaltung überrascht. Stadtsprecher Martin Schulmann: „Dass es mit dem Umzug Probleme gab, war bisher nicht bekannt.“ Die Betroffenen könnten sich gerne wieder an die Stadt wenden.


Zu den Hindernissen, die zu keiner Abnahme des Neubaus an der Sellhorststraße geführt haben, sagte Schulmann, „dass es noch nicht erfüllte Brandschutzauflagen gibt“. Das beauftragte Architekturbüro wolle dahingehend zügig nachbessern.

Schulmann sagte auch: „Dass das Haus an der Ringstraße 99 technisch mangelhaft errichtet worden ist und massive Wasserschäden aufweist, hat nichts mit der baulichen Abnahme zu tun.“ Da gehe es um Sicherheit und die Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben.

Der Stadtsprecher betonte zudem, dass die Stadt seit Aufkommen der Probleme mit dem öffentlich geförderten Wohnungsbau an der Ringstraße, den Betroffenen zur Seite stehe. Ein Teil der Anwohner habe Schulmann zufolge bereits eine neue Bleibe an der Augustastraße gefunden. Auch die GGW und andere Wohnungsbaugesellschaften haben ihre Hilfe angeboten.

Als neuer Umzugstermin für die 17 Mietparteien, die ins ADAC-Haus an der Sellhorststraße einziehen werden, wurde zunächst der 18. Dezember ins Auge gefasst. Das befürchtete Weihnachtsfest in der Dauerbaustelle Ringstraße wäre damit verhindert. Wenn alles klappt.