Gelsenkirchen. Seit Gelsenkirchen Risikogebiet ist, ist die Zahl der Covid-Toten rapide gestiegen. Mehr Infektionen gibt’s in Relation nur in sechs NRW-Städten.

Die zweite Corona-Welle hat sich in Gelsenkirchen Mitte Oktober schnell aufgetürmt und ist seither, wenn auch mit Schwankungen, konstant auf hohem Niveau. Nach Angaben der Stadt haben sich nur in sechs NRW-Städten mehr Menschen je 100.000 Einwohner mit dem Coronavirus angesteckt als in Gelsenkirchen (Duisburg, Herne, Solingen, Hagen, Gütersloh, Hamm).

Mindestens 5207 Erkrankte seit Ausbruch der Pandemie meldete die Stadt am Donnerstag, 3. Dezember. Das sind rund 1,9 Prozent der Stadtbevölkerung. Nach wie vor ist die Stadt nicht in der Lage die Zahl der aktuell Erkrankten zu nennen.

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Grund dafür ist die offensichtlich andauernde Überlastung des Gesundheitsamtes. Dort konnte man bei der Kontaktverfolgung und Bearbeitung der Daten Coronainfizierter zuletzt nicht mehr mit dem Infektionsgeschehen in der Stadt Schritt halten, so dass auch bereits wieder genesene Personen in der Statistik als erkrankt geführt wurden.

Zahl der Corona-Toten in Gelsenkirchen hat sich mehr als verdoppelt

Sicher hingegen ist laut Stadt die Zahl der Gelsenkirchener, die mit einer Covid-19-Infektion gestorben sind. Wie in vielen anderen Städten auch, stieg dieser traurige Wert in Gelsenkirchen zuletzt drastisch. Während Mitte Oktober – als Gelsenkirchen noch nicht den entscheidenden Inzidenzwert von 50 überschritten hatte – erst 19 Menschen nachweislich mit Corona gestorben waren, sind es knapp sechs Wochen später schon mehr als doppelt so viele: 39.

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Während Städte wie Essen oder Duisburg beispielsweise wie berichtet , schon von sich aus oder aber auf Nachfrage der Redaktion, Auskunft über Alter, Geschlecht und Vorerkrankung jener Personen geben, die mit einer Corona-Infektion gestorben sind, verwehrt die Stadt Gelsenkirchen „aus Gründen des Datenschutzes“ weiter jede Auskunft darüber.

Auslastung der Intensivkapazitäten durch COVID-19-Fälle

Die Zahl der Intensivbetten in den Gelsenkirchener Krankenhäusern variiert je nach Bedarf. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts stehen am Donnerstag, 3. Dezember, stadtweit 105 Betten zur Verfügung. Davon sind allerdings 89 belegt und 16 frei. Der Anteil der COVID-19 Patienten an der Gesamtzahl der Intensivbetten beträgt 20 Prozent, im NRW-Landesschnitt sind es nur 14,4 Prozent. 14 Corona-Patienten werden in Gelsenkirchen invasiv beatmet. Zum Vergleich: In Duisburg, einer der Städte mit dem höchsten Infektionsgeschehen in NRW und den meisten Corona-Toten (192), werden 22 Covid-Patienten invasiv beatmet.

Für diese Entwicklung gibt es zwei Erklärungsansätze: Die dauerhaft besonders hohen Infektionszahlen in Gelsenkirchen führen zwangsläufig auch zu mehr schweren Verläufen. Und eine Studie der AOK Rheinland/Hamburg und der Uniklinik Düsseldorf zeigt, dass arbeitslose Menschen stärker gefährdet sind, wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden zu müssen. „Dass Armut und Gesundheit zusammenhängen, wissen wir seit langem“, sagte der verantwortliche Autor, Prof. Nico Dragano von der Uniklinik Düsseldorf. Als Grund für das erhöhte Risiko vermutet er, „dass Arbeitslose mehr Vorerkrankungen haben“. Die genauen Ursachen müssten aber in weitergehenden Analysen geklärt werden. Diagnosedaten hätten noch nicht ausgewertet werden können.