Gelsenkirchen-Erle. Die ersten deutschen Meisterschaften in der Exoten-Sportart Pickleball finden an diesem Wochenende in Gelsenkirchen statt – trotz Corona.

Pickleball ist hierzulande eine noch recht junge Sportart, die sich in den vergangenen zwei Jahren aber rasant in weiten Teilen der Republik ausgebreitet hat. Nun findet ab Freitag, 16. Oktober, an drei Wettkampftagen die erste Deutsche Meisterschaft in diesem Rückschlagspiel statt – und zwar in Gelsenkirchen. Genauer gesagt: in den Sporthallen der Gesamtschule Berger Feld. Dabei wollen die Macher des Ausrichtervereins Pickleballclub Buer sogar dem allgemeinen Corona-Blues trotzen.

Seit Tagen blickt Andreas Kopkau ständig besorgt auf sein Handy und prüft die neuen Corona-Schutzverordnungen. Die bange Frage, die in seinem Kopf herumschwirrt: Müssen wir absagen oder nicht? Der 50-jährige Bueraner ist seit der Gründung im Jahr 2018 der Vorsitzende des Deutschen Pickleball-Bundes (DPB) und Cheforganisator der ersten nationalen Titelkämpfe in dieser Exoten-Sportart. Der Gründungsort des Verbandes? Gelsenkirchen!

70 statt wie geplant 200 Starter bei der Pickleball-DM in Gelsenkirchen

Pickleball erinnert auf den ersten Blick an Hallentennis, doch das Netz ist niedriger, die Bälle sind aus Hartplastik und die Schläger sehen eher so aus wie beim Tischtennis.  
Pickleball erinnert auf den ersten Blick an Hallentennis, doch das Netz ist niedriger, die Bälle sind aus Hartplastik und die Schläger sehen eher so aus wie beim Tischtennis.   © Joachim Kleine-Büning

200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich ursprünglich angemeldet, um in den drei Leistungsklassen Anfänger, Fortgeschrittene und Profis die ersten deutschen Meister der Historie in dieser Sportart zu ermitteln. „Aber uns haben wegen der zahlreichen Reise- und Übernachtungseinschränkungen inzwischen rund 130 Absagen erreicht, so dass wir jetzt nur noch von etwa 70 Startern ausgehen“, erzählt Kopkau am Tag vor dem Turnierstart.

Eigentlich war die Austragung der DM-Premiere bereits im April vorgesehen, doch wegen der Pandemie entschieden sich die Ausrichter zu einer Verlegung in den Herbst. Die Ansteckungszahlen sind aber nun wieder besorgniserregend hoch. „Dennoch wollten wir die Sache unbedingt durchziehen“, sagt Kopkau. Das Hygienekonzept ist mit den Behörden abgestimmt. Die Meisterschaftsspiele werden in den beiden kleineren Sporthallen der Gesamtschule Berger Feld ausgetragen, die große dient als Aufwärmfläche.

Zuschauer können wegen der Schutzverordnung nicht hereingelassen werden

Zwischen 40 und 140 Euro – je nach Material – kostet ein Pickleball-Schläger. Die Bälle sind in etwa so groß wie beim Tennis, aber aus Hartplastik gefertigt.  
Zwischen 40 und 140 Euro – je nach Material – kostet ein Pickleball-Schläger. Die Bälle sind in etwa so groß wie beim Tennis, aber aus Hartplastik gefertigt.   © Joachim Kleine-Büning

In den Hallen gilt überall die Maskenpflicht – außer für die Spieler während ihrer Partien. „Zuschauer können wir leider nicht einlassen. Dann würden wir die zugelassenen Höchstkapazitäten in den Hallen schnell überschreiten“, sagt Fritz Kopkau (69), der Vater von DPB-Chef Andreas und seines Zeichens Vorsitzender des Ausrichters Pickleballclub Buer.

Und was ist Pickleball nun? Gespielt wird es auf dem Badmintonfeld für Doppel. Das Netz steht wie beim Tennis aber auf dem Boden, ist mit rund 90 Zentimeter aber nicht so hoch. Ein Satz wird je nach Vereinbarung bis 11 oder 15 Punkte gespielt. Die Spieler halten einen Schläger in der Hand, der aus Grafit, Aluminium oder Hartplastik gefertigt und etwa doppelt so groß wie ein Tischtennisschläger ist. Der Hartplastikball ist etwa so groß wie jener beim Tennis. „Und egal ob Badminton, Squash oder Tennis: Jeder, der mal einen Schläger in der Hand hatte und das entsprechende Ballgefühl im Händchen hat, kann auch sofort beim Pickleball einsteigen“, sagt Kopkau.

Gelsenkirchener Pickleballclub sucht weitere Mitglieder

Der Club trainiert immer samstags (10-13 Uhr) in der Realschule an der Mühlenstraße in Buer. Wer mal hineinschnuppern will, sei herzlich willkommen, betonen Vater und Sohn Kopkau. Schläger und Bälle seien ausreichend vorhanden. „Wir hoffen, dass wir immer mehr Menschen für unsere Sportart begeistern können“, lautet das Ziel. Aus republikweit drei Vereinen im Verbandsgründungsjahr 2018 sind inzwischen 38 mit addiert rund 700 Mitgliedern geworden. „Um vom Deutschen Olympischen Sportbund offiziell anerkannt zu werden, benötigen wir aber deutschlandweit 10.000 Mitglieder“, so Kopkau. Bis dahin sei es noch ein weiter Weg.

Ach, ja: Zwei Wünsche haben die Kopkaus auch noch. Sie träumen davon, dass Pickleball einmal olympische Sportart wird – und dass Gelsenkirchen irgendwann Ausrichterstadt einer Pickleball-Weltmeisterschaft wird.

Zahlen und Fakten zum Pickleball

Die Sportart Pickleball wurde erstmals 1965 in den USA gespielt. Dort gibt es etwa vier Millionen aktive Spieler. Es dauerte bis 2018, ehe sich auch in Deutschland ein Verband gegründet hat.

Es gibt Einzel-, Doppel- und Mixedwettbewerbe. „Das Doppel ist mit Abstand die beliebteste Disziplin“, weiß Fritz Kopkau. An jedem der drei Wettkampftage werden Titel ausgespielt. Weil keine Zuschauer zugelassen sind, sollen mindestens die Finalspiele im Internet als Livestream übertragen werden. Weitere Infos bei Andreas Kopkau: 0176/62 07 17 22.

Die DM-Ausrichter bedanken sich ausdrücklich beim Stadtsportbund Gelsenkirchen, dass er die nötigen Hallenkapazitäten zur Verfügung gestellt hat.

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