Rotthausen. Mit einem Trauermarsch in Gelsenkirchen erinnern die „Freeway Riders“ an ihren getöteten Kumpel „Reiki“. Vier „Bandidos“ sitzen dafür in Haft.
Fast genau zwei Jahre ist es her, dass „Reiki“ nach einer Feier in einem Gelsenkirchener Rocker-Clubheim auf dem Heimweg erstochen wurde. Der 63-Jährige, seit vielen Jahren Mitglied des Hattinger Chapters der „Freeway Riders“, verblutete auf offener Straße. Vier Mitglieder der rivalisierenden „Bandidos“ wurden deswegen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Am Sonntag, 18. Oktober, wollen seine Clubkameraden mit einem Trauermarsch an „Reiki“ erinnern. 150 Rocker werden am Friedhof Rotthausen erwartet.
Rocker wollen von Gelsenkirchener Friedhof bis zum Unglücksort marschieren
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„Wir wollen unserem toten Freund gedenken“, sagt Frank Fröhlich, er ist der Pressesprecher der „Freeway Riders“, zugleich Präsident des Chapters in Hennef bei Köln. Treffpunkt am Sonntag ist um 14 Uhr am Rotthauser Friedhof, Hilgenboomstraße 35. Um 15 Uhr wollen die Rocker am Grab ihres getöteten Kameraden einen Kranz niederlegen und sich danach zu Fuß auf den Weg zum Unglücksort machen. „Die Corona-Regeln werden wir einhalten“, sagt Fröhlich, auf Abstand und sicherheitshalber Maskentragen würde geachtet, auf Kontakte wie beispielsweise Händeschütteln und Umarmungen verzichtet.
„Reiki“ hatte sich am 13. Oktober 2018 nach einem feuchtfröhlichen Abend im Clubheim der „Freeway Riders“ an der Mechtenbergstraße gegen Mitternacht auf den Heimweg gemacht. Er wohnte in Gelsenkirchen. In der Nähe der Kleingartenanlage der KGV Wiehagen an der Wembkenstraße ist es dann zu dem tödlichen Rocker-Streit gekommen. Beleidigungen, Gerangel, am Ende floss Blut.
Vor Gericht schildert „Bandidos“-Mitglied die Bluttat als Folge eines Drogenrausches
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Vier Mitglieder der konkurrierenden „Bandidos“ im Alter von 24 bis 27 Jahren aus Bochum, Herne, Dortmund und Essen sitzen dafür inzwischen für sechseinhalb und zehn Jahre hinter Gittern. Ein 24- jähriger Essener hat vor Gericht die Tat gestanden, angeblich hat er im Drogenrausch das Messer gezückt.
„Er trat mir mit voller Wucht in den Magen“, gab der Angeklagte beim Prozess im Mai dieses Jahres vor Gericht zu Protokoll. „Mir gelang es dann, ein Messer hervorzuholen.“ Mehrfach will er in Richtung des 63-Jährigen gestochen haben, auch in den Rücken. Wie oft und wohin er danach noch zugestochen habe, wisse er aber gar nicht mehr.
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Die Bluttat führte der Essener auf den exzessiven Konsum von Kokain und Wodka zurück. Und als ihm dann klarwurde, dass sein regungsloser Kontrahent tot war, hat er dem Opfer auch noch die Kutte vom Leib geschnitten, um mögliche Spuren zu verwischen.
Stadt und Polizei Gelsenkirchen haben bislang keine Einwände gegen Rocker-Trauermarsch
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Die „Freeway Riders“ wollen dem Getöteten nun gedenken. Friedlich, wie auch schon zuvor. „Corona erschwert natürlich das Vorhaben, bei Einhaltung der Schutz-Maßnahmen dürfte es aber hoffentlich kein Problem sein“, sagt Rocker-Sprecher Frank Fröhlich. Am Freitag sollen bei einem Gespräch mit der Polizei Gelsenkirchen Einzelheiten geklärt werden. Die Strecke für den Trauermarsch vom Friedhof bis zur Unglücksstelle umfasst etwa drei Kilometer.
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Polizei und Stadtverwaltung haben bislang noch keine Einwände gegen die Gedenkveranstaltung. „Im Moment spricht nichts dagegen“, sagte Stadtsprecher Martin Schulmann mit Blick auf die Corona-Schutzverordnung und die am Mittwoch in Kraft getretenen verschärften Regelungen. Das Limit für Veranstaltungen im Außenbereich liegt bei 500 Personen. Auch die Polizei äußerte sich ähnlich.