Gelsenkirchen. Auch in Gelsenkirchen trifft die Pandemie vor allem die Alten. Um die Vereinsamung zu bekämpfen, bekommen Alzheimer-Betroffene jetzt Tablets.

Die Auflagen durch die Corona-Pandemie machen fast allen Menschen zu schaffen, auch in Gelsenkirchen. Besonders hart trifft es allerdings diejenigen, die dringend auf Kontakte angewiesen sind – wie Alzheimer-Patienten. „Sie werden völlig isoliert, vereinsamen, bekommen Depressionen“, weiß Andrea Hundert von der Alzheimergesellschaft. Um das Leid abzumildern, werden jetzt Tablets an pflegende Angehörige abgegeben. „Damit kann man sich sehr sinnvoll beschäftigen.“

Individuell eingerichtet werden die Tablets von den ehrenamtlich tätigen Technikbotschaftern der Stadt. So wird zum Beispiel ermöglicht, dass die Erkrankten mit Freunden und Verwandten, die weiter weg wohnen, chatten und sich dabei sehen können. Außerdem findet man dort Spiele, die man mit den Alzheimer-Erkrankten machen kann. „Es wird möglich, Märchen in einfacher Sprache vorzulesen, sich anhand von Fotos die eigene Biografie wieder ins Gedächtnis zu rufen und seine Erinnerungen zurückzuholen“, erklärt Andrea Hundert.

Tablets sind auch Ersatz für die Gelsenkirchener Selbsthilfegruppen

Vor einigen Monaten hatte die Alzheimer-Gesellschaft schon Informationsmappen zusammengestellt. „Weil nach so vielen Monaten, in denen auch die Selbsthilfegruppen wegen Corona nicht mehr so funktionieren konnten, die Angehörigen oft wirklich nicht mehr wissen, wie sie ihre erkrankten Verwandten beschäftigen sollen“, sagt die Fachfrau.

Jetzt mit den Tablets soll es noch deutlich entspannter werden. Sie sind ausgesprochen leicht zu bedienen, die Buttons kann man mit dem Finger anklicken. „Diejenigen, die noch nicht so schwer erkrankt sind, können sich auch selbst auf diese Weise vergnüglich und vernünftig die Zeit vertreiben.“ Man findet Memory und Spiele auf den Geräten oder Musik in Form von alten Liedern, mit denen die Alzheimer-Erkrankten etwas anfangen können, weil sie die Musik noch aus früheren Zeiten kennen. Sich mit den Tablets zu beschäftigen, mache wirklich Spaß.

So viele Tablets werden zunächst angeschafft

Die Alzheimer-Gesellschaft hat vor einiger Zeit bei der Arbeitsgemeinschaft der Gelsenkirchener Behindertenverbände den Antrag gestellt, dass zunächst 15 Tablets für Personen angeschafft werden können, die in Selbsthilfegruppen der Alzheimer-Gesellschaft sind. Jetzt sollen erste Erfahrungen gesammelt werden, wie die Angehörigen mit den Geräten zurechtkommen. Speziell Familien haben sich schon gemeldet, die damit arbeiten wollen.

Auf diese Weise wird eine Brücke nach draußen geschaffen, wenn so viele hilfreiche Strukturen durch Corona wegbrechen. „Viele Hochaltrige öffnen sich dieser Technik nicht mehr. Insofern sind wir froh, wenn wir pflegenden Angehörigen damit in diesen schwierigen Zeit helfen können“, sagt die Fachfrau, die selbst Alzheimer-Gruppen leitet und die Probleme bestens kennt.

Technik-Botschafter richten die Geräte individuell ein

Die Technik-Botschafter fahren zu den Familien hin und richten die Geräte individuell passend ein. Es wird ein Ausleihvertrag abgeschlossen, die Tablets bleiben aber Eigentum der Alzheimer-Gesellschaft. 17 Selbsthilfegruppen mit insgesamt 70 bis 80 Teilnehmern sind inzwischen entstanden.

„Und der Bedarf nach Beratung wird zunehmens größer“, weiß Andrea Hundert. Sie freut sich, dass die Alzheimer-Gesellschaft mittlerweile ein breit gespanntes Netzwerk hat, das Betroffenen und denjenigen, die noch Bedarf haben, ihre gesundheitlichen Probleme abzuklären, viele unnötige Wege erspart. „Auch viele Ärzte schicken Patienten zu uns, weil sie unser Netzwerk schätzen.

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