Gelsenkirchen. Ein neuer Bestattungstrend zeichnet sich in Gelsenkirchen ab: Die „Dauergrabgepflegte Gemeinschaftsgrabstätte“ wird immer beliebter.
Im Jahr 2008 fällte der Rat der Stadt den Beschluss, die Friedhofssatzung zu verändern. Seitdem haben alle Hinterbliebenen hier auch die Möglichkeit, dass ihre verstorbenen Verwandten in einer so genannten „Dauergrabgepflegten Gemeinschaftsgrabstätte“ (DGG) die letzte Ruhe finden können. Diese Bestattungsform erfreut sich inzwischen einer immer größeren Beliebtheit.
Laut den zuständigen Gelsendiensten entschieden sich im Vorjahr auf städtischen Friedhöfen die Angehörigen in insgesamt 498 Fällen für eine DGG-Lösung, was einem Anteil von 27 Prozent aller Bestattungen entspricht. 2015 hatte dieser Wert noch bei knapp 20 Prozent gelegen. DGG-Felder sind inzwischen auf fast allen städtischen Friedhöfen zu finden – etwa auf dem Haupt-, Süd-, Ost- und dem Westfriedhof, in Horst-Süd, Rotthausen und Beckhausen-Sutum. „Allein in Hassel gibt es dieses Angebot noch nicht“, sagt Gelsendienste-Sprecherin Sabine Otthöfer.
Kosten für die gesamten 25 Jahre liegen im Schnitt bei 2500 Euro
Das Besondere an der DGG ist, dass die Hinterbliebenen einen Vertrag mit zwei Partnern abschließen. Zum einen mit einem Friedhofsgärtner, der als Betreiber dieser besonderen Grabstätte fungiert. Zum anderen mit der Genossenschaft Friedhofsgärtner Gelsenkirchen, die als Treuhänder auftritt. Die Angehörigen schließen einen Vertrag ab, der über 25 Jahre läuft. So lange ist in Gelsenkirchen die Ruhefrist bei Bestattungen. Bei Vertragsabschluss zahlen sie für die gesamte Laufzeit im Voraus. „Die Preisspanne reicht – je nach Pflegeaufwand – von 800 Euro bis zu 10.000 Euro. Im Schnitt liegt die Summe aber bei rund 2500 Euro für die gesamten 25 Jahre“, sagt Otthöfer.
„Wir als Genossenschaft nehmen als Treuhänder dieses Geld an, verwalten den Vertrag und achten darauf, dass der ausgewählte Friedhofsgärtner als DGG-Betreiber seine vertraglich zugesicherten Leistungen auch einhält“, sagt Geschäftsführer Andreas Mäsing.
15 der knapp 40 Gelsenkirchener Friedhofsgärtner betreiben DGG-Felder
Knapp 15 der insgesamt rund 40 Friedhofsgärtner-Betriebe in Gelsenkirchen gehören zum Kreis der DGG-Betreiber. Kann ein Friedhofsgärtner während der laufenden Vertragszeit den Leistungen nicht mehr nachkommen (Insolvenz, Erkrankung), garantiert der Treuhänder, dass ein anderer Betrieb einspringt und das bereits gezahlte Geld der Hinterbliebenen für die Grabpflege nicht verloren ist.
„Die Idee zur DGG kam uns im Jahr 2006 und haben sie dann gemeinsam mit dem Gelsendienste-Team entwickelt“, erinnert sich Mäsing. Schon damals zeichnete sich der bis heute andauernde Trend ab, dass die Angehörigen immer weniger Zeit und Geld in die Grabpflege investieren wollen. Im Jahr 2008 fiel dann der entsprechende Ratsbeschluss. Die ersten Bestattungen auf DGG-Feldern folgten dann 2009.
Urnen- und Sargbestattungen sind auf DGG-Feldern möglich
Wir besuchen ein solches auf dem Südfriedhof in Ückendorf. Was sofort auffällt, ist das einheitliche Bild dieses landschaftlich gestalteten Feldes. Die Grabsteine ähneln sich in ihrer Anmutung, fast alle sind Stelen. „Der Betreiber sucht sie aus, den Hinterbliebenen bleibt aber immerhin noch eine kleinere Auswahl“, sagt Otthöfer. Auch die Art der Bepflanzung bestimmt der Friedhofsgärtner. „Wer seine individuellen Wünsche umgesetzt sehen will, für den ist die DGG nicht die beste Lösung“, betont die Gelsendienste-Sprecherin. Wichtig: Auf diesen Feldern werden die Verstorbenen sowohl in Urnen als auch in Särgen bestattet.
Andreas Mäsing betont, wie viele Freiheiten die Stadt den Friedhofsgärtnern bei der Gestaltung der DGG-Felder lasse. „Das ist vorbildlich und sucht in der gesamten Region seinesgleichen“, lobt der Genossenschaftsmann.
Eine Alternative zu anonymen oder halbanonymen Gräbern
Dauergrabgepflegte Gemeinschaftsgräber sind Alternativen zu anonymen Gräbern oder zu Rasen-Gemeinschaftsgräbern mit Namensplatte – so genannte halbanonyme Gräber.
Jeder Angehörige darf auf den DGG-Feldern individuell gestaltete Blumenschalen oder Grablichter am Grab abstellen. Manche Hinterbliebene haben auf dem Südfriedhof auf den Grabsteinen ein Foto des Verstorbenen verewigt. Andere bevorzugten Engelsfiguren oder steinerne Herzen.