Gelsenkirchen-Beckhausen. Zugfahrende, die am Gelsenkirchener Bahnhof Buer-Süd einsteigen wollen, müssen einen großen Schritt machen. Doch die Bahn verspricht Besserung.

Bahnhof Buer-Süd nennt sich der Stopp an der Horster Straße in Beckhausen, doch „Bahnhof“ ist vielleicht ein etwas zu großes Wort: Man könnte vielleicht besser von einem Haltepunkt sprechen. Dort verkehrt die „Emschertalbahn“, die Linie RB 43, die von Dorsten über Gladbeck, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel bis zum Dortmunder Hauptbahnhof fährt – eigentlich eine attraktive Verbindung, erreicht man doch beispielsweise die Freizeitparks in Feldhausen oder die Dortmunder Innenstadt, ohne umsteigen zu müssen. Doch es gibt einen Haken.

Denn wer am Bahnhof Buer-Süd in die Regionalbahn steigen will, die dort im Stundentakt fährt, der muss einigermaßen gut zu Fuß sein. Anders als bei anderen Haltepunkten liegt der Bahnsteig dort nämlich ungefähr auf dem gleichen Niveau wie die Gleise: Wenn der Zug hält und seine Türen öffnet, muss man einen ziemlich großen Schritt machen, um die erste Stufe des Einstiegs zu erwischen.

Darüber ärgern sich die beiden Gelsenkirchener besonders

Diesen Schritt muss man machen, um in den Zug zu kommen: Fahrgast Wilfried Spielmann steht mit einem Zollstock auf dem Bahnhof Buer-Süd.
Diesen Schritt muss man machen, um in den Zug zu kommen: Fahrgast Wilfried Spielmann steht mit einem Zollstock auf dem Bahnhof Buer-Süd. © Matthias Heselmann

Zu groß, findet Elsbeth Schmidt. Die Rentnerin, die für die SPD im Gelsenkirchener Stadtrat sitzt, hat sich in der vergangenen Woche beim Einsteigen in den Zug sogar heftig das Schienbein angeschlagen – seitdem verzichtet sie auf die RB 43 und ist mit anderen Verkehrsmitteln unterwegs.

Auch ihr Parteigenosse Udo Gerlach, Mitglied der Bezirksvertretung West, ärgert sich über die Bahn. „Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, werden hier von der Benutzung dieses Haltepunktes ausgeschlossen“, findet er.

Mit der Nordwestbahn gab es diese Probleme nicht

Das sei nicht immer so gewesen. Bis vor einigen Jahren habe die Nordwestbahn die Strecke betrieben. „Die Züge hatten Stufen, die an niedrigen Bahnsteigen wie in Buer-Süd ausfuhren, so dass man bequem und ohne Probleme einsteigen konnte“, sagt Gerlach. Seitdem die Deutsche Bahn die Linie wieder übernommen habe und sie mit eigenen Zügen betreibe, sei der Abstand von Bahnsteigkante zum Waggon wieder größer geworden.

Was Elsbeth Schmidt grämt: „Die Bahn investiert in den Gelsenkirchener Hauptbahnhof, da wird derzeit ein Dach über einem Bahnsteig erneuert. Am Bahnhof Buer-Nord wird der kaputte Aufzug ausgetauscht. Nur für Buer-Süd ist anscheinend kein Geld vorhanden.“

Bahn kündigt Modernisierung an – nennt aber keinen Zeitplan

Bei der Bahn sei das Problem aber durchaus bekannt, teilte eine Bahnsprecherin auf WAZ-Anfrage mit – und die Bahn arbeite an einer Lösung. „Die Höhe des Bahnsteiges in Gelsenkirchen-Buer-Süd beträgt derzeit 38 Zentimeter über Schienenoberkante“, so die Sprecherin. Die auf der Linie eingesetzten Züge würden vor allem im Sauerland eingesetzt, dort seien die Bahnsteige deutlich höher – und der Einstieg in die Waggons leichter.

Das sind die Pläne der Bahn

Der Bahnhof Buer-Süd ist nicht der einzige Haltepunkt in NRW, der Probleme mit der Barrierefreiheit hat. „Derzeit ist ein durchgehender niveaugleicher Ein- und Ausstieg zwischen Bahnsteig und Fahrzeug im Schienenpersonennahverkehr in NRW noch nicht gegeben“, schreibt die Bahn.

Daher hat sich das Unternehmen per Grundsatzvereinbarung im vergangenen November dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2030 einen „niveaugleichen und weitgehend spaltfreien Ein- und Ausstieg für 90 Prozent der täglichen Fahrgäste“ zu schaffen.

Die Modernisierung des Bahnsteigs am Bahnhof Buer-Süd befinde sich Planung, so die Bahnsprecherin weiter, der Bahnsteig solle auf 76 Zentimeter erhöht werden. „Zudem sollen der Wetterschutz und die Beleuchtung neu gebaut werden“, kündigte die Sprecherin an. Einen Zeitraum, wann genau mit den Arbeiten begonnen wird, konnte die Bahn aber noch nicht nennen. „Derzeit befinde sich das Projekt noch in einer frühen Planungsphase, sodass die Nennung genauer Bauzeiträume noch nicht möglich ist“, so die Sprecherin.

Aktuelle Fallzahlen, neue Verordnungen, neue Erkenntnisse der Impfstoff-Forschung: Das Corona-Update hält Sie auf dem Laufenden. Im Internet können Sie sich auf corona-newsletter kostenlos für den Newsletter anmelden.