Strahlende Sterne, die Kugel mit Nostalgie-Note, altbackene Engelchen oder die Bastelarbeit aus Kinderzeiten – sie werden gehegt und gepflegt und kommen einmal im Jahr zu Ehren: als Festschmuck. Was drin ist am Baum verrieten schmückende Menschen wie Circuschefin Brigitte Probst zu Heiligabend.

Herr Direktor am Baum

Der Kellerkasten – genau, so etwas gibt es, wenn man unterwegs ist im Wohnwagen und keinen Keller hat – birgt den Weihnachtsschmuck der Familie Probst. Die feiert seit 13 Jahren Heiligabend am Tourneeort Gelsenkirchen mit Familie und Zirkustruppe. Zum Fest gehört nicht nur die große Runde, sondern auch die Spitze für den Baum. „Die ist uralt und gehörte der Mama meines Mannes. Das ist ein Überbleibsel aus Kriegszeiten. Die Familie hatte sonst fast alles verloren”, sagt Brigitte Probst. Irgendwann wollte sie das alte Stück mal ersetzen. Doch ihr Mann Reinhard beharrte: „Die kommt druff.” Baum schmücken ist bei Probsts übrigens Chefsache. Rot-gold wird dekoriert. „Mit vielen Holzteilen. Und einem ganz dicken Zirkusdirektor. Den hängt mein Mann immer rein, den hegt er und pflegt er, der wird später wieder in Watte gepackt.” 160 Bäume hat der Circus für sein Gastspiel im Revierpark als Deko geordert. Ins Wohnwagen-Wohnzimmer kommt auch ein echtes Exemplar. Brigitte Probst: „Mit Kunststoff haben wir nix zu tun.”

Kunst, Kinder, Kreative

In einem Galeriehaushalt voller Kunst geht es auch Heiligabend kreativ zu. „Ich versuche den Baum an die Umgebung anzupassen, aber die Kinder torpedieren das immer etwas”, lacht Jutta Kabuth.

Auch Mittwoch führten fünf Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren Schmück-Regie, nachdem Markus Kabuth das 3,25-Meter-Prachtexemplar eingestielt und aufgestellt hatte. Lila, Silber und Bronze dominieren diesmal, dazu gibt es passende Kugeln. Die hat Jutta Kabuth „in jeglicher Ausführung und Größe mit allem Schnick und Schnack”. Im Baum hängt auch wieder Weihnachtspost. Das Team um Caroline gab dafür das Okay. Was für die Zehnjährige noch fehlte? „Viiiiel Lametta!” Welche Farbe? „Silber.”

Goldige Zeiten

Klar, es ist nicht alles Gold was glänzt. Dass weiß auch Susanne Neumann als streitbare Gewerkschafterin und Reinigungskraft selbstverständlich. An goldige Weihnachtszeiten erinnern sie aber immerhin die Christbaumkugeln ihrer Kindheit. „Die sind bestimmt 50, 60 Jahre alt und stammen noch von meiner Oma. Die kommen jedes Jahr an den Baum. Mittlerweile sind es nur noch fünf Stück. Die sind mit Vorsicht zu genießen.” Wie heißt es doch: Glück und Glas, wie leicht bricht das...

Prager Spitze

Prager Motive hat St. Augustinus-Propst Manfred Paas in seinem Wohnzimmer an der Wand hängen: Die Karlsbrücke in Öl, Veitsdom im Hintergrund, Schlittschuhläufer auf der eisigen Moldau davor. „Das ist schön, weil es Kirche und Sport verbindet”, lächelt Paas, den eine innige Beziehung mit der Stadt und Freunden dort verbindet.

Die alten Gemälde zeugen davon – und der Baumschmuck an der Nordmanntanne davor. „Diese tschechischen Sachen hab' ich gerne”, sagt der Pfarrer Ausgesägte Krippenszenen und geflochtene Girlanden kommen ins Grün, dazu Fröbelsterne und, das Prunkstück, ein Strohstern auf die Spitze.

Heimarbeit aus Holz

Gut 30 Jahre ist es her, da hat Gabriele Preuß in Heimarbeit Dauerhaftes geschaffen: einen Set Weihnachtsdeko, der alle Jahre wieder den Familienbaum ziert. Vorgeformte Holzschablonen hat Preuß damals bemalt – „ganz traditionell und altmodisch in Rot und Gold”, sagt die SPD-Bürgermeisterin. Ein Rentier und eine Kirche, Schlitten, Stern und auch ein kleiner Holzsoldat gehören dazu. Heiligabend bleiben Baum und Zier zunächst allein. Gabi Preuß und ihr Mann Detlev „sind bei den Kindern eingeladen”.

Keinohrhase

Herzige Kinderwünsche, vor allem zu Weihnachten, kann man nur schwer abschlagen. Und so war es auch keine Frage, als Söhnchen Max mit knapp vier Jahren einst bat, doch auch einen kleinen Holzosterhasen in den Baum zu hängen. Gefragt, getan.

Dass damit eine Tradition begründet wurde, war für Werner Rybarski damals allerdings nicht abzusehen. „Er bestand darauf, dass der Hase danach immer wieder im Baum hing und gesucht werden muss”, sagt Rybarski. Max ist mittlerweile 19. Der Hase blieb, auch wenn er mittlerweile seine Löffel los ist. „Das ist ein Keinohrhase”, witzelt der Vater. Solche Ressourcen schonende Nachhaltigkeit dürfte ihn freuen – als Chef des Agendabüros.