Gelsenkirchen-Bulmke-Hüllen. Bootcamp-Training im Freien statt normaler Sportunterricht: Eine Abwechslung für die Schüler des Gelsenkirchener Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums.
Es regnet wie aus Eimern. „Das macht gar nichts“, stellt Trainer Philipp Zens klar. „Wir trainieren bei jedem Wind und Wetter – außer bei Gewitter.“ Die 15 Schülerinnen und Schüler des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums suchen unter dem Blätterdach eines mächtigen Baumes im Bulmker Park ein wenig Schutz. Pitschnass sind sie trotzdem alle nach ein paar Minuten. Macht aber gar nichts. Denn so eine Übungseinheit im Freien unter der Anleitung von zwei echten Bootcamp-Trainern ist doch mal eine willkommene Abwechslung zum üblichen Sportunterricht.
Sportunterricht der anderen Art im Freien – auch bei Dauerregen
Es ist Donnerstagnachmittag. Für die Elftklässler bricht soeben die zehnte Unterrichtsstunde an. Es war bis hierhin schon ein langer Tag für sie. Da sind die meisten Energiereserven natürlich schon aufgezehrt. Das lassen Timon Seitzer (28) und Philipp Zens (22) aber nicht gelten. Die beiden Coaches haben einen Auftrag: Sie wollen die 16- bis 17-jährigen Schüler, die da hinter ihren auf dem Rasen ausgerollten Isomatten stehen, trotzdem körperlich richtig fordern. Gemäß dem Motto: Wer richtig schwitzt, der spürt gar nicht mehr, dass er im Regen steht.
In der Schulturnhalle ist derzeit nichts möglich
Los geht’s mit einem ausgedehnten Aufwärmprogramm. Der Körper, der die Stunden zuvor meist regungslos über den Schultischen in den Kursräumen gebeugt war, muss nun erst einmal auf Betriebstemperatur gebracht werden. Diesen Part übernimmt Timon Seitzer. Der Fitnesstrainer war einst selbst Schüler am Gauß-Gymnasium – und Stefan-Philipp Meissner damals sein Sportlehrer. Der 39-jährige Meissner betreut auch diesen Kurs im Unterrichtsalltag. Und aus dem wollte er mit dem Besuch der Bootcamp-Kräfte bewusst ausbrechen. „Normaler Sportunterricht in unserer kleinen Halle ist aufgrund der Corona-Regeln derzeit gar nicht möglich“, sagt Meissner, der seit zehn Jahren an dieser Schule Sport und Pädagogik lehrt.
Er war es auch, der den Kontakt zu seinem Ex-Schüler Seitzer geknüpft hatte. Der ist genau wie Zens ausgebildeter Personal Trainer und arbeitet für den Outdoor-Fitness-Anbieter Original Bootcamp. Beide haben eigene Kurse, die sie leiten und trainieren. Der von Zens trifft sich zweimal pro Woche (dienstags und donnerstags, ab 19 Uhr) am See vor dem Wissenschaftspark in Ückendorf. Seitzer legt mit seinen Gruppen (dienstags und donnerstags, 19 uns 20 Uhr) vom Ehrenmal am Berger See aus los. Dort ist die Teilnahme kostenpflichtig. „Diese Schnupperstunde für die Schulen bieten wir kostenlos an“, so Seitzer.
Angebot ist für Gelsenkirchener Schulen gratis
Denn nicht nur das Gauß-Gymnasium soll von diesem Gratis-Angebot profitieren. Das Trainer-Duo hofft auf weitere interessierte Schulen im gesamten Stadtgebiet, die eine der sonst ausfallenden Sport-Doppelstunden ins Freie verlegen wollen. „Aus meiner Sicht ist das für die Schüler ein Rauskommen aus dem Unterrichtsalltag“, sagt Sportlehrer Meissner.
Das sieht Amelie genauso. Die 16-Jährige ist im Skiverein und in einem Fitnessstudio aktiv. Das Bootcamp-Training gefällt ihr. „Bis auf den Regen“, sagt sie und lacht. Dafür würden die beiden Trainer hier genauer auf den einzelnen Schüler eingehen können und ihm aufzeigen, wenn Bewegungsabläufe falsch ausgeführt werden. „Aber das Trainieren mit Musik finde ich super“, sagt Amelie. Am Ende gehen alle durchnässt und erschöpft, aber zufrieden zurück aus dem Park zur Umkleide in der Schulturnhalle. Auch die Klamotten von Trainer Philipp Zens triefen vor Nässe. „Ich mag dieses Trainieren bei Wind und Wetter draußen“, sagt er und lacht. „Da kommt in mir immer dieses gewisse Rocky-Feeling hoch.“
Kontakt zu den Bootcamp-Trainern
Alle Schulleiter oder Sportlehrer, die sich für dieses kostenlose Angebot der beiden Bootcamp-Trainer interessieren, können Kontakt zu Timon Seitzer aufnehmen unter: 0157/85 03 62 93.
Trainiert wird im Freien mit dem Eigengewicht des Körpers, aber auch mit Hanteln, Seilen und Bällen. Trainiert wird sogar im Winter im Dunklen. Dafür haben die Trainer eine mobile Lichtanlage im Gepäck.