Gelsenkirchen. Weil die Stadt Gelsenkirchen auf eine Mietzahlung für die Spielstätte bestand, verlegt ein kleiner Veranstalter sein Konzert nun nach Dorsten.
Das Konzert mit der deutsch-russischen Sängerin Maya Fadeeva am 2. Oktober wollte der Gelsenkirchener Verein zur Förderung von Jazz und Kunst eigentlich im Bürgerforum des Hans-Sachs-Hauses auf die Bühne bringen. Aufgrund der aktuellen Corona-Schutzverordnung dürfen dort statt der sonst üblichen 330 derzeit aber nur 90 Besucher hinein. Daher baten der Verein und die Veranstalterin zunächst die Stadtverwaltung, danach in einem zweiten Schritt sogar OB Frank Baranowski persönlich darum, die Miete zu erlassen. Vergeblich. Nun wurde die Reißleine gezogen – und das Konzert nach Dorsten verlegt.
Der Auftritt von Maya Fadeeva sollte im Rahmen der Reihe „Fine Art Jazz“ über die Bühne gehen. Deren Künstlerischer Leiter ist Bernd Zimmermann. „Wenn nur 90 statt 330 Leute hineindürfen, würde bei einem Ticketpreis von 21 Euro nach Abzug für Gema- und KSK-Gebühren nichts mehr für Künstler und Veranstalter übrig blieben“, berichtet er. Weil das keine Alternative sei, ging der Verein auf die Stadtverwaltung zu und bat um den Erlass der Mietkosten in vierstelliger Höhe.
Gleichstellungsgebot verbietet es der Stadt, einzelnen Veranstaltern Miete zu erlassen
Die Stadt lehnte aber ab und bezog sich in ihrer Begründung auf das Gleichstellungsgebot. Sie könne nicht dem einen Veranstalter die Miete erlassen und sie dann aber vom nächsten kassieren. „Wir sehen das anders“, so Zimmermann. Es gebe hoch subventionierte Anbieter auf der einen und eben kleine Veranstalter auf der anderen Seite. Gerade letzterer Gruppe habe extrem unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten. Man müsse halt wegen der Hygienevorschriften auf größere Spielorte ausweichen, damit überhaupt eine gewisse Anzahl an Zuschauern kommen darf. „Warum kann die Stadt in dieser für uns so schwierigen Phase nicht wenigstens bei gemeinnützigen Vereinen als Veranstalter auf die Mietkosten verzichten?“ fragt Zimmermann verärgert.
In seinem Antwortschreiben, das der Redaktion vorliegt, betont OB Frank Baranowski, dass der gemeinnützige Verein ohnehin nur reduzierte Mietkosten zahlen müsse – nämlich 40 Prozent des sonst üblichen Preises. „Zum anderen müssten die Räumlichkeiten dann grundsätzlich – im Rahmen der Gleichbehandlung – allen Kulturakteuren mietfrei zur Verfügung gestellt werden“, schreibt Baranowski. Und weiter: „Mir ist die existentielle wirtschaftliche Situation der Konzertveranstalterinnen und -veranstalter vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sehr wohl bewusst. Allerdings möchte ich Sie auch darauf hinweisen, dass von Bund und Land sowohl Wirtschaftsprogramme als auch spezielle Kulturhilfsprogramme aufgelegt worden sind, um die Situation abzufedern.“
Konzert steigt nun im Gemeinschaftshaus in Dorsten
Zimmermann entgegnet, dass von besagten Förderungen nur Veranstalter ab einer gewissen Größenordnung profitieren würden. „Und wir sind dafür leider einfach zu klein – und bekommen gar nichts“, so der Künstlerische Leiter. Zum Umzug des Fadeeva-Kozerts ins Gemeinschaftshaus Wulfen in Dorsten sagte Zimmermann, dass dort sofort und ohne jede Nachfrage ein hoher Preisnachlass für die Miete gewährt wurde. Rund 120 Leute finden dort nun Platz. Bereits erworbene Karten behalten ihre Gültigkeit.
Eine zweite Hiobsbotschaft erreichte den Verein zur Förderung von Jazz und Kunst dann am Wochenende: Das für den 25. September in der Glashalle von Schloss Horst geplante Konzert von Hakon Kornstad, das ursprünglich im Nordsternturm stattfinden sollte und bereits einmal verschoben werden musste, kann auch diesmal nicht stattfinden. In Kornstads norwegischer Heimat gilt Deutschland als Hochrisikogebiet. Weil er auf Tournee ist, wollte er sich nach der Gelsenkirchen-Reise nicht in die verpflichtende Quarantäne begeben. Neuer Termin: Mai 2021. Die Tickets behalten ihre Gültigkeit.