Buer. Faszinierende Ausstellung lockt alle Kulturfreunde ab 13. September ins Kunstmuseum Gelsenkirchen: Franziskus Wendels lässt Sperrmüll „glühen“.
Wer derzeit den taghell erleuchteten Kunstraum im Kunstmuseum betritt, der wird im ersten Moment fragen: „Wer hat denn hier den ganzen Sperrmüll deponiert?!“ Und so stehen da, scheinbar beliebig abgestellt: ein alter Bodenstaubsauger vor einem Lattenrost und einem Eishockeyschläger, direkt daneben Bretter, ein Paar Skier, Schlittschuhe und eine Personenwaage. Wie von Geisterhand erlischt plötzlich das Licht. Und das, was eben noch gestapelter Unrat an der Wand war, verwandelt sich in die atemberaubend leuchtende Skyline von Manhattan bei Nacht. Ein Effekt, der Staunen macht – einer phosphoreszierenden, hellgrün schimmernden Farbe sei Dank.
Künstler Franziskus Wendels erweist sich als ein Meister der Täuschung
„Hinters Licht geführt“ hat Franziskus Wendels seine Ausstellung genannt, die an diesem Sonntag um 11.30 Uhr im Museum am Rande der Horster Straße in Buer eröffnet. Und der Künstler aus Köln erweist sich tatsächlich als ein Meister der Täuschung. Denn mit seinen sieben Werken, die er vorstellt, erzeugt er jeweils zwei Realitäten.
Zum einen bei Tag (und Licht) der aufgetürmte Unrat, der auch als stille Kritik an unserer Wegwerfgesellschaft verstanden werden kann. Zum andern bei Nacht (und Dunkelheit) das verführerische Glühen der Großstadt-Lichter.
„Den Sperrmüll habe ich bei mir in der Nachbarschaft entdeckt“, erzählt der in der Eifel aufgewachsene und nun im Agnesviertel der Domstadt lebende Wendels. Jeden seiner Funde – bestehend mal aus 20, mal aus fünf Teilen – betrachtete er als intakte Einheit. Er hielt sie beisammenzuhalten, verarbeitete sie nur gemeinsam. „Diese Dinge erzählen auch eine Geschichte über ihren Vorbesitzer, der sie auf die Straße gestellt hat“, sagt Wendels.
Ein Notausgangsschild diente als Inspirationsquelle
Den Müll bestreicht er mit besagter phosphoreszierender Farbe. Diese hat er mit besonderen Leucht-Pigmenten angereichert und verrührt. Bei Licht bleibt sie für das menschliche Auge unsichtbar, erst wenn es erlischt, kann sie ihre volle Pracht und Wirkung entfalten. Ein mit dieser Farbe beschichtetes Notausgangsschild, das er früher oft im Blick hatte, entpuppte sich als Inspirationsquelle. Doch das Licht und seine Effekte spielen auch bei den Malereien von Franziskus Wendels stets eine zentrale Rolle.
Zwei der sieben nun in Buer ausgestellten Werke sind bereits älteren Datums – darunter auch „Landflucht 6“, wie er sein Manhattan-Werk genannt hat. Die übrigen fünf hat er extra für diese Ausstellung gefertigt. Und so verwandelt sich eine ausrangierte Gardine nach dem Drücken des Lichtschalters in einen Kronleuchter, aus der entsorgten Matratze wird der rettende Notausgang. Genau erklären will Wendels seine Werke nicht: „Ich mag keine Kunst mit Zeigefinger. Das finde ich langweilig, wenn der Zusammenhang vorgegeben ist.“
Parallel zum Abitur noch eine Bäckerlehre absolviert
Der 59-Jährige hat wahrlich einen verschlungenen Weg zurückgelegt, bis er beruflich am Ziel war: Parallel zum Abitur absolvierte er im elterlichen Betrieb eine Bäckerlehre. Dann studierte er Kunst (in Mainz) und fügte später noch Theologie auf Lehramt hinzu, um an Schulen unterrichten zu können. Auch ein Studium der Philosophie schloss Wendels dazu noch ab. „Doch mit dem ersten Kontakt zur Kunst war mir eigentlich klar: Das willst du später ganz sicher einmal mit deinem Leben machen.“
Für Wendels ist das nicht die erste Ausstellung im hiesigen Kunstmuseum. 2001 war er schon einmal hier. Seitdem hing eines der damals gezeigten Bilder als Dauerleihgabe in Buer. „2018 wurde aus der Leihgabe dann eine Schenkung“, so Museumsdirektorin Leane Schäfer. Der Künstler selbst hat nur gute Erinnerungen an Gelsenkirchen: „Hier hat damals alles gefluppt“, sagt Wendels und lacht.
Daten und Fakten zur Ausstellung in Gelsenkirchen
Die Eröffnung liegt auf dem Tag der Kommunalwahl. Künstler Wendels hat seine Stimmen bereits per Briefwahl abgegeben. Er wird bei der Eröffnung am Sonntag ab 11.30 Uhr im Kunstmuseum zugegen sein.
Museumsdirektorin Schäfer hofft, dass Kulturinteressierte vor oder nach dem Urnengang ins Kunstmuseum kommen, um sich die faszinierenden Werke anzuschauen. Die Ausstellung läuft bis 18. November. Geöffnet: Di.-So. 11-18 Uhr.