Gelsenkirchen. Wegen der Corona-Pandemie können die Akteure die Veranstaltungsräume im Maritim nicht mehr mietfrei nutzen. Sie suchen Alternativen.
Der Kaffee bleibt kalt. Vorerst zumindest. Denn „Melange“, der Verein zur Förderung der Kaffeehauskultur, ist heimatlos geworden. Seit 2004 erfreut die Literarische Gesellschaft auch in Gelsenkirchen die Menschen einmal im Monat mit einer fein dosierten Mischung aus Kabarett, Kleinkunst, Theater und Musik. Seit 2013 bespielte der Verein das Hotel Maritim am Stadtgarten, jetzt kann er das nicht mehr leisten.
Grund: Der Verein kann die Räume dort nicht mehr mietfrei nutzen. Die Ursache, dafür bedarf es keiner Kaffeesatz-Leserei, heißt Corona. „Unsere Veranstaltungen leben von Nähe und Intimität in gemütlicher Kaffeehaus-Atmosphäre“, sagt Thomas Eicher, der Geschäftsführer des Vereins: „Und genau diese Nähe ist derzeit nicht mehr möglich.“ Für den Verein heißt das: Weniger Zuschauer, weniger Einnahmen.
Gelsenkirchener Hotel begnügte sich bislang mit Verzehr-Einnahmen
Miete musste „Melange“ bislang nicht für die Veranstaltungsräume im Maritim zahlen. Das Hotel hatte stattdessen Einnahmen durch Getränke und Verzehr. Nun aber leidet auch die Hotellerie unter der aktuellen Corona-Krise. „Wir müssen derzeit alles auf den Prüfstand stellen und die Wirtschaftlichkeit hinterfragen“, bedauert Hoteldirektor Jochen Rönisch. Gerne hätte man die Räume weiterhin kostenfrei zur Verfügung gestellt: „Das ist keine Frage des Wollens, sondern der schlechten aktuellen Lage geschuldet.“
Nun geht der in Dortmund ansässige Verein, der bislang im ganzen Ruhrgebiet 20 Städte sehr erfolgreich mit feiner Kleinkunst von Chanson bis Kabarett bespielte, auf die Suche nach einem neuen Domizil. Das Prinzip sollte das gleiche wie immer sein: Der Hausbetreiber stellt einen Raum mietfrei zur Verfügung, verkauft dafür Speisen und Getränke an die Kleinkunstbesucher.
Verein Melange hofft, im Winter wieder Kleinkunst anbieten zu können
Der gemeinnützige Verein, der sich vor allem durch die Eintrittsgelder trägt, finanziert dafür die Honorare der Künstler, die Druckkosten für Programmflyer etc. Die Gelsenkirchener Melange-Organisatorin Ellen Stramplat hofft sehr, doch noch passende Räume und Kooperationspartner zu finden, um spätestens im Winter wieder ein Kleinkunst-Programm anbieten zu können.
Gestartet ist „Melange“ einst in den Räumen des Gelsenkirchener Kunstmuseums im Norden der Stadt, wechselte dann mitten in die City ins ehemalige Café Meißner, und ab 2013 ging’s auf die Maritim-Bühne.
Auch in anderen Städten hat Dortmunder Verein Probleme
Corona macht dem Verein allerdings nicht nur in Gelsenkirchen Probleme. „Von den bisher 20 Spielstätten in der Region können wir derzeit nur noch zehn bespielen“, bedauert Thomas Eicher. So manches Café oder Restaurant leide unter extremen wirtschaftlichen Nöten und stehe kurz vor der Aufgabe.
Illusionen gibt sich der Literaturwissenschaftler, Dozent, Rezitator und Kulturmanager Eicher nicht hin. Niemand wisse, was auf absehbare Zeit noch möglich sein werde. Dennoch bleibt er optimistisch und blickt nach vorne. Aufgeben ist seine Sache nicht: „Wir sind in Not, aber wir werden nicht verschwinden.“
In einigen Städten versucht sich „Melange“ mit Open-Air-Veranstaltungen, in anderen wechselt sie die Veranstaltungsörtlichkeiten. Darauf bauen die engagierten Kunstliebhaber nun auch für Gelsenkirchen.
>> Verein sucht Veranstaltungsräume
Wer dem Verein „Melange“ Räume empfehlen oder anbieten kann, meldet sich telefonisch unter 0231 4775981 oder per Mail an: eicher@melange-im-netz.de
Weitere Infos über dem Verein gibt es auf der Homepage: www.melange-im-netz.de