Buer. Dürfen Kanada- und Nilgänse am Berger See in Gelsenkirchen-Buer bejagt werden? Um diese Frage ist eine Debatte entbrannt. Das sind die Fakten.
Wie geht man mit den Kanada- und Nilgänsen rund um den Berger See um? Diese Frage bewegt die Gemüter in Gelsenkirchen – konkret geht es darum, ob die Tiere getötet werden dürfen. Nach dem WAZ-Bericht über die Vögel, die auch schon einmal die Straße überqueren, hatten sich viele Leser zu Wort gemeldet. Für die einen sind die Gänse eine Plage, für die anderen schützenswerte Lebewesen.
Eine Leserin hatte besorgt an die Redaktion geschrieben: Am Lohmühlenteich, so ihre Vermutung, seien Jäger unterwegs gewesen, die Gänse geschossen hätten. In ihrer Mail fordert sie, das „sinnlose Töten“ sofort zu beenden. Allerdings weiß man weder bei der Stadt noch bei Polizei oder Kreisjägerschaft davon, auch der zuständige Jagdpächter ist sich sicher, dass zum entsprechenden Zeitpunkt Mitte Juli dort keine Jäger unterwegs gewesen seien.
Das sagt die Gelsenkirchener Kreisjägerschaft zu dem Thema
Die Frage, ob man Kanada- und Nilgänse überhaupt jagen darf, ist schnell beantwortet: Ja, man darf. Laut NRW-Recht ist die Jagd auf beide Vogelarten in der Zeit vom 16. Juli bis zum 31. Januar gestattet – aus der Sicht von Stefan Lacher von der Gelsenkirchener Kreisjägerschaft gibt es dafür auch gute Gründe.
„Sowohl Kanada- als auch Nilgänse sind keine einheimischen Arten, sondern im Laufe der Zeit in unsere Region eingewandert“, sagt er. Sie würden einheimische Arten verdrängen, vor allem kleinere Wasservögel seien betroffen. Ein weiteres Problem sei die Verunreinigung, die diese Tiere verursachen, sowohl von Wegen als auch von Gewässern.
NABU unterscheidet zwischen Jagd und Wildtiermanagement
Allerdings seien die Parkanlagen von Schloss Berge ein befriedeter Bereich, die Jagd sei dort nur in Ausnahmefällen erlaubt. Das diene auch dem Schutz der Spaziergänger. Anders sei das im Lohmühlenpark, dort dürfe geschossen werden. „Aktuell werden die Tiere in Gelsenkirchen allerdings nicht bejagt“, teilte Stadtsprecher Martin Schulmann auf Anfrage mit.
Für den Naturschutzbund Deutschland (NABU) müsse man zwischen der Jagd auf eine Tierart und dem Wildtiermanagement unterscheiden. „Die Jagd ist erlaubt, wenn ich ein Tier nutzen will“, erläutert Eric Neuling, Referent für Vogelschutz. Das Wildtiermanagement sei davon abzugrenzen: Dabei gehe es vielmehr um die Regulierung des Bestandes einer Art. Dabei könne es vorkommen, dass Tiere getötet werden – das müsse aber nicht zwangsläufig der Fall sein.
Nilgänse sind aggressiver als Kanadagänse
„Man kann auf verschiedenen Wegen erreichen, dass sich die Gänse nicht dort aufhalten, wo sie nicht gewünscht sind“, so Neuling. So könne man etwa bevorzugte Liegeplätze dadurch für die Tiere unattraktiv machen, indem man das Gras hoch wachsen lässt – Kanadagänse bevorzugen kurz geschnittenes Gras.
Nilgänse: Ausgeprägt aggressiv
Die Nilgans ist eigentlich in Afrika beheimatet – dieser Tatsache verdankt sie auch ihren Namen. Seit dem 18. Jahrhundert werden die Tiere als Ziervögel in Europa gehalten. Seit den 1970er-Jahren erfolgt eine rasante Ausbreitung von einer aus den Niederlanden stammenden, wohl aus entflogenen Vögeln gebildeten Population.
Die Tiere können vor allem zur Brutzeit ein ausgeprägt aggressives Verhalten an den Tag legen, sowohl gegenüber Menschen als auch gegenüber anderen Vögeln. Die Nilgans steht auf der „Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“ der EU: Tiere, die auf dieser Liste stehen, dürfen nicht in die EU eingeführt oder dort gehandelt, gehalten, gezüchtet oder freigelassen werden.
Die untere Naturschutzbehörde der Stadt unterscheidet bei der Bewertung der Tiere auch zwischen den Kanada- und den Nilgänsen. Kanadagänse würden zwar ebenfalls für verschmutzte Wege sorgen, das sei aber auch schon das Schlimmste, was man über sie sagen könnte. Problematischer sei die Nilgans, die mit ihrem aggressiven Verhalten andere Vogelarten verdrängen würde.
Was die Verwertung der Tiere angeht: Stefan Lacher wüsste, was er mit einer Gans machen würde. „Die schmecken tatsächlich sehr gut“, sagt der Jäger.
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